TÜBINGEN. 95:82 (48:34) gegen den Mit-Play-off-Kandidaten Gießen 46ers gewonnen. Die Erleichterung über den Sieg der Tübinger Zweitliga-Basketballer nach zuletzt zwei verlorenen gegangenen Spielen war auch General Manager Philipp Reinhart deutlich anzumerken. Von Druck war im Vorfeld der Partie noch nicht die Rede. Nun folgte ergebnistechnisch und auch spielerisch die Kehrtwende zum Guten. Wie erfolgsverwöhnt das Tigers-Publikum mittlerweile jedoch ist, zeigt die Tatsache, dass mit 1.987 Busuchern erstmals in dieser Saison bei einem Heimspiel in der Paul-Horn-Arena die magische 2.000er-Marke unterschritten wurde.
- Herausragende Dreier-Quote
»Warum Tübingen ausgerechnet gegen uns eine solche Dreier-Quote hat«, fragte sich Gießens Trainerlegende Branislav »Frenkie« Ignatovic angesichts 53 Prozent verwandelter Distanzwürfe der Tigers. Eine Erklärung für die außergewöhnliche Ausbeute der Hausherren von jenseits der 6,75-Meter-Linie ist, dass Melkisedek Moreaux nach bislang neun Fehlversuchen seine ersten beiden erfolgreichen Dreier im Trikot der Tigers verbuchen durfte. Aufgrund von Ignatovic' Frage, »warum ein Spieler, der zuvor noch keinen einzigen Dreier getroffen hatte, diesmal gleich zwei von drei Versuchen verwandelt hat«, sei angemerkt, dass Moreaux in der vergangenen Spielzeit mit dem italienischen Drittligisten BPC Virtus Cassino fast 30 Prozent Dreier (17 von 57) verwandelt hat. Tübingens Cheftrainer Domenik Reinboth hatte eine weitere Erklärung für die fabelhafte Ausbeute seiner Jungs: »Wir haben gut gearbeitet diese Woche. Deshalb fallen die Würfe dann auch.«
- Richtige Reaktion
"In den vergangenen beiden Spielen haben wir uns unter Wert verkauft", erklärte Reinboth und fügte hinzu: "Wir können mehr; genau das haben wir diesmal gezeigt." Die Statistiken - auch 24 Defensivrebounds und 25 Assists - sind zum Teil zwar beeindruckend, "es ist jetzt aber nicht so, dass ich sagen würde, dass das unser bestes Spiel überhaupt war". Denn in der zweiten Halbzeit kam der Gegner zum Beispiel auf 48 Punkte. "Das ist zu viel", monierte Reinboth. Angesichts vieler Fouls forderte er ein "disziplinierteres Verteidigen" von seinen Mannen - ohne zu bemerken, dass die Unparteiischen um Nicolai Bohn eine klare Linie bei ihrer Spielleitung vermissen ließen. Der Coach sprach von einem "super Spiel von uns gegen einen extrem starken Gegner" und prophezeite: "Das wird uns Selbstvertrauen geben. Die Mannen um Kapitän Till Jönke gingen deutlich entschlossener, überzeugender und konsequenter zu Werke als zuletzt. Die Spieler vertrauen mittlerweile immer mehr in das für sie größtenteils neue System des Trainers. "Wir steuern in die richtige Richtung, und die Kurve zeigt nun wieder nach oben", so Reinboth.
- Überzeugender Tention
Der vermeintliche Tübinger Leistungsträger Miles Tention machte gegen Gießen eines seiner besseren Spiel - und dies schon allein deshalb, weil er nicht so viele Fehler produzierte. Nur ein Turnover stand ihm am Ende zu Buche; bis zu fünf waren es in vorangegangenen Spielen. Deshalb, und auch weil sein Dreier bis dato mit nur mäßiger 27,5-prozentiger Wahrscheinlichkeit fiel, stand der US-Amerikaner zuletzt immer wieder in der öffentlichen Kritik; manche redeten sogar von einer notwendigen Nachverpflichtung. »Basketball ist ein Spiel der Fehler; das wird sich nicht abstellen lassen. Wir glauben an Miles und haben keine Zweifel an ihm und seinem Leistungsvermögen«, stärkte Reinboth seinem Co-Kapitän den Rücken. »Wir sehen, wie hart er arbeitet. Miles ist ein super Typ.« Dieser hat gegen Gießen übrigens zwei seiner vier Dreierversuche verwandelt.
- Neue Bestmarke von Neugebauer
Center Vincent Neugebauer liefert mittlerweile relativ konstant gute Leistungen im reinboth'schen System ab, stellte nun mit zehn Punkten und sechs Rebounds eine neue persönliche Bestmarke auf. Vom Ligarivalen Hagen gekommen spielt der 22-Jährige seine erste komplette Saison in der Pro A. Deshalb setzt ihn sein Trainer auch nicht unter Druck. »Da wird es immer wieder Schwankungen - auch mal nach unten - geben, aber das werden wir akzeptieren und ihn weiter entwickeln. Deswegen haben wir ihn nach Tübingen geholt.« (GEA)