Logo
Aktuell Basketball

Warum es bei den Tigers Tübingen auch ohne Top-Star Kenny Cooper läuft

Die Zweitliga-Basketballer aus Tübingen gewinnen mit einer starken Leistung 90:72 gegen den Nürnberg Falcons BC, Top-Scorer Kenny Cooper verletzt sich, Trainer Domenik Reinboth ist »sprachlos«.

Till Jönke übernimmt in einer schwierigen Phase viel Verantwortung und liefert.
Till Jönke übernimmt in einer schwierigen Phase viel Verantwortung und liefert. Foto: Wörn/Eibner
Till Jönke übernimmt in einer schwierigen Phase viel Verantwortung und liefert.
Foto: Wörn/Eibner

TÜBINGEN. »Ich bin sprachlos über den Auftritt meiner Mannschaft«, sagte Trainer Domenik Reinboth nach dem höchsten Saisonsieg seiner Tigers Tübingen. Mit 90:72 (48:30) fegten seine Zweitliga-Basketballer vor heimischer Kulisse den Nürnberg Falcons BC vom Feld - und das ohne ihren Superstar Kenny Cooper, der sich bereits im zweiten Viertel so schwer verletzt hatte, dass er von seinen Teamkollegen gestützt runter musste.

»Uns wird oft nachgesagt, dass wir nur aus Kenny Cooper bestehen«, erklärte Reinboth. »Das Team hat eindrucksvoll gezeigt, dass es nicht so ist. Das Spiel hat viel Kraft gekostet, aber ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft.« Auch Gäste-Coach Ralph Junge musste einsehen, dass Tübingen am Samstagabend deutlich mehr zu bieten hatte, als nur Point Guard Cooper. »Das bessere Team hat gewonnen. Sie haben einen schönen Team-Basketball gespielt. Die Verletzung von Cooper hat meiner Mannschaft offensichtlich nicht gutgetan.«

»Jeder hat mit viel Herz gespielt und an den Sieg geglaubt«

Widersprechen konnten ihm da wohl auch die meisten der 2.273 Zuschauer in der Tübinger Paul-Horn-Arena nicht. Denn während Cooper mit bandagiertem Bein nur noch zuschauen konnte, brannte das durch Verletzungen ohnehin schon dezimierte Tigers-Team ein Feuerwerk ab und ersetzte den 26-Jährigen im Kollektiv. Mit Samuel Idowu (21), Till Jönke (20), Jonas Niedermanner (16), Jay Nagle (12) und Philip Hecker (10) erzielten gleich fünf Spieler zehn und mehr Zähler.

»Bereits vor dem Spiel sind uns drei Spieler ausgefallen. Jeder hat mit viel Herz gespielt und an den Sieg geglaubt. Es war ein unfassbar emotionales Spiel«, frohlockte der Tigers-Coach. Das beeindruckendste war, wie die Mannschaft mit dem Ausfall ihres Spielmachers umging. In unterschiedlichen Phasen der Partie übernahm jeweils ein anderer Tiger mit einer Top-Leistung die Verantwortung. Nach einem schlechten Beginn mit 0:5-Rückstand im ersten Viertel trugen beispielsweise neun Punkte und zwei Rebounds vom schon gegen Bremerhaven auffälligen Idowu dazu bei, dass der erste Abschnitt doch noch mit 28:15 ans Heimteam ging.

»Ich hätte lieber das Match verloren als Cooper«

Im schwierigen dritten Abschnitt, in dem Nürnberg nach dem 48:30-Halbzeitstand bis auf sieben Zähler rankam, übernahm Kapitän Jönke Verantwortung und lieferte innerhalb der zehn Zeigerumdrehungen neun Punkte ab, sodass nach 30 Minuten ein beruhigendes 68:52 stand. Im letzten Viertel war es Hecker, der aufdrehte, immer wieder in die gefährliche Zone zog, Körbe sicherte und Freiwürfe erkämpfte. Spannend wurde es deshalb nicht mehr. In ungewohnter Rolle als Spielmacher überzeugte der 2,03-Meter-Mann Jay Nagle, der auch noch vier Rebounds beisteuerte.

Ein bitterer Beigeschmack nach dem Cooper-Aus blieb aber in der Halle. »Ich hätte lieber das Match verloren als Cooper«, sagte Reinboth. Beim Stand von 37:23 in der 14. Minute stürzte der Spielmacher bei einem Sprint nach vorne zu Boden, blieb liegen und krümmte sich vor Schmerzen. Ein MRT soll bei einer Untersuchung am Montag Klarheit bringen, wie schwer die Verletzung in der linken Wade des US-Amerikaners ist.

»Wir müssen nun schauen, dass wir schnellstmöglich Spieler zurückbekommen und uns regenerieren«, betonte Reinboth, der am Freitag seinen 42. Geburtstag gefeiert hatte. Gegen Nürnberg fehlten auch Miles Tention und Marvin Heckel mit Verletzungen sowie der kranke Melkisedek Moreaux. (GEA)