REUTLINGEN. Der deutsche Fußball ist reich an Geschichten und Legenden. Aber was wäre, wenn alles ganz anders gekommen wäre …? Der Münchner Autor Jörg Heinrich erfindet in seinem Buch die Geschichte des deutschen Fußballs neu. In 45 Kapiteln ist nichts unmöglich, von Weltmeister DDR bis zu den Löwen als das Real Madrid von Giesing.
Was wäre, wenn Helmut Rahn beim Wunder von Bern nicht aus dem Hintergrund geschossen hätte? Heinrich schreibt die Geschichte anders. In der 84. Minute im WM-Endspiel 1954 zwischen Ungarn und Deutschland müsste Rahn schießen. »Aber Rahn schießt nicht«, hadert Rundfunkreporter Herbert Zimmermann, »er passt zu Ottmar Walter, der den Ball verliert«.
Kein Wunder von Bern
Letztlich schießt Ferenc Puskas das 3:2-Siegtor für Ungarn, und es gibt kein Wunder von Bern. Herbert Zimmermann, der 1966 im Alter von 49 Jahren gestorben ist, steht in mehreren Kapiteln im Blickpunkt. Was wäre, wenn er den deutschen WM-Sieg 1990 gegen Argentinien, was wäre, wenn er das WM-Fiasko in Katar übertragen hätte? Heinrich erzählt auch die Story von Franz Beckenbauer, der 1958 als Zwölfjähriger im Trikot des Obergiesinger Clubs SC München 1906 eine Watsch’n von 1860-Spieler Gerhard König erhielt. Beckenbauer hätte sich ohne diese Ohrfeige 1860 und nicht dem FC Bayern angeschlossen. Die Sechziger wären zum Dominator in Deutschland aufgestiegen, Uli Hoeneß hätte seine Triumphe als Spieler und Manager mit 1860 gefeiert.
Was wäre, wenn Schalke 04 im Jahr 2001 tatsächlich die deutsche Meisterschaft hätte feiern dürfen? Was wäre das für eine spontane Straßenparty geworden? Letztlich waren die Schalker nur die Meister der Herzen. Auch der ehemalige Tennis-Star Boris Becker spielt eine Rolle. Nach zwei Siegen auf dem Heiligen Rasen von Wimbledon wechselt Becker die Sportart. Der Fußballer Becker stürmt fortan für den VfB Stuttgart an, mit dem er spektakuläre Erfolge feiert. Heinrich schaut auch in die Zukunft. Nach 17 Jahren in der 2. Liga schafft der Hamburger SV dank Super-Trainer Heiko Westermann den Aufstieg in die Bundesliga.
Jörg Heinrich bietet 45 alternative Fußball-»Fakten«, über die man größtenteils schmunzeln kann. Einige skurrile Geschichten allerdings reißen den Leser nicht vom Hocker. (GEA)