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Einer überragt alle: So schlagen sich die Ex-Spieler der Tigers Tübingen

Nach einer enttäuschenden Saison stiegen die Tigers Tübingen im vergangenen Mai aus der Basketball-Bundesliga ab. Daraufhin verließen alle Spieler bis auf Kapitän Till Jönke den Club. Und sorgen andernorts nun teilweise für Furore. Ein Überblick.

Spielmacher Jhivvan Jackson überzeugt bei den Würzburg Baskets auf ganzer Linie.
Spielmacher Jhivvan Jackson überzeugt bei den Würzburg Baskets auf ganzer Linie. Foto: Lam/Witters
Spielmacher Jhivvan Jackson überzeugt bei den Würzburg Baskets auf ganzer Linie.
Foto: Lam/Witters

TÜBINGEN. Nach einer enttäuschenden Saison stiegen die Tigers Tübingen im vergangenen Mai als Tabellenletzter wieder aus der Basketball-Bundesliga (BBL) ab. Alle Akteure bis auf Kapitän Till Jönke verließen im Sommer den Verein. Zeit für einen Überblick, wie sich die ehemaligen Tübinger nun andernorts schlagen. Es werden nur Spieler berücksichtigt, die zum Saisonende im Aufgebot der Raubkatzen standen.

- Jhivvan Jackson
Der puerto-ricanische Spielmacher war mit durchschnittlich 18,4 Zählern in der vergangenen Saison der viertbeste Scorer der gesamten Liga und häufig der Alleinunterhalter im Tübinger Angriffsspiel. Im Sommer folgte der Wechsel zu Champions-League-Teilnehmer Würzburg, wo Jhivvan Jackson in die Fußstapfen von BBL-Topscorer und MVP (wertvollster Spieler) Otis Livingston treten sollte. Das ist dem introvertierten 26-Jährigen eindrucksvoll gelungen. Mit den Franken kämpft er aktuell um den direkten Einzug in die Play-offs und ist mit bärenstarken 19 Punkten pro Partie der zweitbeste Scorer in der Bundesliga. Doch nicht nur das. »Als Jhivvan nach Würzburg kam, war er ein Spieler, der viele Punkte auflegen konnte. Jetzt ist er ein Anführer, der die Mitspieler besser macht, der sein Foulmanagement besser im Griff hat und der einer der Anführer der Mannschaft ist«, berichtet Tim Eisenberger, der die Würzburger als Reporter für die Mainpost betreut.

- Aatu Kivimäki
Der finnische Spielmacher, der einen Großteil der vergangenen Saison aufgrund einer hartnäckigen Fersenverletzung verpasste, spielt seit dem Sommer für den slowakischen Meister Patrioti Levice. Diesen Wechsel dürften vermutlich die wenigsten Tigers-Fans verstanden haben. Nach dem Motto: Basketball und Slowakei? Doch auf den zweiten Blick ergab der Wechsel Sinn. Aatu Kivimäki spielte mit seinem neuen Club international im Fiba Europe Cup - Chemnitz ist der amtierende Champion - und überzeugte dort mit knapp zehn Punkten und vier Vorlagen pro Partie. Der vermeintliche Schritt zurück könnte sich als Beschleunigungsstreifen für den 27-Jährigen erweisen, der zwischen 2021 und 2024 die Tigers-Fans in der Paul-Horn Arena mit seinen Dreiern und seiner Übersicht verzückte.

- Kriss Helmanis
Der lettische Big Man und Nationalspieler wurde im Sommer 2022 bei seiner Vorstellung in Tübingen als großes europäisches Talent angepriesen. Sein Potenzial ließ Kriss Helmanis in den zwei Jahren bei den Tigers immer wieder aufblitzen. Auch in der vergangenen Bundesliga-Saison. Der endgültige, große und von allen Seiten erhoffte Durchbruch gelang dem 22-Jährigen allerdings nicht. Dennoch war Helmanis vermutlich der Spieler, bei dem am meisten mit Spannung erwartet wurde, welchen Schritt er nun als Nächstes geht. Die Antwort: Zurück in die Heimat zu Rigas Zelli. In die estländisch-lettische Liga. Dort kommt Helmanis aktuell auf starke 11,7 Punkte, 7,7 Rebounds und 1,7 Blocks.

Ist wichtiger Bestandteil beim BBL-Überraschungsteam Heidelberg: Der langjährige Tigers-Flügelspieler Mateo Seric.
Ist wichtiger Bestandteil beim BBL-Überraschungsteam Heidelberg: Der langjährige Tigers-Flügelspieler Mateo Seric. Foto: Brandt/dpa/dpa
Ist wichtiger Bestandteil beim BBL-Überraschungsteam Heidelberg: Der langjährige Tigers-Flügelspieler Mateo Seric.
Foto: Brandt/dpa/dpa

- Mateo Seric
Der langjährige Tigers-Trainer und Aufstiegscoach Danny Jansson wollte den deutschen Flügelspieler unbedingt in Tübingen haben und holte ihn 2021 zu den Tigers. Der Finne entwickelte das einstige Top-Talent bei den Tigers zu einem überdurchschnittlichen deutschen Bundesliga-Spieler. Deshalb war es keine Überraschung, dass ihn Jansson mit nach Heidelberg nahm. Dort liegt Mateo Seric zwar erwartungsgemäß leicht unter seinen Zahlen vom vergangenen Jahr, ist mit durchschnittlich 22 Minuten Einsatzzeit und 8,5 Zählern aber dennoch ein wichtiger Bestandteil beim BBL-Überraschungsteam (Platz sechs). Bitter: Der 25-Jährige zog sich vor drei Wochen einen doppelten Bänderris im Sprunggelenk zu und fällt verletzt aus.

- Erol Ersek
Der österreichische Nationalspieler folgte ebenfalls seinem langjährigen Coach nach Heidelberg. Erol Ersek ist ein Rotationsspieler und spielt durchschnittlich 19 Minuten pro Partie. Allerdings ging seine Punkteausbeute von 8,7 auf 5,8 Zähler pro Begegnung runter. Auch seine Dreierquote sank leicht von 37 auf 35 Prozent.

- Timo Lanmüller
Nach der vergangenen Saison herrschte mit Blick auf den österreichischen Nationalspieler die Erkenntnis: Die Bundesliga ist aktuell noch einen Schritt zu groß für Timo Lanmüller, der zwischen 2020 und 2024 für die Tigers auflief. Dennoch sicherte sich Aufsteiger Frankfurt die Dienste des defensivstarken Guards. Bei den Skyliners nimmt der 24-Jährige einen Platz auf den hinteren Bankpositionen ein und erzielte in bislang 13 Partien durchschnittlich 2,1 Punkte. Mit anderen Worten: Lanmüller spielt keine große Rolle. Immerhin scheint er mit den Frankfurtern den Ligaverbleib zu schaffen. Ob der langjährige Tübinger allerdings wirklich eine Zukunft in der deutschen Beletage hat, ist eher fraglich.

- Christoph Philipps
Der Forward ist nach wie vor weit von seiner Normalform entfernt. Auch Christoph Philipps, der in seiner Karriere bereits 135 BBL-Spiele absolviert hat, läuft seit dem Sommer für Frankfurt auf und wollte nach einer verletzungsgeplagten Vorsaison bei den Tigers und einem verlorenen Jahr wieder voll angreifen. Er stand zwar immer wieder in der Starting-Five, doch in bislang 15 Einsätzen für die Skyliners erzielte der ehemalige Ulmer Jugendspieler lediglich 17 mickrige Pünktchen.

Daniel Keppeler ist bei den Crailsheim Merlins ein absoluter Leistungsträger.
Daniel Keppeler ist bei den Crailsheim Merlins ein absoluter Leistungsträger. Foto: Dennis Duddek
Daniel Keppeler ist bei den Crailsheim Merlins ein absoluter Leistungsträger.
Foto: Dennis Duddek

- Daniel Keppeler
Ihn zog es als einziger Spieler in die zweite Liga. Der Center räumt seit dieser Saison unter den Körben für Tigers-Konkurrent und Mitabsteiger Crailsheim auf. Und das sehr erfolgreich. Daniel Keppeler ist bei den Merlins ein absoluter Leistungsträger und zählt zu den besseren deutschen Big Men in der Pro A. Durchschnittlich 10 Punkte, vier Rebounds und 1,2 Blocks pro Partie können sich sehen lassen.

- Evan Maxwell
Slowakei, Großbritannien, Ukraine, Mazedonien, Litauen, Deutschland und nun Japan. Die spannende Reise des im Januar 2024 nachverpflichteten Centers geht seit diesem Sommer in Asien weiter. Dort geht Evan Maxwell, der für die Tigers in 16 Einsätzen auf 7,6 Punkte und 3,2 Rebounds kam, in der dritthöchsten Spielklasse, der Japan-B3 League, auf Punktejagd. Das Japan-Abenteuer startete der 29-Jährige zunächst bei den Tokushima Gambarous. Seit Anfang des Jahres läuft der Big Man für Tryhoop Okayama auf.

- Gianni Otto
Der letztjährige Tigers-Aufbauspieler, der 2020 von Ehingen/Urspring an den Neckar kam, wechselte im Sommer zunächst zum Bundesligisten Syntainics MBC aus Weißenfels. Dort kam der 29-Jährige allerdings nur zu neun Kurzeinsätzen. Kurz vor dem Final-Four im BBL-Pokal, das die Sachsen Mitte Februar in der heimischen Halle sensationell für sich entschieden, lösten der Syntainics MBC und Gianni Otto den Vertrag einvernehmlich auf. Es folgte der Wechsel nach Crailsheim. Dort wird der Spielmacher künftig eine deutlich größere Rolle auf dem Parkett als zuletzt einnehmen.

- Jimmy Boeheim
War neben Jhivvan Jackson im vergangenen Jahr der konstanteste Tübinger und mit durchschnittlich 13,1 Punkten gleichzeitig zweitbester Punktesammler bei den Tigers. Es war klar, dass Jimmy Boeheim in der BBL einen Markt hat. Und so wechselte der 26-Jährige zum Traditionsclub BG Göttingen. Und wird ziemlich sicher auch im zweiten Jahr in Folge mit seinem Club absteigen. Die Göttinger liegen nach 22 Partien mit nur einem Erfolg auf dem letzten Tabellenplatz. Das rettende Ufer ist bereits sechs Siege entfernt. Der US-Forward kommt für die Niedersachsen auf 9,4 Zähler pro Partie. Tendenz sinkend. Denn seit der Ankunft von Neu-Trainer Mikko Riipinen kommt Boeheim deutlich seltener zum Einsatz und hat seit Mitte Januar nicht mehr zweistellig gescort.

Blieb deutlich hinter den Erwartungen: Der frühere NBA-Profi und Ex-Tübinger Georgios Kalaitzakis (rechts)
Blieb deutlich hinter den Erwartungen: Der frühere NBA-Profi und Ex-Tübinger Georgios Kalaitzakis (rechts) Foto: Woern/Eibner
Blieb deutlich hinter den Erwartungen: Der frühere NBA-Profi und Ex-Tübinger Georgios Kalaitzakis (rechts)
Foto: Woern/Eibner

- Georgios Kalaitzakis
Seine Nachverpflichtung war ein großes Ausrufezeichen. Schließlich handelt es sich bei Georgios Kalaitzakis um einen ehemaligen NBA- und Euroleague-Profi, der gegen Basketball-Legende LeBron James und die Los Angeles Lakers im April 2022 für die Oklahoma City Thunder sage und schreibe 25 Punkte aufgelegt hatte. Spieler eines solchen Kalibers sieht man in der Paul-Horn-Arena meistens nur bei den Gegnern. Umso enttäuschender blickt man deshalb auf das Kapitel des Griechen bei den Tigers. Der 26-Jährige ließ seine individuelle Klasse in Tübingen immer wieder aufblitzen, doch auch ihm fehlte die Konstanz. Und vor allem ein Wurf. Dennoch kam Kalaitzakis im Sommer beim Eurocup-Team Lietkabelis unter. Für die Litauer erzielte der Flügelspieler in dieser Saison starke 11,3 Punkte pro Partie im zweithöchsten europäischen Wettbewerb.

- Frank Gaines
Der 34-Jährige ist ein echter Weltenbummler. Er stieß als letzte Nachverpflichtung in der vergangenen Saison zu den Tübingern. Die Tigers waren für Frank Gaines bereits der 18. Club im elften Jahr als Profi. Der US-Amerikaner kam in acht Partien für die Raubkatzen auf 10,6 Punkte pro Partie. Der Linkshänder blieb im Sommer zunächst ohne Verein und wechselte Anfang Dezember in die österreichische Bundesliga zum BC Vienna. Angesichts seiner Vita mag man es kaum glauben, aber im Nachbarland war der Routinier bislang noch nicht aktiv. Auch dieses Kapitel ist allerdings bereits wieder Geschichte. Gaines wurde nur mit einem Kurzzeit-Vertrag ausgestattet, machte für den österreichischen Erstligisten laut proballers.com nur drei Partien und verließ die Wiener vor rund zwei Monaten wieder. (GEA)