BAD URACH. Ekke Hoffmann war von Geburt an ein Christkind. Wer am 24. Dezember auf die Welt kommt, bekommt dann gleich zwei Mal Geschenke. In seiner Kindheit hat man das im Hause Hoffmann originell gelöst: »Dann gab’s morgens einen Skistiefel zum Geburtstag und abends einen zu Weihnachten«, erzählt der gebürtige Stuttgarter mit einem Schmunzeln. Jetzt steht Heiligabend wieder vor der Tür. Am Sonntag wird der ehemalige Frauenhandball-Bundestrainer 80 Jahre alt.
Mit der Familie und Freunden hat er in der Krone in Bempflingen schon vorausgefeiert, damit’s am Ehrentag zu Hause »etwas entspannter wird«. Ein Herzinfarkt vor einem Jahr, in dessen Folge ihm in zwei Operationen insgesamt elf Stents eingesetzt wurden, hat ihn zwischenzeitlich ausgebremst. Seit zwei Monaten spielt er aber wieder Tennis, hat auch das Skifahren wieder aufgenommen, liest viel, besucht dazu im Studium Generale Vorlesungen über Politik und Geschichte. »Ich fühl’ mich wohl«, sagt Hoffmann.
»Ich hatte den Ruf, dass ich der Strengste bin«
Das war früher nicht anders. Andernfalls hätte er nicht so viele Jobs nebeneinander gemacht. Der in Bad Urach-Sirchingen lebende Schwabe war Werkrealschul-lehrer (»Ich hatte den Ruf, dass ich der Strengste bin. Trotzdem haben sich schon ehemalige Schüler bei mir bedankt«), hat parallel dazu weitere Aufgaben übernommen: Lehrbeauftragter für die damalige Pädagogische Hochschule in Reutlingen, Beauftragter für Jugend trainiert für Olympia und in der Lehrerfortbildung engagiert. »Es hat mir gefallen, wobei das Ganze ineinander gegriffen hat.« Das galt auch für den Handball. In Grundschulklassen hat er in AG’s Kinder für diesen Sport begeistert. Auch Vereins-Trainer war er schon früh. Mit 16 Jahren fing Hoffmann an, die E-Jugend bei seinem Heimatverein TSV Urach zu trainieren, später wurde er mit der B-Jugend württembergischer Meister.
Warum er gerade den Jugendbereich im Handball für so wichtig hält: »Wenn in dieser Phase nicht die Grundlagen gelegt werden, wird es später mehr technische Fehler und vergebene Torchancen geben.« Später hielt er weltweit Vorträge in der Trainer-Ausbildung und war knapp zwei Jahre beim Weltverband IHF als Sportdirektor im Einsatz. Sein Renommée rührt von seinem reichen Erfahrungsschatz auch als Bundestrainer her: In drei Amtszeiten kam er auf insgesamt zwölf Jahre als Nationalcoach – auch international eine große Ausnahme. Zum Highlight in dieser Zeit wurde die Weltmeisterschaft 1997 im eigenen Land, als die deutsche Mannschaft in der Finalrunde vor 8.000 Zuschauern spielte. Das sei für den Frauenhandball »eine Sensation« gewesen, erinnert sich Hoffmann. Dass das Team am Ende in Berlin die Bronzemedaille holte, war das i-Tüpfelchen und der größte Erfolg in seiner Karriere. Daneben führte er die Nationalmannschaft bei Europameisterschaften auf die Ränge vier (1996) und fünf (2004). Noch heute hat Hoffmann, der immer klare Vorstellungen von seiner Arbeit hatte und für seine Schlagfertigkeit bekannt ist, Kontakt zu einigen ehemaligen Spielerinnen. Dazu zählen Christine Lindemann und Silvia Schmitt.
»Man hat zu früh vom Halbfinale geredet«
Nach wie vor verfolgt Hoffmann das Handball-Geschehen, wenn auch nicht mehr so intensiv wie einst. Schaut sich hin und wieder Spiele des Männer-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen oder der Frauen der TuS Metzingen vor Ort an. Die Partie der »TusSies« gegen den Thüringer HC Ende Januar in Tübingen ist eine Begegnung, die ihn reizen würde.
Der Auftritt der Frauen-Nationalmannschaft mit Platz sechs bei der WM in Skandinavien hat ihn nicht überzeugt. »Sie ist in den letzten Jahren in der Entwicklung stehengeblieben. Man hat zu früh vom Halbfinale geredet«, meint Hoffmann, der sich über Aussagen der Führung des Deutschen Handballbundes (DHB) zum deutschen Abschneiden wundert. »Wenn man in den Spielen gegen Schweden und die Niederlande mit zehn Toren hinten liegt, kann man doch nicht sagen, man habe Fortschritte gemacht.«
Er hofft, dass das Frauen-Team die Olympia-Qualifikation schafft. Das sei »ein machbares Ziel und würde der Sportart einen Aufschwung bringen«, ist der Handball-Experte überzeugt. Und dann würde er mit Sicherheit auch einige Spiele im Fernsehen verfolgen. Denn Handball und Ekke Hoffmann – das gehörte schon immer zusammen. (GEA)