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Allein, aber korrekt den Traum verwirklichen

Malaika Mihambo aus Oftersheim erreicht das EM-Finale, in dem Heike Drechsler den Sand glattziehen wird

Mit 6,71 Meter ins Finale: Weitspringerin Malaika Mihambo. FOTO: DPA
Mit 6,71 Meter ins Finale: Weitspringerin Malaika Mihambo. FOTO: DPA
Mit 6,71 Meter ins Finale: Weitspringerin Malaika Mihambo. FOTO: DPA

BERLIN. Weitspringerin Malaika Mihambo aus Oftersheim, dem kleinen Örtchen zwischen Heidelberg und Speyer, hofft inständig darauf, dass bei ihrem EM-Endkampf am Samstag weder ein Messfehler noch ein Bedienfehler den Wettkampf beeinträchtigt. Lust darauf, so irritiert zu werden wie der Stuttgarter Silbermedaillengewinner Fabian Heinle am Mittwochabend, hat sie keine.

Heinles vierter Versuch war erst mit 7,77 Meter gemessen, dann aber nach Protest gegen die offenkundige Falschwertung mit 8,02 Meter nachgebessert worden. Auch andere Athleten protestierten während des Finals gegen die gemessenen Weiten. Im Qualifikations-Wettkampf tags darauf wurden die Weiten zwar nicht falsch gemessen, aber aufgrund technischer Probleme nicht sofort angezeigt, sondern zeitlich erst viel später. Das focht die deutsche Meisterin von der LG Kurpfalz aber nicht an. Sprunggewaltig, elegant und im Schnelldurchgang schaffte sie es gleich, sich mit ihrem ersten Versuch mit 6,71 Metern fürs Finale zu qualifizieren. Die dafür geforderte Weite von 6,67 Metern schafften dagegen die zuvor ebenso wie Malaika Mihambo hochgelobten Siebenmeter-Springerinnen Sosthene Moguenara aus Wattenscheid als 17. mit 6,54 Metern und Alexandra Wester aus Köln als 15. mit 6,55 Metern nicht.

Obschon nach eigener Aussage gut in Form, hatten beide mit ihrem Anlauf Probleme. Weinend lagen sich die Zwei anschließend in den Armen. »Es war einfach Pech. Es gibt so Tage, an denen es nicht sein soll«, sagte Wester anschließend stellvertretend für beide.

Drittbeste in der Qualifikation

So einen Tag hatte die Weltjahres-Zweite (6,99 Meter) Malaika Mihambo nicht erwischt. So kann die Olympiavierte von Rio und EM-Dritte von 2016 und Hallen-WM-Fünfte dieses Jahres bei der Heim-EM um eine Medaille mitkämpfen. »Es war mein Ziel, Kraft zu sparen und gleich im ersten Versuch alles klar zu machen«, sagte die 24-Jährige anschließend strahlend. Insgesamt zog die Studentin der Politikwissenschaften an der Universität Mannheim als Drittbeste ins Finale der besten zwölf Weitspringerinnen ein. Nachdem sie schon U 20- und auch U 23-Europameisterin geworden ist, fehlt der Athletin der LG Kurpfalz, deren Vater aus Sansibar stammt, noch Gold bei den Erwachsenen.

Doch laute Kampfansagen sind nicht ihr Ding, obschon sie sagte: »Ich weiß, dass ich sieben Meter springen kann.« Ein Zentimeter fehlt ihr noch bis zu der Weite. »Ich schaffe es einfach, im Wettkampf da zu sein«, charakterisierte sie selbst eine ihrer Stärken, um weiter auszuführen: »Eine Taktik für das Finale habe ich noch nicht, ich will da einfach mein Bestes geben. Jetzt erhole ich mich erst einmal, gehe ein bisschen spazieren, lege mich ins Eisbad und freue mich auf Samstag.«

Darauf freut sich auch Weitsprung-Ikone Heike Drechsler. Die dreimalige Olympiasiegerin (53) ist an der Weitsprunggrube Kampfrichterin. Ihre Aufgabe ist dabei, wie sie selbst sagte, »eine vergleichsweise einfache. Ich habe nur den Sand glatt zu ziehen, aber eben manchmal stundenlang«. Doch auch sie würde sich über eine deutsche Europameisterin freuen. Sie selbst holte fünf Mal EM-Gold.

Und Drechsler versicherte nach den Aufregungen im Weitsprungfinale der Männer am Tag zuvor: »Das Kampfrichterteam hat mit der ganzen Sache nichts zu tun gehabt. Wir haben unsere Arbeit gemacht. Das war alles korrekt.« Ganz korrekt will auch Malaika Mihambo ihren Traum verwirklichen. (GEA)