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Ammerbucher Rennfahrerin wird Dritte bei der Truck-Europameisterschaft

Die Ammerbucherin gehört in der Truck-EM seit Jahren zur Weltspitze. Jetzt klappte es auch mit dem Podestplatz in der Europameisterschafts-Wertung.

Die Ammerbucherin Steffi Halm (rechts) mit der silbernen Trophäe für Platz drei in der Truck-Europameisterschaft.
Die Ammerbucherin Steffi Halm (rechts) mit der silbernen Trophäe für Platz drei in der Truck-Europameisterschaft. Foto: KIENBERGER
Die Ammerbucherin Steffi Halm (rechts) mit der silbernen Trophäe für Platz drei in der Truck-Europameisterschaft.
Foto: KIENBERGER

JARAMA. Diesem Erfolg fuhr sie seit Jahren hinterher. Team-Europameisterin war sie schon, doch in der Einzelwertung wollte es mit dem Sprung auf das EM-Podium wieder und wieder nicht klappen. Seit Jahren gewann Steffi Halm immer wieder Rennen in der Truck-Europameisterschafts-Serie. In der Gesamtwertung war sie auch immer auf vorderen Plätzen zu finden: Allein drei Mal wurde sie EM-Gesamt-Vierte, hinzu kamen fünfte und sechste Plätze. Nur der Podestplatz fehlte. Doch nun, im zwölften Jahr, brach die Rennfahrerin aus Ammerbuch den Bann. In einem Krimi im Kampf um Rang drei lag die Rennfahrerin aus Ammerbuch am Ende gerade mal fünf Punkte vor Verfolger Sascha Lenz - nach insgesamt 30 Saison-Läufen.

Entsprechend groß war der Jubel bei ihr und dem Schwabentruck-Team nach dem letzten Lauf im spanischen Jarama. »Es war all die Jahre wie verhext«, sagt die 41-Jährige. Direkt nachdem sich ihr sehnlicher Wunsch erfüllt hatte, sei es »sehr surreal« gewesen. Doch die Siegerehrung noch am selben Tag neben dem Serien-Champion Norbert Kiss (Ungarn) und ihrem zweitplatzierten Teamkollegen Jochen Hahn, als sie die silberne Trophäe in den Händen hielt, machten ihr deutlich, dass ihr Erfolg real war, dass sie es endlich geschafft hatte.

Wechselbad der Gefühle

Spannender hätte die Entscheidung nicht sein können. Halm, die im Saisonverlauf in der Gesamtwertung meist auf Rang drei gelegen war, erlebte ein Wechselbad der Gefühle. Bei der vorletzten EM-Station in Le Mans musste sie nach einem missglückten Qualifying als Zwölfte ins erste Rennen gehen. Dadurch drohte sie gegenüber Lenz viele Punkte zu verlieren. »Ich dachte, jetzt ist es gelaufen«, blickt Halm zurück. Doch nachdem sie mit einer bärenstarken Aufholjagd in diesem Lauf noch Fünfte geworden war, sah die Welt ganz anders aus: Alles war wieder offen.

Mit einem Punkt Rückstand auf Lenz ging die einzige Fahrerin im EM-Teilnehmerfeld in die letzte Station Jarama. "Auf der Rennstrecke nördlich von Madrid zog sie nach Rang sechs im ersten Lauf wieder an Lenz in der Gesamtwertung vorbei. Noch besser lief es im nächsten Durchgang, als die frühere Rückraumspielerin im Handball Zweite wurde, Lenz Neunter. Damit führte Halm in diesem Duell nun mit zwölf Punkten. Das war aber noch keine Vorentscheidung, weil es im Truck-Rennsport so ist, dass das Ergebnis des letzten Laufs die Startaufstellung des nächsten Durchgangs bestimmt. Der Achte startet als Erster, der Siebte als Zweiter und so weiter. Also ging Halm als Siebte ins Rennen, in dem sie am Ende Sechste wurde.

Steffi Halm (vorne) verteidigt in ihrem Schwabentruck-Iveco im letzten Saison-Lauf nervenstark ihren dritten Platz.
Steffi Halm (vorne) verteidigt in ihrem Schwabentruck-Iveco im letzten Saison-Lauf nervenstark ihren dritten Platz. Foto: Kienberger
Steffi Halm (vorne) verteidigt in ihrem Schwabentruck-Iveco im letzten Saison-Lauf nervenstark ihren dritten Platz.
Foto: Kienberger

Nun hing alles vom letzten Lauf der Saison ab. »Die Anspannung war sehr, sehr hoch«, schildert die Renn-Amazone die Situation. Die Ammerbucherin, die weiter vor Lenz in der Gesamtwertung lag, ging als Dritte ins Rennen, bewies eiserne Nerven und verteidigte diese Position erfolgreich bis zur Zieldurchfahrt. Entsprechend groß war der Jubel beim Rennstall über den dritten EM-Platz in der Fahrer-Wertung, zu dem noch Rang zwei für das Team Schwabentruck gemeinsam mit Team Hahn Racing kam: »Wir haben ordentlich gefeiert.«

Halms dritter Rang ist der beste Beweis, dass sich Frauen im Rennsport vor Männern nicht zu verstecken brauchen. Allein entscheidend, ob man zu den Besten der Welt zählt, ist neben den fahrerischen Qualitäten die nötige Aggressivität und Härte am Lenkrad. »Wenn man im Zweikampf anfängt, zurückzuziehen, ist man raus«, weiß die zweifache französische Truck-Championesse. Ihre Anfänge im Rennsport hatte sie mit Siegen in Kart-Meisterschaften, ehe sie in verschiedenen Markenpokal-Wettbewerben wie dem Alfa 147 Cup und der Mini-Challenge ganz nach vorne fuhr.

Der weiß auf blaue Endstand in der Truck-EM 2025: Steffi Halm als Dritte mit knappem Punkte-Vorsprung vor Rang vier.
Der weiß auf blaue Endstand in der Truck-EM 2025: Steffi Halm als Dritte mit knappem Punkte-Vorsprung vor Rang vier. Foto: Kienberger
Der weiß auf blaue Endstand in der Truck-EM 2025: Steffi Halm als Dritte mit knappem Punkte-Vorsprung vor Rang vier.
Foto: Kienberger

Im Alltag, wenn sie nicht Überholmanöver um EM-Punkte startet, ist die Diplom-Verwaltungswirtin beim Regierungspräsidium Tübingen beschäftigt. Für ihre Rennen nimmt sie jeweils Urlaubs-Tage. Ohne den Rückhalt ihrer Familie könnte sie ihrer Leidenschaft für den Rennsport nicht nachgehen. »Meine Eltern, meine Partnerin, die Kinder, die ganze Familie - wir alle lieben diese Geschichte«, sagt Halm. Nun wird der Blick bereits auf die kommende Saison gerichtet. Man sei »voll motiviert«, den Abstand auf den siebenfachen Champion Kiss zu verringern. Bei ihrem 1.200 PS starken und 5,3 Tonnen schweren Iveco, bei dem Motor, Getriebe und Wassertanks zum Kühlen der Bremsen im Rahmen integriert sind, »wollen wir schauen, was wir machen, was wir umbauen können.« Damit sie auf Kursen wie dem Nürburgring, wo oft bis zu 130.000 Fans der Faszination der Renn-Laster erliegen, im belgischen Zolder oder auf ihrer Lieblingsstrecke Misano (Italien) mit weiteren Top-Ergebnissen an diese Erfolgs-Saison anknüpfen kann. (GEA)