METZINGEN. Selbst wenn man Jahre zurückdenkt: Eine so lange Spielpause während der Saison gab's für die Metzinger Handballerinnen seit dem Bundesliga-Aufstieg noch nie. Und dieses Ereignis liegt nun schon 13 Jahre zurück. Sechs Wochen oder 42 Tage ohne Wettkampf in der höchsten deutschen Spielklasse sind extrem. Auch Svenja Hübner, die dienstälteste Metzingerin, die schon in ihrer siebten TuS-Saison ist, fallen als längste Pause bisher nur die Phase vor Weltmeisterschaften ein. Dann ruht ebenfalls der Ball in der Frauen-Bundesliga - aber eben »nur« fünf Wochen. »Das ist schon echt ungewohnt«, sagt die Kreisläuferin, die zusammen mit Marie Weiss auch Mannschaftsführerin ist.
Erst sorgte der Kollaps von Meister und Pokalsieger HB Ludwigsburg, zuletzt dann die kurzfristig abgesagte Metzinger Heim-Partie gegen die HSG Bensheim-Auerbach für Verwerfungen in der Tabelle. Von gleichen Bedingungen kann derzeit keine Rede im Oberhaus sein: Während Spitzenreiter HSG Blomberg-Lippe und der Buxtehuder SV seit Saisonbeginn bereits sechs Mal um Punkte gekämpft haben, waren die »TusSies« bisher lediglich drei Mal im Einsatz.
"Es ging darum, einfach einen Weg zu finden, um eine möglichst gute Balance zwischen Freizeit und fleißig arbeiten hinzubekommen, um nicht einzurosten""
Sechs Wochen ohne Wettkampf - da stellt sich die Frage, ob die TuS nicht Gefahr läuft, eingerostet zu sein, wenn sie am Samstag (19 Uhr, Dyn und sportdeutschland.tv) das Spielfeld in der SWH-Arena betritt . Natürlich sei das nicht ganz leicht, sagt Hübner. »Es ging darum, einfach einen Weg zu finden, um eine möglichst gute Balance zwischen Freizeit und fleißig arbeiten hinzubekommen, um nicht einzurosten.«
Dass eine Handvoll Spielerinnen des Kaders mit ihren Nationalmannschaften unterwegs waren, machte es nicht leichter. Gabriela Bitolo spielte mit Brasiliens Team in Portugal, in der EM-Qualifikation kämpften Santina Sabatnig, Klara Schlegel und Charlotte Cholevova um Punkte. Sabatnig und Schlegel feierten mit Österreich Siege gegen Israel und in Griechenland. Dabei trug sich Schlegel insgesamt neun Mal und Sabatnig drei Mal in die Torschützenliste ein. Noch torgefährlicher war Cholevova, die zwar im tschechischen Dress zwei klare Niederlagen in Dänemark und gegen Ungarn einstecken musste, aber in den beiden Partien auf zwölf Treffer kam. Auch ohne die Niederländerin Lois van Vliet (Lehrgang) und Youngster Katharina Goldammer (bei der Nachwuchs-Nationalmannschaft) musste Metzingen im Mannschaftstraining auskommen.
»Vor allem die Rückreise war für unsere Spielerinnen durchaus mit Reisestrapazen verbunden«
Angesichts dieser Ausgangslage ist es für Trainerin Miriam Hirsch nicht einfach, das Team wieder in den Rhythmus zu bekommen. »Vor allem die Rückreise war für unsere Spielerinnen durchaus mit Reisestrapazen verbunden. Wir konnten erst am Dienstag wieder mit dem kompletten Kader in das Mannschaftstraining einsteigen, wobei noch Nachwehen von der Natio-Woche spürbar waren«, sagt die 34-Jährige. »Aber am Samstag werden wir mit vollem Einsatz alles dafür geben, um die zwei Punkte aus Halle mitzunehmen.«
Wo das Team nach der langen Spielpause steht, ist schlecht abzuschätzen. Hübner spricht mit einem Augenzwinkern von einem »Energieüberschuss.« Die Lust darauf, endlich wieder zu spielen, sei dafür umso größer: »Diese Freude kann total hilfreich sein.« Das Spiel in Sachsen-Anhalt gegen den Ex-Club von TuS-Torhüterin Sara Suba ist der Auftakt zu einer Englischen Woche, an die sich die Nachhol-Begegnung am Mittwoch (19.30 Uhr) gegen Bensheim-Auerbach und das Spiel gegen den Buxtehuder SV am Samstag (19.30 Uhr) jeweils in der Tübinger Paul-Horn-Arena anschließen. Ein Dreierpack, wie geschaffen, um wieder in den Rhythmus zu kommen.
»Das wird auf gar keinen Fall ein Selbstläufer«
Aufsteiger Halle-Neustadt trägt derzeit in der Tabelle die Rote Laterne. Das Team hat noch keinen Punkt geholt. Zu Hause ist die Union aber gefährlich und torhungrig. Hübner: »Das wird auf gar keinen Fall ein Selbstläufer. Es wird davon abhängen, wie wir unsere Leistung auf die Platte bringen. Wenn wir gut spielen, können wir die Punkte mitnehmen.« (GEA)

