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27:35 gegen Blomberg: Tus Metzingen erst mit Blackout, dann mit Aufholjagd

Beim Aus auf europäischer Ebene liefern die Metzinger Handballerinnen zwei sehr konträre Halbzeiten ab. Rückraumspielerin Jana Scheib sehr selbstkritisch.

Ungewohnt: Metzingens Mannschaftsführerin Julia Behnke leitet in der zweiten Halbzeit die Angriffe ein. Eine erfolgreiche Varian
Ungewohnt: Metzingens Mannschaftsführerin Julia Behnke leitet in der zweiten Halbzeit die Angriffe ein. Eine erfolgreiche Variante bei der Aufholjagd. Foto: T.Baur/Eibner
Ungewohnt: Metzingens Mannschaftsführerin Julia Behnke leitet in der zweiten Halbzeit die Angriffe ein. Eine erfolgreiche Variante bei der Aufholjagd.
Foto: T.Baur/Eibner

METZINGEN. Es war eines dieser Spiele, die man nicht schnell wieder vergisst. Und auch nicht sollte. Zumindest, wenn man zum Team der Metzinger Bundesliga-Handballerinnen gehört. Zeigte die Partie, mit der nach der vorangegangenen 21:30-Hinspiel-Niederlage das Aus in der European League gegen die HSG Blomberg-Lippe besiegelt wurde, doch beides auf: Eklatante Schwächen und wie man sie überwinden kann. Sprachlos machte bei der 27:35 (7:20)-Niederlage die erste Halbzeit. Weil das Team in diesen 30 Minuten komplett neben sich stand und eine unterirdische Leistung ablieferte, die mit nichts in der Metzinger Vergangenheit seit dem Bundesliga-Aufstieg vor zwölf Jahren zu vergleichen ist. Von einer »unerklärlichen ersten Halbzeit« sprach Edina Rott nach Spiel-Ende und gab zu, es sei »schwierig«, dafür Worte zu finden. »Keine der Spielerinnen war auf dem Feld«, beschrieb die Sportliche Leiterin den kollektiven Blackout der Mannschaft. Sehr deutlich wurde auch Rückraumspielerin Jana Scheib, die sagte: »Wir hatten uns so viel vorgenommen und haben dann in der ersten Halbzeit eine Leistung abgeliefert, die nicht mal Zweitliga-Niveau hatte.«

Immer wieder an Veith gescheitert

Blombergs Coach Steffen Birkner beschrieb diese Phase aus seiner Sicht so: »Metzingen hat da kaum stattgefunden und wir haben eine perfekte erste Hälfte gespielt«. Es fing damit an, dass die Metzingerinnen noch größere Probleme als bereits im Hinspiel hatten, Blombergs Torhüterin Melanie Veith zu überwinden. Die HSG-Schlussfrau kam auf herausragende 52 Prozent vereitelter Chancen. Dazu gesellten sich bei der TuS durch die Bank haarsträubende Fehler im Spielaufbau. Teilweise wurde der Ball schon nach ein, zwei Kontakten verloren. Dass die Abwehr nicht im Bilde war, die Torhüterinnen nicht ins Spiel fanden und man in Überzahl zwei Gegentreffer kassierte, passte in dieser Phase ins Gesamtbild. Scheib: »Alles ist schiefgegangen. Wir waren nicht bereit.«

So wurde aus einem 3:3 (11.) durch einen 2:13-Lauf ein 5:16 (26.). Keiner hätte es den Fans der »TusSies« verdenken können, wenn sie daraufhin die Unterstützung eingestellt und die Klatschpappen zur Seite gelegt hätten. Doch die Anhänger hielten eisern zu ihrem Team und unterstützten es auch in aussichtsloser Lage non-stop, wofür sich nach Spielschluss Rott und Scheib unisono übers Hallen-Mikrofon bedankten.

Taktischer Kniff mit Behnke

Nach dem Seitenwechsel gab es die fast wundersame Wiederauferstehung der Pink Ladies, nicht weniger überraschend wie der Auftritt zuvor. Zwar hatte Blombergs Coach Birkner nun Veith vom Feld genommen und wechselte auf mehreren Positionen. Doch wechselte er bis auf Veith zehn Minuten später seine Stammbesetzung wieder zurück, weil die TuS plötzlich wie ausgewechselt spielte. Ein Ruck ging durchs Team, die Gastgeberinnen drehten in allen Bereichen auf, riskierten etwas, agierten druckvoller und bei weitem torgefährlicher als zuvor. Dazu trug auch der taktische Kniff bei, mit Svenja Hübner und Julia Behnke nun zwei Kreisläuferinnen aufzubieten, so dass Behnke die Angriffe jeweils auf der Rückraum-Mitte-Position einleitete, ehe sie selbst ihren Platz am Kreis bezog.

Auch wenn längst feststand, dass die Niederlage nicht mehr zu vermeiden war, bissen sich die »TusSies« in die Partie und holten - angetrieben von den jeweils sechs Mal erfolgreichen Scheib und Verena Oßwald - Tor um Tor auf. Aus 13 Toren Rückstand zur Pause wurde so nur noch eine Fünf-Treffer-Differenz (23:28/54.), ehe Blomberg in der Schlussphase wieder den Abstand vergrößerte. Rott: »Wir hatten in der zweiten Halbzeit eine viel bessere Körpersprache, haben gekämpft und gezeigt, dass wir Handball spielen können.« Und dazu noch mit 20:15 diese 30 Minuten für sich entschieden. Ein Mutmacher für die weitere Saison.

TuS muss Köpfe frei bekommen

Das Team hat nun eine Woche trainingsfrei. Wichtig werde es sein, die Köpfe frei zu bekommen, sagte Scheib. »Jetzt steht die Bundesliga im Fokus«, unterstrich Rott. Weiter geht's in fünf Wochen mit der Partie am 22. Dezember in Dortmund, ehe die Pink Ladies jeweils in der Tübinger Paul-Horn-Arena am 27. Dezember gegen Meister Ludwigsburg und zwei Tage später im Derby gegen Neckarsulm antreten. (GEA)