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Aktuell KOMMENTAR

Der Sport hat eine moralische Verantwortung

Schon lange Zeit vor dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 hat sich eine russische Invasion angedeutet. Genau wie die westliche Politik ging aber auch der Sport dieser schwelenden Aggression gezielt aus dem Weg. Ein Jahr nach dem Beginn des Terrors stellt sich immer noch die grundlegende Frage: Wie umgehen mit Moskau und den völkischen Fantasien des Präsidenten Wladimir Putin?

Der Sport war aufgrund seiner moralischen und gesellschaftlichen Kraft per se noch nie unpolitisch, ist es aktuell nicht und wird es hoffentlich auch in Zukunft niemals sein. Der ehemalige südafrikanische Präsident und Apartheitskämpfer Nelson Mandela hat recht mit seinen Worten: »Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern«. Doch diese Kraft muss auch eingesetzt werden.

Die Stimmung im russischen Sport ist schlecht, Konsequenzen der weltweiten Sanktionen durch eine weitgehende Isolation sind spürbar. Viele Athleten und Vereine blieben zuletzt von großen Turnieren ausgeschlossen. St. Petersburg durfte vergangenes Jahr nicht das Fußball-Champions-League-Finale ausrichten. Doch die umstrittenen Pläne des Internationalen Olympischen Komitees um seinen Präsidenten Thomas Bach, russischen Sportlern die Teilnahme an den Sommerspielen 2024 in Paris – wenn auch nur unter neutraler Flagge – zu erlauben, konterkarieren dieses Vorgehen. Wenn sich Athleten, vor allem aber auch Funktionäre und Stars, davor scheuen, eindeutig Stellung zu beziehen, dann hat der Profi-Sport keine Daseinsberechtigung mehr. Wer sich immer noch nicht gegen Putins Krieg ausgesprochen hat, der legitimiert das Handeln des Präsidenten. Und dann steht der Sport eben nicht mehr für Fair-Play und seine moralische Verantwortung. Wenn sich des lieben Geldes wegen kategorisch weggeduckt wird, sobald auf dieser Welt Unrecht geschieht, dann steht der Sport nur noch für Moneten.

 

frank.wild@gea.de