Dortmund (dpa) - Selbst der ansonsten eher nüchterne Lucien Favre geriet regelrecht ins Schwärmen. Nicht nur das imposante Drei-Tore-Debüt von Erling Haaland in Augsburg (5:3), sondern auch die Trainingsleistungen des Neuzugangs hinterließen beim Dortmunder Trainer mächtig Eindruck.
»Er gibt immer Vollgas, will immer gewinnen und ärgert sich über jede vergebene Chance. Solche Spieler zu trainieren macht viel, viel Freude«, lobte der Fußball-Lehrer voller Hoffnung auf die nächste Gala des Norwegers im Duell mit den zuletzt viermal siegreichen Kölnern (Freitag/20.30 Uhr/DAZN).
Der vielbeachtete Auftritt in Augsburg hat den Hype um den in der Winterpause für 20 Millionen Euro verpflichteten einstigen Salzburger noch verstärkt. Dass Haaland mit diesem Rummel erstaunlich locker umgeht, nimmt Favre die Sorge vor einer Überforderung seines neuen Sturm-Juwels. »Erling ist total klar im Kopf, bringt viel Freude und ist immer gut gelaunt. Er macht das super«, befand der Schweizer. Gleichwohl regte BVB-Präsident Reinhard Rauball vor Medienvertretern einen maßvollen Umgang mit Haaland an: »Er ist 19 Jahre alt. Tut mir den Gefallen und gebt ihm eine Chance, dass er sich entwickeln kann.«
Selbst diese mahnenden Worte dürften jedoch nicht verhindern, dass Haaland auch am Freitag im Duell mit den aufstrebenden Kölnern im Mittelpunkt steht. Allerdings ließ Favre offen, ob er den bulligen Stürmer wie noch in Augsburg erst in der 2. Halbzeit einwechselt oder ihn diesmal in die Startelf beordert. Zur Erleichterung der eigens aus Norwegen angereisten TV-Journalisten, die seit Tagen aus Dortmund berichten, sprach er immerhin eine Einsatzgarantie für Haaland aus: »Machen sie sich keine Sorgen, er wird da sein.«
Auch in Köln war der Norweger vor der Partie ein großes Thema. »Ich hoffe, die tolle Geschichte setzt sich nicht fort, und wir bekommen ihn in den Griff«, sagte Torhüter Timo Horn. Bei allem Respekt vor Haaland wollte Markus Gisdol das Thema jedoch nicht überbewerten. »Ich bin kein Freund von großen Hypes. Man wird sehen, wie sich das weiter entwickelt«, kommentierte der Kölner Trainer.
Mit Bedacht erinnerte Gisdol daran, dass sein Team ohnehin vor einer großen Herausforderung steht: »Wir würden einen Fehler machen, wenn wir uns nur auf diesen einen Dortmunder Spieler konzentrieren. Dortmund hat eine ganze Reihe an exzellenten Spielern – ob Sancho, Hazard, Reus oder Götze. Es ist immer Top-Qualität.« Als zusätzliche Motivationshilfe könnte der Coach auf die ernüchternde Bilanz verweisen. Schließlich hat die Borussia seit fast 29 Jahren daheim nicht mehr gegen den FC verloren. Eine solch lange Serie gibt es gegen keinen anderen Verein.
Nach zuletzt vier Siegen in Serie über Leverkusen (2:0), Frankfurt (4:2), Bremen (1:0) und Wolfsburg (3:1) wähnen sich die Kölner jedoch für die schwere Aufgabe gerüstet. Viel wird davon abhängen, wie sehr sich die von Gisdol seit seinem Amtsantritt am 19. November besonders geförderten Jung-Profis wie Jan Thielmann (17 Jahre), Noah Katterbach (18), Ismail Jakobs und Sebastiaan Bornauw (beide 20) von der Atmosphäre im mit 81 365 Zuschauern ausverkauften Stadion beeinflussen lassen. Gisdol sieht da keine Probleme: »Die Jungs sind Fußball-Fans. Die freuen sich auf den Auftritt dort.« Lächelnd fügte er an: »Wir fahren jedenfalls nicht dahin, um uns am Freitagabend etwas die Zeit zu vertreiben.«
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