Logo
Aktuell Randnotiz

2. Bundesliga: Absurd und unberechenbar

Vorne wie hinten brennt's lichterloh. Weil es kein Mittelfeld gibt und es praktisch für alle Mannschaften noch um was geht, scheuen die Verantwortlichen keine noch so wild anmutende Personalentscheidung. Über eine Liga, in der man nichts ausschließen sollte.

Hat ausgecoacht: (Der jetzt) Ex-Köln-Trainer: Gerhard Struber.
Hat ausgecoacht: (Der jetzt) Ex-Köln-Trainer: Gerhard Struber. Foto: Becker/dpa
Hat ausgecoacht: (Der jetzt) Ex-Köln-Trainer: Gerhard Struber.
Foto: Becker/dpa

KÖLN. Wer auch sonst?! Der ewige »Feuerwehrmann« Friedhelm Funkel soll also den taumelnden 1. FC Köln in den verbleibenden beiden Spielen irgendwie auf dem zweiten Tabellenplatz halten und irgendwie wieder zurück in die Fußball-Bundesliga führen. Wirklich völlig egal wie. Sechsmal ist es dem 71 Jahre alten Trainer, der eigentlich schon vor gefühlt zehn Jahren in Rente gehen wollte, mit verschiedensten Club bereits gelungen, in die Bundesliga aufzusteigen. Da kann natürlich keiner mithalten.

Der Doppel-Rausschmiss von Trainer Gerhard Struber und Geschäftsführer Christian Keller zeigt einmal mehr: Diese zweite Liga ist einfach nur absurd und absolut unberechenbar. Vorne wie hinten brennt's lichterloh. Weil es in dieser Spielzeit kein Mittelfeld gibt und es praktisch für alle Mannschaften im Saisonfinale um was geht, scheuen die Verantwortlichen keine noch so wilde Personalentscheidung. Das Erstaunliche: Offenbar zahlt sich diese verrückt anmutende Hire-and-Fire-Kultur a la Elon Musk sogar noch aus.

Münster und Ulm als wilde Beispiele

Man nehme Preußen Münster. Ein Club, der jahrelang im Drittliga-Mittelmaß seine Daseinsberechtigung fristete, und 2020 in der Regionalliga endgültig von der Profi-Landkarte verschwand. Trainer Sascha Hildmann schaffte sich mit dem direkten Durchmarsch in die 2. Bundesliga im Sommer 2024 dann endgültig ein ewiges Denkmal in der Stadt des Tatorts mit den besten Einschaltquoten. Nicht einmal der verrückt anmutende Dr. Boerne wäre vermutlich auf die Idee gekommen, den Erfolgscoach des großen Underdogs bei realistischen Chancen auf den Klassenverbleib drei Spieltage vor Schluss seines Amtes zu entheben. Doch der Drang nach dem neuen Impuls - ist das eigentlich der meist zitierte Satz im Profifußball? - ließ die Verantwortlichen zu dieser Entlassung hinreißen. Das Ergebnis in Spiel eins nach Hildmann: Ein 5:0 beim Tabellendritten Magdeburg. Mit anderen Worten: Diese Liga ist tatsächlich nicht in Worte zu fassen.

Exakt das gleiche Spiel beim SSV Ulm 1846, wo Coach Thomas Wörle nach dem sensationellen Doppel-Aufstieg vor wenigen Wochen von seinen Aufgaben entbunden wurde. Und das trotz eigentlich durchweg ansprechenden Leistungen - aber leider fehlenden Punkten - im deutschen Unterhaus. Doch auch hier gab es den sogenannten Trainereffekt. Interimscoach Robert Lechleiter holte in sieben Spielen bislang starke drei Siege und ein Remis. Doch ausgerechnet durch den Kantersieg von Münster ist die Ausgangslage im Kampf um den Relegationsplatz nun maximal schlecht.

Übrigens kommt es am letzten Spieltag zum großen Showdown zwischen den beiden Aufsteigern. Nicht ausgeschlossen, dass die Entscheidungsträger dann nochmals zum wirklich allerallerallerletzten Strohhalm greifen. Denn in dieser 2. Bundesliga sollte man grundsätzlich nichts ausschließen. Auch nicht, dass der Hamburger SV den nun fast sicheren Aufstieg auf den letzten Metern wieder vergeigt. Und erst Recht nicht, dass Feuerwehrmann Funkel die Drehleiter am Dom in Richtung direkter Bundesliga-Rückkehr ausfährt. (GEA)