DORTMUND. Das konnte sich sehen lassen. Nach fünfwöchiger Spielpause fehlte zwangsläufig noch die Sicherheit. Doch dass die Metzinger Handballerinnen Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund eine Dreiviertelstunde lang ein ebenbürtiger Gegner waren, spricht für das Team. So sagte die achtmal erfolgreiche Jana Scheib nach der 29:33 (13:11)-Niederlage: »Wir müssen den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern dürfen auch ein bisschen stolz auf uns sein.«
Für Miriam Hirsch war es allemal ein besonderes Spiel. Gab die neue Metzinger Trainerin doch am Sonntagnachmittag ihr Bundesliga-Debüt, nachdem sie bis vor wenigen Wochen noch in der 3. Liga an der Seitenlinie gestanden hatte. Damals beim HCD Gröbenzell vor knapp 200 Zuschauern, nun im Dortmunder Stadtteil Wellinghofen schauten sich tausend Zuschauer mehr vor Ort die Partie an. Es sei ein »geiles Gefühl« gewesen, sagte die 33-Jährige am Hallen-Mikrofon. »Eine Anspannung war durchaus da.«
Weiss hält anfangs überragend
Was bei den Gästen sofort auffiel: Torhüter-Leistung und Abwehrarbeit zeigten sich in Halbzeit eins gegenüber dem bisherigen Saisonverlauf deutlich verbessert. Marie Weiss hielt in dieser Phase neun von 20 Dortmunder Würfen, was einer erstklassigen Quote von 45 Prozent entspricht. Zwar war dieses Niveau nach dem Seitenwechsel von ihr und später Lea Schüpbach nicht aufrechtzuerhalten. Aber das lag auch an der Verteidigung, die nun nicht mehr so konsequent wie vor der Pause agierte.
Zu Spielbeginn stand die Deckung zunächst wie eine Eins. So gut, dass Dortmund Anlaufschwierigkeiten hatte und die TuS 3:0 und nach zwei Überzahl-Toren 5:2 (8.) in Führung ging. Das von Hirsch vor der Partie geforderte schnelle Rückzugs-Verhalten setzte das Team mustergültig um, so dass der von Ex-Bundestrainer Henk Groener gecoachte BVB einige Zeit brauchte, bis er beim 8:7 (18.) seinerseits erstmals vorne lag. Dass der Ex-Meister Probleme im Angriffsspiel hatte, lag an den früh störenden »TusSies« um Abwehrchef Julia Behnke. Die Nationalspielerin fing gleich mehrere Dortmunder Anspiel-Versuche an den Kreis ab und leitete nach Ballgewinnen selbst die Gegenstöße ein. Beim 8:8 traf die Mannschaftsführerin aus der eigenen Hälfte ins leere Borussia-Tor (21.).
Zwei Siebenmeter-Chancen vergeben
Nach Toren von Verena Oßwald, Sabrina Tröster und Scheib, die aus zwölf Metern unmittelbar vor der Pausen-Sirene traf, gingen die Pink Ladies mit einer 13:11-Führung in die Halbzeit. Der Abstand hätte noch größer sein können, doch Selina Kalmbach und Sandra Erlingsdottir hatten Siebenmeter-Chancen ausgelassen. Nach dem Seitenwechsel agierte Dortmund zunächst weiter nervös. So landete ein für die Ex-Metzingerin Kelly Vollebregt gedachtes Zuspiel auf ihren Füßen. Doch nun nahmen die Ballverluste auf Metzinger Seite zu. Fehlpässe und verlorene Bälle in guter Wurfposition ließen die Gastgeberinnen wieder aufschließen. Scheib: »Dortmunds 5:1-Abwehr hat uns vor Probleme gestellt. Sie haben uns ins Zeitspiel gezwungen, wir haben technische Fehler gemacht.« Zudem wurde nun Sarah Wachter im Tor der Gastgeberinnen immer stärker.
Letztmals lagen Scheib & Co. beim 15:14 (36. ) in Front. Dass das Spiel kippte, lag auch an der Unaufmerksamkeit der Metzinger Deckung, die im gesamten Spiel gleich vier Mal nach Torhüter-Paraden nicht schnell genug zur Stelle war, so dass die Borussia die Abpraller zu einfachen Treffern nutzte. Bis zum 18:19 (43.) konnte die TuS auf eine Überraschung hoffen, doch als die Kräfte nachließen, bogen die Pink Ladies auf die Verliererstraße ein - 21:26 (51.). Durch die Niederlage rutschte das Hirsch-Team auf Rang zehn ab. »45 Minuten lang war es ein gutes Spiel von uns. Die Breite des Dortmunder Kaders hat sich schlussendlich ausgezahlt. Aktuell ärgere ich mich über das Ergebnis, aber wir können auch positive Dinge aus dem Spiel mitnehmen«, sagte Hirsch, deren Team nach den Weihnachts-Feiertagen gleich wieder gefordert ist. Am Freitag (19.30 Uhr) ist in der Tübinger Paul-Horn-Arena Meister HB Ludwigsburg der nächste Gegner. (GEA)