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Corona-Schere: Nur Bayern klotzt auf dem Transfermarkt

Dass die Corona-Pandemie den Transfermarkt verändern wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Entsprechend ruhig geht es gerade zu. Nur der FC Bayern investiert kräftig.

Wechsel
Kommt aus Leipzig zum FC Bayern: Dayot Upamecano. Foto: Tom Weller/dpa
Kommt aus Leipzig zum FC Bayern: Dayot Upamecano. Foto: Tom Weller/dpa

LEIPZIG. Es ist nicht einmal ein halbes Jahr her, da malte Karl-Heinz Rummenigge ein eher düsteres Bild.

»Wir werden nächsten Sommer mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die Transfers tätigen können, die vor der Corona-Zeit noch möglich waren«, sagte der Vorstandschef des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München. Mit Wahrscheinlichkeiten ist das natürlich so eine Sache. Und so hatten die Bayern bereits vor dem Ende der gerade abgelaufenen Spielzeit fast 70 Millionen Euro in einen Spieler und einen neuen Trainer investiert. Ein Kontrastprogramm zum Rest der Liga.

Prominente Bayern-Abgänge

Trotz prominenter Abgänge wie David Alaba, Jerome Boateng und Javi Martinez steht auf der Einnahmenseite der Bayern die Null. Das soll sich natürlich in den kommenden Wochen noch ändern. So hofft man dem Vernehmen nach auf eine starke EM des Franzosen Corentin Tolisso, um ihn im Bereich der einst investierten 42 Millionen Euro weiterveräußern zu können. Zudem könnte der nach Marseille verliehene Michael Cuisance noch Einnahmen generieren.

Völlig spurlos ist Corona selbstredend nicht am Münchner Festgeldkonto vorbeigegangen. »Wir gehen von etwa 150 Mio Euro Mindereinnahmen aus seit März 2020«, betonte Präsident Herbert Hainer gegenüber »Bild«. Dass das bisher für bis zu 67,5 Millionen Euro eingekaufte Leipziger Paket mit Verteidiger Dayot Upamecano und Coach Julian Nagelsmann der letzte Akt auf dem Sommer-Transfermarkt ist, ist allerdings auch schwer vorstellbar.

Rückt der Nachwuchs in den Fokus?

Dass im Markt noch nicht allzu viel Betriebsamkeit herrscht, hat neben der EM viel mit einem Umdenken aufgrund der Pandemie zu tun. »Ich bin sicher, dass die Kader bei allen Clubs kleiner werden und Nachwuchsspieler vermehrt in den Fokus rücken«, sagte Mönchengladbachs Manager Max Eberl jüngst bei Sky. Dieser Zwang muss für den deutschen Fußball nicht unbedingt von Nachteil sein: »Das wird neue Talente auf den Platz bringen.«

Neben den Corona-Folgen gibt es auch noch ein zweites Problem für die deutschen Clubs. Der neue TV-Vertrag tritt in Kraft und wirft weniger Geld ab als die Vorgängerversion. »Das kommt jetzt geballt auf uns zu«, betonte Eberl und sein Hoffenheimer Amtskollege Alexander Rosen mahnte: »Der Transfermarkt wird im Sommer noch mehr einbrechen. Das Kapital im Markt ist stark reduziert, so dass es wenig Bewegung geben wird.«

BVB droht Sancho-Verlust

Das Ausmaß der Bewegung hängt wohl - mal wieder - an der englischen Premier League. »Sie wird den Markt ins Laufen bringen«, prophezeite Eberl. Der Auslöser dafür könnte sogar aus der Bundesliga kommen. Denn der Abgang von Dortmunds Jungstar Jadon Sancho scheint sich in diesem Sommer nicht mehr verhindern zu lassen. »Unter bestimmten Voraussetzungen darf er wechseln«, sagte BVB-Manager Michael Zorc der »Sport Bild« und verwies auf ein Gentlemen's Agreement. Der englischen Nationalspieler dürfte allerdings ein dreistelliges Preisschild haben - bezahlbar ist das aktuell wohl tatsächlich nur für eine Handvoll Clubs.

Und so kann der BVB optimistisch sein, seinen Wunderstürmer Erling Haaland noch eine weitere Saison halten zu können. Der bullige Norweger ist schlicht zu teuer. Da kann sich sein Berater Mino Raiola noch so oft bei Ausflügen nach Barcelona und Madrid fotografieren lassen. Zumal nun auch der ähnlich teure englische Nationalspieler Harry Kane auf dem Markt ist. Mit den Sancho-Millionen in der Hand würde dann der neue BVB-Trainer Marco Rose sicherlich auch den einen oder anderen Wunsch erfüllt bekommen.

Aktueller Transfermeister der Bundesliga ist übrigens RB Leipzig. Der Vizemeister hat für etwa 65 Millionen Euro fünf neue Spieler gekauft, durch die Abgänge von Upamecano, Nagelsmann und Hannes Wolf (Gladbach) im Gegensatz zu den Bayern allerdings schon mehr eingenommen. Zudem ist der FC Liverpool wohl kurz davor, bei Ibrahima Konaté die Ausstiegsklausel von 40 Millionen Euro zu aktivieren. So ein sattes Transferplus hatten sie am Leipziger Cottaweg noch nie. (dpa)