Logo
Aktuell Basketball

Tigers Tübingen werden in Trier zehn Minuten lang komplett überrollt

Druck verspüren die Tübinger im Play-off-Viertelfinale überhaupt nicht. Den haben die Gladiators Trier. Den großen Stresstest im dritten Spiel besteht der Favorit aber eindrucksvoll, als es nach einem XXL-Vorsprung plötzlich nochmal eng wird. Geht die Saison für die Tigers am Donnerstag zu Ende?

Tübingens Kenny Cooper (schwarzes Trikot) wird gleich von zwei Trierern in die Zange genommen.
Tübingens Kenny Cooper (schwarzes Trikot) wird gleich von zwei Trierern in die Zange genommen. Foto: Dennis Duddek/Tigers Tübingen
Tübingens Kenny Cooper (schwarzes Trikot) wird gleich von zwei Trierern in die Zange genommen.
Foto: Dennis Duddek/Tigers Tübingen

TRIER. Wenige Minuten vor dem Tip-off stand Eric Detlev mit verschränkten Armen an der Seitenlinie, witzelte und lachte mit den Teambetreuern der Tigers Tübingen. Von Anspannung fehlte beim Trainer der Raubkatzen weit und breit jede Spur. Den Druck? Den haben ganz klar die Gladiators Trier im Play-off-Viertelfinale der 2. Basketball-Bundesliga. Erst recht nach dem 1:1-Serienausgleich der Tübinger am Samstag.

Keine dreiviertel Stunde später wurde die Miene des 49-Jährigen dann aber deutlich ernster. Das Lachen war Detlev vergangen und seine Schützlinge wussten in diesem Moment vermutlich nicht mehr, wie ihnen geschehen war. Der Tabellenzweite und große Favorit aus der Moselstadt machte mit den Neckarstädtern im zweiten Viertel, was er wollte. »Lecko Mio«, meinte Hallensprecher Chris Schmidt vor 4.240 Zuschauern in der SWT-Arena. Die Tigers wurden von den Hausherren wie von einer Dampfwalze überrollt und platt gemacht. Bereits nach den ersten 20 Minuten lagen die Gäste mit 26 Punkten im Hintertreffen (33:59). Am Ende stand eine 75:94-Niederlage zu Buche.

Absurd guter Zirbes

Dabei schienen die Trierer zu Beginn durchaus nervös zu sein. Selbst unbedrängte Korbleger wurden verlegt und von den ersten neun Dreier-Versuchen gleich acht daneben gesetzt. Doch die Tigers schafften es nicht, in dieser Schwächephase Kapital daraus zu schlagen. Und wurden dafür im zweiten Viertel (34:15) eiskalt bestraft. Die tödliche Giftformel der Gladiators: Ein brandheißes Händchen von der Dreierlinie, unter anderem drei Treffer binnen 47 Sekunden, und ein absurd guter Center in Person von Maik Zirbes.

Der mittlerweile 35-Jährige, ein längjähriger und 75-facher deutscher Nationalspieler sowie früherer Topakteur auf dem allerhöchsten europäischen Niveau, erzielte in der ersten Hälfte in nur neun Minuten Einsatzzeit als Alleinunterhalter atemberaubende 21 Punkte. »Das ist ein toller Spieler, mit dessen großer Physis wir nicht mithalten können. Und wenn er sich unter dem Korb so in Position bringt wie heute, ist es für alle Mannschaften in der Liga schwer, dagegen etwas zu machen. Wenn Zirbes jede Woche so spielen würde, würde Trier jedes Spiel gewinnen«, sagte Tigers-Trainer Detlev dem GEA nach der Partie.

Das Spiel schien damit bereits mit der Pausensirene vorzeitig entschieden zu sein. Doch nur fünf gespielte Minuten später fuchtelte Triers Headcoach Jacques Schneider fuchsteufelswild mit den Armen und stellte seine Spieler in den Senkel. Und auch die stimmungsvollen Gladiators-Anhänger fielen fast vom Glauben ab, als sie nach 27 Minuten auf die Anzeigetafel blickten: Die Tigers waren plötzlich wieder da und blinkten lästig und rotzfrech im Rückspiegel mit der Hupe auf. Nach Ballgewinn von Miles Tention und einem Dreier von Kapitän Till Jönke stellten die charakterstarken Tübinger den Rückstand nach einer überragenden Energieleistung doch tatsächlich wieder auf unter zehn Punkte (57:66). »Die Stimmung in der Halle ist schlagartig anders geworden. Das Gefühl war plötzlich Oho«, nahm auch Detlev in diesem Moment an der Seitenlinie wahr.

Tigers sind nun offiziell im BBL-Pokal dabei

Warum die Trierer schließlich den großen Stresstest mit Bravour bestanden und bis zum Schluss auf 94:75 davonzogen, beschrieb Coach Detlev wie folgt: »Wenn wir gewinnen wollen, muss bei uns fast alles richtig laufen und bei Trier nicht. Uns ist klar, dass es für uns extrem schwer wird, wenn wir von Außen nicht gut treffen.« Und das taten die Tübinger - auch im entscheidenden Schlussviertel - nicht.

Jönke und Co. trafen von der Dreierlinie insgesamt nur sehr schwache 23 Prozent ihrer Distanzwürfe. Zudem hatten die beiden Unterschiedsspieler Kenny Cooper und Center Samuel Idowu (beide zwölf Punkte) einen normalen, aber eben keinen überragenden Tag. Diese Kombination darf man sich gegen diesen individuell deutlich besser besetzten Gegner nicht erlauben.

Positiv: Durch die 0:3-Niederlage von Bochum gegen Jena steht fest, dass die Tigers in der kommenden Saison ziemlich sicher (nur die schriftliche Bestätigung der Liga fehlt noch) im BBL-Pokal an den Start gehen dürfen. Das interessierte am Dienstagabend allerdings niemanden. Nun besteht die realistische Möglichkeit, dass am Donnerstag im vierten Spiel vor heimischer Kulisse bei einer weiteren Niederlage die Saison endgültig zu Ende geht. Doch in dieser Serie ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. (GEA)