Miami (dpa) - Ihre Outfits wählten Star-Quarterback Patrick Mahomes & Co. mit Bedacht. In mehr oder minder geschmackvoll gemusterten Hawaii-Hemden landeten viele Spieler der Kansas City Chiefs zum Super Bowl in Miami - und zollten damit ihrem Trainer Tribut.
Der 61-Jährige trägt mit Vorliebe bunte Shirts, wenn er nicht gerade in Trainingsklamotten an der Seitenlinie seinen großen Traum verfolgt. Im Finale gegen die San Francisco 49ers will Reid in der Nacht zu Montag (0.30 Uhr/ProSieben und DAZN) endlich seine erste Meisterschaft in der National Football League feiern.
»Ich wäre wahrscheinlich glücklicher für ihn als für mich«, sagte Spielmacher Mahomes zuletzt über die Bedeutung des ganz großen Erfolgs für seinen Trainer. »Die ganze Arbeit, die er jeden Tag investiert. Überall wo er war, hatte er Erfolg, deshalb wollen wir ihm diesen Super Bowl holen.«
Insgesamt führte Reid seine Teams zu 221 Siegen in der NFL, liegt damit auf Rang sechs der Trainer-Bestenliste. Alle Coaches, die vor ihm platziert sind, stehen entweder bereits in der Ruhmeshalle des Footballs oder haben wie der noch aktive, sechsmalige Super-Bowl-Champion Bill Belichick reichlich Erfolge aufzuweisen. »Wir wollen, dass er als Legende in die Geschichte eingeht«, sagte Fullback Anthony Sherman über Reid. »Es wäre süß, den Super Bowl zu gewinnen, aber ich will für ihn gewinnen.«
Reid haftet das Stigma an, die großen Spiele eben nicht zu gewinnen. Bereits 2005 hatte er die Philadelphia Eagles in den Super Bowl geführt, scheiterte aber an den New England Patriots und Trainer-Mastermind Belichick. In seiner Laufbahn musste der bei den Spielern überaus beliebte Reid dabei auch abseits des Football-Felds schwere Zeiten durchmachen: Sein Sohn Garrett wurde 2012 nach einer Überdosis Heroin tot aufgefunden.
Im Jahr darauf übernahm Reid die Chiefs und führte Kansas City nun zum fünften Mal nacheinander in die Playoffs. Die kreativen, manchmal auch wilden Spielzüge der Offensive um Jungstar Mahomes sind dabei kein Zufall. Reid ist dafür bekannt, nicht den gewöhnlichen Weg zu gehen, Unkonventionelles mit Analytischem zu verbinden.
Dafür lieferte Sohn Britt eine schlüssige Erklärung aus seiner Biografie. Andy Reids Mutter Elizabeth war Radiologin, sein Vater Walter entwarf in Hollywood Kulissen. »Sie waren zwei grundsätzlich andere Menschen«, sagte Britt, der die Linebacker in der Chiefs-Verteidigung trainiert, über seine Großeltern. »Mein Vater ist selbst ein großartiger Künstler, zeichnet Karikaturen.«
Im Duell der Cheftrainer trifft Reid nun auf Kyle Shanahan, der erst in seiner dritten Saison in der Hauptverantwortung bei den 49ers steht. Der 40-Jährige musste bereits sein eigenes traumatisches Super-Bowl-Erlebnis bewältigen: Shanahan koordinierte die Offensive der Atlanta Falcons, als diese 2017 im NFL-Finale noch eine 28:3-Führung gegen die Patriots verspielten. So haben beide Trainer in diesem Super Bowl etwas zu beweisen.