METZINGEN. Spätestens in der zweiten Halbzeit, als bei der TuS überhaupt nichts mehr ging, trauten die Fans ihren Augen kaum. Waren das wirklich die gleichen Metzinger Bundesliga-Handballerinnen, die zuvor fünf Spiele nicht verloren und dabei 9:1 Punkte geholt hatten? Von Selbstvertrauen, Durchschlagskraft und Tempospiel war bei der 18:29 (9:13)-Klatsche gegen die HSG Blomberg-Lippe nichts zu sehen. Da ließ sich eine Mannschaft vor eigenem Publikum das Fell über die Ohren ziehen, dass man nur noch ungläubig den Kopf schütteln konnte.
»Das war von allem zu wenig. 18 Tore reichen einfach nicht. Wir hatten uns deutlich mehr vorgenommen«, sagte Torhüterin Marie Weiss, die eine höhere Niederlage verhinderte und noch die Beste einer vor allem offensiv ganz schwachen Mannschaft war. Miriam Hirsch wollte die Klatsche gegen ein Team, gegen das die TuS in dieser Saison schon in der Bundesliga-Vorrunde sowie in den beiden European-League-Parteien verloren hatte, nicht überbewerten. »Wir hatten einen schwarzen Tag. Das ist einfach nicht unser Gegner. Aber es ist mir lieber, einmal hoch zu verlieren als mehrmals knapp«, sagte die TuS-Trainerin.
Immer wieder an Veith gescheitert
Vor 980 Zuschauern, darunter ein paar mitgereisten Trommlern aus Blomberg, führten die Metzingerinnen genau einmal: Ganz am Anfang, nachdem Selina Kalmbach einen Siebenmeter zum 1:0 verwandelt hatte. Danach scheiterten Torjägerin Jana Scheib, Sabrina Tröster & Co. immer wieder aussichtsreich an Melanie Veith, die derzeit nicht ohne Grund als eine der besten Bundesliga-Torhüterinnen gilt. Sieben Chancen wurden allein in den ersten zehn Minuten ausgelassen. So hatten die Gäste mit schnellen, schnörkellosen Angriffen und einfachen Toren keine Mühe, auf 9:3 davonzuzuziehen (17.).
Nach einer Auszeit von Hirsch kamen die »TusSies« besser ins Spiel. Ein 5:1-Tore-Lauf brachte die Gastgeberinnen auf 8:10 heran (27.). Mit zwei Treffern beendeten die Blombergerinnen die Metzinger Aufholjagd. Zur Pause lag die TuS zwar mit vier Treffern zurück (9:13), doch musste das nichts heißen. Solche Rückstände hatte das Team schon oft gedreht.
Angriff nach der Pause ein Trauerspiel
Nicht aber an diesem Samstagabend. Nach dem Seitenwechsel boten die Pink Ladies im Angriff ein Trauerspiel. Veith und ihre Kollegin Zoe Ludwig mussten in Blombergs Gehäuse in dieser Halbzeit gefühlt kaum noch eingreifen, weil das Hirsch-Team ein ums andere Mal den Ball schon im Aufbauspiel verlor, verspielte oder sich mit Schrittfehlern selbst ausbremste. Kam man doch zum Abschluss, rauschten die Bälle wiederholt an Pfosten oder Latte des HSG-Gehäuses. Die TuS geriet mit 12:21 in Rückstand (41.), weil die Pink Ladies - obwohl Hirsch ihr Team vor dem Tempospiel der Gäste gewarnt hatte - auch gedanklich viel zu langsam waren.
Bevor sie nach einem eigenen Treffer richtig die Rückwärtsbewegung eingeschlagen hatten, war der Gegner schon blitzartig nach vorn gestürmt und hatte nur Augenblicke später seinerseits ins Tor der Pink Ladies getroffen. Die Metzingerinnen wirkten in Halbzeit zwei nicht annähernd so spritzig wie die Gäste aus Westfalen, denen die Doppelbelastung von Bundesliga und European League nicht anzumerken war. Von einem Aufbäumen gegen die Niederlage war bei den Ermstälerinnen nichts zu erkennen. »Wir hatten uns in der Pause vorgenommen, das Spiel noch zu drehen. Aber wir haben es nicht in unseren Rhythmus geschafft und einfache Tore bekommen«, beschrieb Weiss die Probleme. Hirsch kritisierte, dass man nicht ins Konterspiel gekommen sei und die Aufgaben in der Abwehr »nicht kollektiv gelöst« habe: »Es tut mir leid für alle, auch die Fans, dass wir nicht umsetzen konnten, was wir uns vorgenommen hatten.«
Gegner wundert sich
Eitel Sonnenschein herrschte dagegen beim Gewinner. »Das war so nicht erwartbar«, wunderte sich auch HSG-Coach Steffen Birkner über den Kantersieg, lobte die Abwehrarbeit und die Torgefahr mit der ersten und zweiten Welle. Die TuS muss am Samstag (19 Uhr) bei Frisch Auf Göppingen auf jeden Fall ein anderes Gesicht zeigen, wenn sie eine Siegchance haben will. Bei der knappen Niederlage in Dortmund waren die Stauferstädterinnen deutlich näher an einem Punktgewinn als die TuS gegen Blomberg. (GEA)