STUTTGART. Es ist alles eine Sache der Erwartungen. Sind sie groß, klein, konkret oder eher vage? Davon hängt die Reaktion ab. Die Frage ist, was eine Stadt bieten muss, die Spielort der Fußball-Europameisterschaft ist. Stuttgart hat sich nach eigener Auffassung für das Großereignis herausgeputzt und allein 38 Millionen Euro für Bau-Maßnahmen, Sicherheits-Aspekte, gepflanzte Bäume und neue Grünflächen in die Hand genommen, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
Alles schön und gut. Aber der erste Eindruck zählt. Und da hapert's gewaltig. Ich vermisse vor allem auffallende Hinweise auf die Euro 2024. Riesige Plakate an den Ortseingängen sucht man vergeblich. Ein paar Fahnen vor dem Ortsschild, aber leicht zu übersehen. Auch in der Klett-Passage beim Hauptbahnhof, früher so etwas wie das vorzeigbare Drehkreuz der City, wird keine nennenswerte Botschaft in Sachen EM übermittelt. Wie sollen da Fußball-Muffel mitbekommen, dass gerade etwas Großes in der Metropole abgeht?
Vier Fan-Bereiche
Andere Gäste finden ebenfalls, dass das Turnier erst in der Nähe des Stadions richtig beworben wird. Die Stuttgarter Macher sehen es anders, wie ihr vollmundiges Motto unterstreicht: Die ganze Stadt ein Stadion. Passt zu den vier Fan-Bereichen, aber nicht zum Rest der City.
Das größte Manko ist der Flughafen-Bereich. Im Tor zur Welt wird auf das Turnier buchstäblich in weiter Ferne hingewiesen. Ganz oben im Abflug-Terminal unter dem Dach - noch hinter dem aufgehängten Doppeldecker - hängt das Plakat. Im Terminal daneben etwas sichtbarer, aber dafür flacher. Die Euro-Werbestrategen sollten sich mal eine Scheibe beim VfB abschneiden. Der schwäbische Vorzeigeclub hat in der Flughafen-Halle nach erfolgreicher Champions-League-Qualifikation ein übergroßes Plakat aufhängen lassen: »VfB Stuttgart international« ist darauf zu lesen. Doppelbödig, passend zum Airport. Ist doch gar nicht so schwer, gute und ins Auge springende PR zu machen.