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Bierhoff kann nur der Anfang sein

Oliver Bierhoff
Oliver Bierhoff. Foto: Alex Grimm/Getty Images Europe/DFB/dpa
Oliver Bierhoff.
Foto: Alex Grimm/Getty Images Europe/DFB/dpa

Die vergangenen Tage gewann man fast den Eindruck, als würde Oliver Bierhoff die Haupt-Verantwortung für die WM-Blamage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft tragen. Plötzlich konzentrierte sich fast alles auf den DFB-Direktor, als hätte er das Team falsch aufgestellt, verwunderliche Wechsel vorgenommen und es nicht verhindert, dass hier zwar elf Profis, aber eben auch keine Mannschaft auf dem Platz in Katar stand.

Bierhoff hatte zweifellos Angriffsflächen geboten, indem unter seiner Führung das Fußball-Aushängeschild nach dem Titelgewinn 2014 den Kontakt zur Fan-Basis verlor. Die Entwicklung des völlig nichtssagenden Begriffs »Die Mannschaft« trug nicht zur Identifikation mit dem Nationalteam bei. Zudem schlug das Krisenmanagement des damaligen DFB-Direktors im Zusammenhang mit den Fotos von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan fehl. Ganz offensichtlich wollte Bierhoff nicht allein der Sündenbock sein und zog seinerseits den Schluss-Strich.

Von allen möglichen Namen, die nun als Nachfolger gehandelt werden, wäre Matthias Sammer mit Sicherheit der interessanteste. Im Erscheinungsbild nicht so weltmännisch wie Bierhoff, aber mit klaren Vorstellungen. Als ehemaliger Sportmanager des Verbandes würde er auch die notwendige Innensicht auf den Deutschen Fußball-Bund als Erfahrung mitbringen. Von ihm könnte ein Bundestrainer nicht nur Rückendeckung, sondern auch deutliche Vorgaben erwarten.

Die offene Personalie dürfte Hansi Flick ins Grübeln bringen. Durch seinen Rücktritt hat Bierhoff dafür gesorgt, dass sich der Blick nun zwangsläufig wieder verstärkt auf den Bundestrainer richtet. Indem sich Flick in der Öffentlichkeit seit dem WM-Debakel keineswegs selbstkritisch präsentiert hat, lässt er eine wesentliche Voraussetzung für sein Amt vermissen. Ein Wechsel auf Bierhoffs Stuhl allein darf nicht das Ende der Aufarbeitung sein. Nach drei nacheinander in den Sand gesetzten Großereignissen muss ein richtiger Schnitt, ein kompletter Neuanfang her.

Ob Flick die Zeichen der Zeit erkannt hat?

 

frank.pleyer@gea.de