METZINGEN. Nach Torjägerin Jana Scheib verlieren die Metzinger Bundesliga-Handballerinnen am Saisonende eine weitere Leistungsträgerin. Mit Julia Behnke wird die Mannschaftsführerin nach insgesamt acht Jahren im pinkfarbenen Trikot aufhören. Die 31-Jährige beendet ihre Karriere im Sport, um sich ganz ihrem Beruf als Industriekauffrau zu widmen.
»Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt für ein Karriereende, da jedes Jahr neue Höhepunkte kommen, die einem die Entscheidung nicht leichter machen. Jetzt genieße ich noch die letzten Monate auf dem Feld und gebe wie gewohnt Vollgas. Dennoch möchte ich schon einmal allen Wegbegleitern für die unvergesslichen Jahre und gemeinsamen Höhen und Tiefen danken. Ein großes Dankeschön geht an alle Fans, Sponsoren, Trainer und Vereine, Mental-Coaches, meine Freunde, meinen Freund und meine Familie«, sagte die 31-Jährige bei der Ankündigung ihres Karriere-Endes.
Teilnahmen bei WM, EM und Olympia
Nach Maren Weigel, die nach der vergangenen Saison aufhörte, ist Behnke die zweite deutsche Nationalspielerin der »TusSies«, die sich innerhalb eines Jahres vom Handball-Leistungssport verabschiedet. Die gebürtige Mannheimerin nahm an neun internationalen Groß-Veranstaltungen teil. Zu vier Weltmeisterschafts- und vier Europameisterschafts-Teilnahmen kam der Olympia-Start 2024 in Paris hinzu, wo das deutsche Team im Viertelfinale gegen den späteren Silbermedaillengewinner Frankreich ausschied. In 125 Spielen im National-Dress wurden 227 Tore notiert.
Behnke, die in den Anfängen ihrer Handball-Karriere noch als Rückraumspielerin agierte, kam 2014 von der ein Jahr zuvor in die Bundesliga aufgestiegenen SG BBM Bietigheim zur TuS. In ihrer ersten Phase bei den »TusSies« bis 2019 wurde sie Zweite in Meisterschaft, Europapokal (jeweils 2016) und DHB-Pokal (2017.) Zudem nahm sie zwei Jahre lang die Kapitäns-Rolle ein. Nach ihrer Rückkehr zu den Pink Ladies 2022 agierte sie erneut als Mannschaftsführerin, zunächst im Duo mit Weigel, seit dieser Saison als einzige Spielführerin. Vor einem Jahr feierte sie den größten und unerwartetsten Erfolg mit der TuS: Beim sensationellen Pokalsieg vor elf Monaten wurde Behnke als beste Spielerin des Endrunden-Turniers ausgezeichnet.
Auch Titel in Russland und Ungarn
Zwischen den beiden Metzinger Phasen ihrer Karriere holte die Kreisläuferin nach ihrem Wechsel ins Ausland gleich mehrere Titel. Als erste deutsche Handballerin wurde sie von einem russischen Club unter Vertrag genommen. Mit dem GK Rostow-Don gewann sie Meister-Titel und Supercup. Nach ihrem Wechsel zu Ferencvaros Budapest ein Jahr später folgte die ungarische Meisterschaft und 2022 der Pokalsieg.
Ferenc Rott bedauert, dass die Integrationsfigur nun einen Schluss-Strich unter ihre Handball-Karriere ziehen wird. »Sie ist nicht nur auf und neben dem Platz eine Führungspersönlichkeit, sondern hier in Metzingen vor allem auch eine Spielerin, mit der sich die Fans und das Umfeld 100-prozentig identifizieren. Wir durften gemeinsam mit ihr viele Erfolge feiern und so wird sie für immer mit den TusSies in Verbindung gebracht werden. Wir sind stolz darauf, dass sie den Weg mit uns gegangen ist«, sagt Metzingens Geschäftsführer, der Jule, wie sie gerufen wird, »alles erdenklich Gute« für die Zukunft wünscht.
Umbruch steht bevor
Auch Coach Miriam Hirsch hätte das Metzinger Aushängeschild in der neuen Saison gerne weiter in ihrer Mannschaft gehabt. »Sie ist sehr charakterstark und stellt sich auf und neben dem Platz immer in den Dienst der Mannschaft. Ich bin dankbar für die gemeinsame Zeit mit ihr«, sagte die Trainerin. Auf Behnke und Scheib dürften weitere Abgänge folgen, da noch andere Verträge von Spielerinnen des derzeitigen Kaders auslaufen. »Jetzt kommt ein großer Umbruch«, wirft Rott einen Blick in die Zukunft und verbreitet dabei Optimismus, dass man die Abgänge entsprechend kompensieren kann. »Wir werden mindestens einen gleichwertigen Kader zusammenbekommen«, ist der Manager überzeugt. (GEA)