METZINGEN. Diese Partie hatte mehr als 812 Zuschauer verdient: Metzingens Bundesliga-Handballerinnen lieferten am Mittwochabend dem Spitzenreiter einen großen Kampf. 40 Minuten lang war die TuS ebenbürtig mit der SG BBM Bietigheim, ehe eine elfminütige Torflaute der Gastgeberinnen die Partie entschied. Bei Trainer Werner Bösch hielten sich nach dem 25:31 (15:16) Stolz und Enttäuschung die Waage. Vom TuS-Auftritt über weite Strecken der Partie war er sehr angetan. Aber der Österreicher zeigte sich letztlich auch enttäuscht über die Niederlage. »Heute hätten wir sie schlagen können. In zwei, drei Phasen waren wir zu schlecht - das ärgert mich«, sagte der Coach.
Von Beginn an war die TuS hellwach. Die Spielerinnen warfen sich in jeden Bietigheimer Pass und holten in den Anfangsminuten mehrere Ballgewinne heraus. Dazu gingen die beiden Mannschaftsführerinnen als Torschützen voraus. Erst überwand Julia Behnke Melinda Szikora im SG-Tor, dann traf Maren Weigel. Bietigheim wirkte verschlafen und recht sorglos in der Defensive.
Die TuS blieb hoch motiviert, kampfstark und dazu sehr konzentriert im Abschluss. Bis zum 6:3 (10.) hatten die Gastgeberinnen nur eine von sieben Chancen vergeben. Weigel und Behnke hatten da schon nachgelegt. Das Team bestätigte, was Behnke vor der Partie angekündigt hatte( »Wir brennen«). Und entsprechend leidenschaftlich agierten die »TusSies« auch. Nach dem 6:6 warf das Bösch-Team eine Zwei-Tore-Führung heraus (11:9/19.), weil auch Torhüterin Lea Schüpbach mit ihren Paraden den Meister auf Abstand hielt.
Behnke immer besser
Bietigheim brauchte lange, um in Führung zu gehen. Es dauerte bis zur 23. Minute, ehe die TuS das erste Mal zurücklag (12:13). Die Gäste fanden nun vorrangig über den Kreis ihren Rhythmus - diese Position war aber auch auf der Gegenseite die Schokoladenseite. Behnke ist auf dem besten Weg zurück zu ihrer Top-Form. Nach 25 Minuten hatte die Abwehrchefin bereits fünf Tore gegen ihren Ex-Club erzielt. Zur Pause führte der große Favorit gerade mal mit einem Tor - wer hätte das vor der Partie gedacht?
Auch nach dem Seitenwechsel spielte die Heimmannschaft mutig. Nun zeigte Kamilla Kantor im Tor ihre Qualitäten. Und vorne ließ sich Naina Klein, ein weiterer Neuzugang, von den erfahrenen Abwehr-Assen des Champions-League-Clubs nicht stoppen. Aus einem 16:18 machten die »TusSies« ein 19:19 durch Sabrina Tröster (36.). Klein über sich hinaus - 21:21, ihr sechstes von sieben Toren (40.). Dann kamen die »TusSies« aus der Spur.
Immer öfter Ballverluste
Nocun hatte mit einem Pfostentreffer Pech. Dazu kam, dass SG-Torhüterin Gabriela Dias Moreschi mehrere Chancen vereitelte und sich Bietigheims Abwehr nun auf die TuS-Angriffe eingestellt hatte. Ungenaue Abspiele und technische Fehler münzten die abgezockten Akteurinnen des Pokalsiegers in Treffer um. Erst trafen die SG-Außen, dann Nationalspielerin Xenia Smits - beim Stand von 21:26 war die Frage nach dem Sieger geklärt (48.). Bietigheim-Coach Jakob Vestergaard, der von der Atmosphäre in der Öschhalle schwärmte (»Eine überragende Stimmung«), sah die Leistungssteigerung seiner Mannschaft in der Abwehr als entscheidend an.
»Wir sind super ins Spiel gekommen, aber ab der 40. Minute waren wir nicht clever genug. Bei unserer neuen Mannschaft fehlt es auch noch etwas im Zusammenspiel«, fasste TuS-Rechtsaußen Anna Frankova die Partie zusammen. (GEA)