TÜBINGEN. Jay Nagle hatte gut Lachen. Weil der Tigers-Tausendsassa Tobias Fischer alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, durfte die 24 Jahre alte Nachverpflichtung aus den USA schon am Freitagabend sein Debüt im Tübinger Trikot mit der Nummer 5 feiern. Und weil sein alter und neuer Teamkollege wieder einmal die Kohlen für die Schwaben aus dem Feuer geholt hatte, auch gleich den ersten Sieg bejubeln. Mit 28 Punkten sorgte Kenny Cooper in der entscheidenden Phase fast im Alleingang für einen 81:78 (45:43)-Derbysieg über die PS Karlsruhe Lions.
Die 2.684 Zuschauer in der Paul-Horn-Arena hielt es dabei vor Spannung nicht auf ihren Plätzen. "Wir haben in der ersten Halbzeit unseren besten Offensiv-Basketball der bisherigen Saison gespielt", konstatierte Tigers-Coach Domenik Reinboth nicht ohne stolz. Seine Mannen hätten "den Ball gut bewegt und sich dadurch mehrere gute Scoring-Optionen geschaffen". Seiner Nachverpflichtung stellte er ein ordentliches Zeugnis aus:" "Jay hat einen guten ersten Eindruck gemacht, auch wenn er bei seinen Aktionen noch etwas unsicher agierte." Das lag vielleicht auch daran, dass Nagle schon früh einen Schlag auf den Zeigefinger der linken Hand bekam. Nach der Partie ging es für ihn und auch Jonas Niedermanner (Knie) ins Krankenhaus. Zudem verletzte sich Melkisedek Moreaux. Der Einsatz des Trios am Sonntag (15 Uhr/ sportdeutschland.tv) in Bayreuth ist ungewiss.
Zu einem Platz in der Startformation reichte es für Nagle logischerweise nicht. Gerade einmal vier Tage hatte die erste Nachverpflichtung des Bundesliga-Absteigers mit seinen neuen Teamkollegen trainiert. Nach knapp fünf Spielminuten eingewechselt dauerte es keine drei Zeigerumdrehungen, ehe der 2,06-Meter-Hüne bei einem butterweichen Korbleger seine ganze Körperlänge in Szene setzte (8.). Wenig später verkürzte er mit einem krachenden Dunk auf 17:19 (9.). In knapp 12 Minuten Spielzeit kam der neue Mann auf 4 Punkte, 1 Rebound und 1 Steal. Nagle ist am vergangenen Samstag in Tübingen angekommen und hat nun in Cooper einen alten und neuen Teamkollegen, mit dem er in der vergangenen Saison noch beim georgischen Erstligisten Tkibuli Orbi gespielt hatte.
Das Spiel gegen den Meister - Karlsruhe hatte in der vergangenen Saison auf das Aufstiegsrecht verzichtet - begann spektakulär. Sechs Punkte zum Tübinger 9:5 (5.) besorgten Samuel Idowu (2) und Melkisedek Moreaux per krachenden Dunkings. Mit 13 Assists hatten die Reinboth-Schützlinge als ligaweit schlechteste Mannschaft in dieser Disziplin schon beim Seitenwechsel ihren bisherigen Saisonschnitt (12,4) übertroffen. Am Ende waren es gar 19. Sollte Team-Basketball wieder einmal der Tübinger Schlüssel zum Erfolg sein?
Der zweite erfolgreiche Dreier von Philip Hecker sorgte für die größte Führung des bisherigen Spielverlaufs (55:48/25.). Cooper war spätestens von nun an wieder einmal nicht zu stoppen. Mit seinen Punkten 16, 17 und 18 sorgte er für die erste zweistellige Führung (60:50/26.). Doch die kämpferischen Gäste kamen postwendend zurück. Und es bleib eine enge Kiste. Was übrigens in den elf vorangegangenen Derbys nur ein Mal der Fall war. Im Hinspiel der Saison 2022/23 siegte Karlsruhe vor heimischer Kulisse knapp mit 95:92. In zwölf Duellen war Tübingen nunmehr neun Mal erfolgreich – inklusive dreier Siege im Play-off-Halbfinale 2023, die jedoch nicht annähernd so spannend waren wie der Freitag-Krimi.
Gleich zu Beginn des Schlussviertels glichen die Badener mit dem 66:66 zum vierten Mal seit der Halbzeit aus, zur Führung sollte es aber wieder nicht reichen. Es folgten fast 138 Sekunden ohne Korberfolg auf beiden Seiten, ehe Cooper traf. Wenn Tübingen in dieser Spielzeit verloren hatte, kam die Mannschaft in beiden Fälle nicht an die 70-Punkte-Marke heran. Diese Schallmauer wurde mit dem 71:66 (37.) durchbrochen , von Cooper, von wem sonst. Somit stand dem sechsten Saisonsieg nichts mehr im Wege. (GEA)