TÜBINGEN. Nach dem kleinen Zwischenhoch folgt der nächste herbe Stimmungsdämpfer. Die Tigers Tübingen haben in der 2. Basketball-Bundesliga auch das zweite Heimspiel verloren und damit die zweite Pleite im dritten Saisonspiel kassiert. Eine Woche nach dem Überraschungserfolg beim Meisterfavoriten Göttingen setzte es für die Neckarstädter gegen Aufsteiger Bayer Giants Leverkusen vor 1.765 Zuschauern eine 68:80 (40:36)-Niederlage. Gut möglich, dass die Tigers-Profis um Kapitän Till Jönke und Co. in den kommenden Nächten im Traum von einem ganz bestimmten Mann verfolgt werden. Sein Name: Dennis Heinzmann.
34 Jahre alt, stattliche 216 Zentimeter groß und 120 Kilogramm schwer. Ein Center, wie man ihn nicht besser auf der Videokonsole konfigurieren könnte. Und ein Spieler, der den Tübingern am Sonntagmittag das Leben zur Hölle machte. 21 Punkte und unfassbare 15 Rebounds sowie sechs geblockte Würfe. Oder wie es dem Spieler des Spiels über die Lippen fuhr, als ihn der GEA auf seine sagenhaften Werte ansprach: »Oh okay, wow.« Heinzmann war damit nicht nur der alles überragende Mann auf dem Parkett in der Paul Horn-Arena. Der 34-Jährige ist gleichzeitig ein Zweitliga-Profi, den man in dieser Form selten sieht.
Leverkusen deutscher Rekordmeister mit 14 Titeln
Für den Routinier, seit 2018 in Diensten von Leverkusen - mit 14 Titeln tatsächlich deutscher Basketball-Rekordmeister - ist der Basketballsport die schönste Nebensache der Welt. Wortwörtlich. Denn in seinem Hauptjob arbeitet der gebürtige Ratinger in der Personalabteilung von Hauptsponsor Bayer. »Deshalb kann ich nur abends trainieren«, sagte Heinzmann, der seit 2018 in dieser Doppelrolle unterwegs ist.
Gleichzeitig blickt der 2,16-Meter-Hüne auf sehr bewegte letzte Jahre. Vor der Saison 2022/23 zog sich der deutsche Big Man eine schwere Fußverletzung im Sprunggelenk zu. Heinzmann fiel sechs Monate aus, wurde operiert, stand kurz vor der Rückkehr, ehe erneut eine schwere Verletzung folgte. »Dann war ich wieder sechs Monate raus, bin wieder reingekommen habe mich dann wieder schwer verletzt«, berichtete er. Insgesamt verpasste er zwei Jahre komplett. In der vergangenen Drittliga-Saison feierte Heinzmann sein Comeback und stieg als Leistungsträger mit Leverkusen prompt auf.
2022 war Heinzmann in Tübingen noch der tragische Held
Kurios: Seinen letzten Auftritt in der Paul Horn-Arena dürfte Heinzmann in unguter Erinnerung haben. Es war die Play-off-Halbfinal-Serie in der Saison 2021/22 zwischen den Rheinländern und den Tigers, als der 34-Jährige zum tragischen Helden wurde. »Da habe ich den entscheidenden Dunk danebengesetzt. Ansonsten hätte es Verlängerung gegeben. So haben wir das Spiel aber verloren. Das war mein bedeutendster Nicht-Korberfolg in meiner Karriere«, wusste Heinzmann noch ganz genau und schmunzelte.
Anfangs sah es jedoch so aus, als würde es für ihn kein Happy End in der Unistadt geben. Die Tigers starteten extrem gut in die Partie und lagen nach fünf Minuten bereits mit 13:2 in Führung. Nach dem ersten Viertel stand immerhin noch ein komfortables 25:17 auf der Anzeigetafel. »Ich war allerdings nicht wirklich nervös nach dem schlechten Start«, betonte Leverkusen-Coach Michael Koch. Die Basketball-Legende, 1993 Europameister mit Deutschland, erklärte: »Dadurch, dass uns aktuell das Budget fehlt, um eine Übernachtung im Hotel zu finanzieren, ging es heute früh schon um 7.30 Uhr in Leverkusen los nach Tübingen. Da ist es normal, dass man nach so einer langen Busfahrt etwas braucht, um ins Spiel zu kommen.«
Tigers mit nur 43 Punkten in den letzten drei Vierteln
Und siehe da: Alle drei weiteren Viertel entschied der letztjährige Drittliga-Meister, der nur drei ausländische Spieler im Kader hat, für sich. Erschreckend: In 30 Minuten erzielten die Tigers nur 43 Punkte. »Sie waren heute besser als wir. Unsere Verteidigung war schlecht. Wir hatten große Probleme mit den Rebounds und in den Eins-gegen-Eins-Duellen. Dabei haben wir gut angefangen, im Anschluss jedoch total den Fokus verloren«, sagte Tübingen-Coach Henrik Sonko mit niedergeschlagener Miene.
Wie konnte es dazu kommen? Zum einen trafen seine Schützlinge nur acht ihrer 29 Dreier-Versuchen. Andererseits erwischte Tigers-Topspieler JaCobi Wood nur einen unterdurchschnittlichen Tag (elf Punkte, fünf Ballverluste) und US-Forward Bernard Pelote blieb zum bereits dritten Mal in Folge komplett blass (sechs Punkte, vier Fouls). Gleichzeitig warfen die Hausherren von der Freiwurflinie unterirdisch (50 Prozent bei 16 Versuchen) und schickten die Gäste doppelt so oft an die Linie. Und nicht zuletzt prallten Wood, Pelote und Co. immer wieder am überragenden Heinzmann in der Zone unter dem Korb ab.
Während der 34-Jährige diese Partie niemals vergessen wird, weiß man nicht, wie stark oder schwach die Tigers Tübingen Stand 12. Oktober 2025 wirklich sind. Insbesondere eines sollte aber klar sein: Auf der Center-Position sind die Raubkatzen zu dünn aufgestellt. (GEA)

