METZINGEN. Vor drei Jahren galt sie bei den Metzinger Bundesliga-Handballerinnen noch als aufstrebendes Talent. Inzwischen ist sie längst mehr als das. Die einstige Nummer zwei auf ihrer Rechtsaußen-Position hat sich längst als Nummer eins etabliert. Die Rede ist von Sabrina Tröster, die eine beeindruckende Entwicklung genommen hat.
Das bisherige Highlight ihrer jungen Bundesliga-Karriere war die Partie am Samstag gegen Buxtehude. Dass eine Spielerin auf der Außenbahn in einer Partie sieben, acht Tore wirft, kann durchaus vorkommen, da diese Akteurinnen bei Ballbesitz des Teams auch am schnellsten nach vorne starten und so oft mehrere Gegenstoß-Chancen haben. An ihrem 20. Geburtstag im Oktober hatte sie schon neun Mal getroffen. Aber elf Tore wirft man nicht alle Tage. Und dass von den ersten elf Würfen auch alle im Tor landen, ist schlicht sensationell. Beim 38:35 hatte Tröster erst im zwölften Versuch ihren ersten Fehlwurf. Kein Wunder, dass die nur 1,63 Meter große Akteurin zur Spielerin der Partie gekürt wurde.
Auf Platz elf der Bundesliga-Torjägerinnen
»Sie trainiert gut, spielt gut. Ich freu' mich für sie«, sagt Trainerin Miriam Hirsch über ihre Torgarantin, die mit 52 Saison-Treffern - ausschließlich Feldtoren - bereits auf Rang elf der Bundesliga-Torjäger-Liste steht. »Ich fühl mich extrem wohl hier«, nennt Tröster einen der Gründe für ihre Leistungsexplosion im dritten Jahr im Oberhaus. Ihre steile Entwicklung lässt sich auch an Aussagen von Verantwortlichen ablesen. Dass es möglich ist, sich als Jugendspielerin im Erstligakader festzuspielen, hat Sabrina Tröster gezeigt. Anfangs, als sie zusammen mit Rebecca Rott und Marie Weiss ihren ersten Profivertrag bei den »TusSies« erhielt, hatte Geschäftsführer Ferenc Rott gehofft, dass sich das Trio so gut entwickelt, »wie wir es bisher von ihnen gesehen haben«. Ein Jahr später hieß es über Tröster dann schon: »Sie hat die Erwartungen sehr gut erfüllt«, urteilte der damalige Coach Werner Bösch 2023.
Trösters Entwicklung lässt sich auch daran absehen, wie sie in Metzingen zuletzt Anna Frankova überholte. Die tschechische Nationalspielerin war die große Hoffnungsträgerin nach dem Abgang der Polin Magda Balsam auf Rechtsaußen gewesen. Doch Tröster wurde zur Stammspielerin, Frankovas Einsätze beschränkten sich zuletzt meist auf Einwechslungen. Vor Kurzem wurde der Vertrag mit Frankova aufgelöst. Inzwischen erinnert Tröster mit ihrer Konstanz im Abschluss-Verhalten bereits an Marlene Kalf, die große Vorgängerin. Die frühere Nationalspielerin, die bei Welt- und Europameisterschaften Tore warf, war bei der TuS über Jahre hinweg eine Leistungsträgerin und »Miss Zuverlässig«, weil sie sich nur selten Fehlwürfe leistete.
Immer mehr Sicherheit bekommen
Ihre Stärke bezieht Tröster, die wie Weiss ihre handballerischen Anfänge beim VfL Pfullingen hatte, bevor sie als 14-Jährige zur TuS kam, auch aus einem Wandel im Umgang mit vergebenen Chancen. »Früher habe ich mir danach immer Gedanken gemacht. Jetzt denke ich - egal und werfe weiter. Mit der Zeit bekommt man immer mehr Sicherheit«, sagt die 20-Jährige, die auch ein Beispiel für die gelungene Metzinger Nachwuchsarbeit ist. Schon eine ganze Reihe Eigengewächse des Clubs haben in der Vergangenheit den Sprung in das TuS-Bundesliga-Team geschafft: Maren Weigel, Katharina Beddies, Ida Petzold, Rebecca Rott, Julia Symanzik und Weiss sind diesen Weg gegangen.
Zurück zur Gegenwart. Dort treffen die Pink Ladies am Mittwoch (19.30) beim drittplatzierten Thüringer HC auf ein ganz großes Kaliber. Vier Siege in Folge im Rücken geben den Metzingerinnen Selbstvertrauen, aber auch der Gegner kann auf eine Sieges-Serie zurückblicken. Zudem hat der THC vorige Woche dem Tabellenzweiten Borussia Dortmund eine Heim-Niederlage zugefügt. Tröster: »Sie sind extrem gefährlich. Aber unsere Siege geben uns ein positives Gefühl. Wir gehen ohne Druck rein.« Und Trainerin Hirsch sagt: »Wir wollen unseren Spielwitz, die Spielfreude und den Mut beibehalten.« (GEA)