Leicester (dpa) - 30 Jahre Wartezeit dürften im Mai ein Ende haben. Mit der 4:0-Gala im Topspiel bei Leicester City ist dem FC Liverpool und Trainer Jürgen Klopp die erste Meisterschaft seit 1990 kaum mehr zu nehmen.
Und während sich die Fußballwelt bereits vor den Reds verneigt, bleibt Klopp vorsichtig. Die mögliche Story, dass eine Mannschaft in England den größten Vorsprung noch verspielt hat, »kann ich selber schreiben«. »Das klingt sehr negativ für mich«, erklärte er. »Daher konzentrieren wir uns nur darauf, was wir zu tun haben.«
13 Punkte beträgt der Vorsprung auf Leicester City, dazu noch ein Nachholspiel bei West Ham United in der Hinterhand. Titelverteidiger Manchester City hatte die Möglichkeit, seinen Rückstand am Freitagabend bei den Wolverhampton Wanderers auf elf Punkte zu verkürzen. »Wir haben es nicht einmal thematisiert. Es ist einfach nicht interessant«, sagte Klopp über die deutliche Führung.
Doch wer soll dem erst vor knapp einer Woche gekürten Club-Weltmeister noch ansatzweise gefährlich werden können? Im Vergleich zu Manchester City müssten die Reds gleich mehrmals patzen. Der Champions-League-Sieger hat 2019 seit 35 Partien in der Premier League nicht mehr verloren. Für die die BBC ist daher »die Sonne, den Mond und die Erde« näher an Liverpool dran als die Verfolger.
Das bislang so furios aufspielende Leicester wurde am traditionellen Boxing Day dermaßen vorgeführt, dass selbst der nicht gerade als Liverpool-Fan bekannte französische Ex-Torjäger Thierry Henry ins Schwärmen geriet. »Abnormal«, nannte der frühere Arsenal-Stürmer den Auftritt des FC Liverpool am Weihnachtsspieltag. »Die Meisterschaft ist nur noch eine Frage der Zeit. Sie sind nicht mehr aufzuhalten.«
»Es ist noch nichts entschieden«, entgegnete Klopp. Vielleicht erinnerte sich der 52-Jährige an seine Zeit als Mainz-Trainer, als er in der 2. Bundesliga zweimal kurz vor der Zielgeraden am Aufstieg scheiterte. Oder an das vergangene Jahr, als sein Club teilweise mit neun Zählern vor Man City führte und doch nur der beste Zweite der Premier-League-Historie wurde. »Es ist die Premier League«, sagte der mit einem Treffer und zwei Vorlagen überragend aufspielende 21 Jahre alte Trent Alexander-Arnold. »Alles kann passieren.«
Leicester-Trainer Brendan Rodgers glaubt daran nicht mehr. Unter dem Klopp-Vorgänger schrammte der Verein in der Saison 2013/14 trotz bester Ausgangslage knapp am Titel vorbei. Doch mit den Siegen in der europäischen Königsklasse, im Supercup und bei der Club-WM habe sein Ex-Club »dieses bestimmte Gefühl« entwickelt. »Sie haben die Power und die Stärke und vor allem jetzt das Vertrauen in sich selbst.«
Für Klopp zählt nur die nahe Zukunft. Am Sonntag (17.30 Uhr/Sky) geht es mit dem Heimspiel gegen die unangenehmen Wolverhampton Wanderers weiter. »Wir wollen über unsere Erfolge später im Leben sprechen«, sagte Klopp. »Jetzt wollen wir nur an die nächsten Gegner denken und auf alles vorbereitet sein.«