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Die Tigers Tübingen und die Seuche von der Drei-Punkte-Linie

Vor dem Doppel-Heimspieltag der Tigers Tübingen in der 2. Basketball-Bundesliga stellt sich die Frage: Was kann man machen, wenn der Dreier nicht fällt? Gleichzeitig setzt es für die Raubkatzen eine personelle Hiobsbotschaft.

Fällt auch für die Duelle gegen seine beiden Ex-Clubs aus: Tübingens Flügelspieler Jonas Niedermanner.
Fällt auch für die Duelle gegen seine beiden Ex-Clubs aus: Tübingens Flügelspieler Jonas Niedermanner. Foto: Woern/Eibner
Fällt auch für die Duelle gegen seine beiden Ex-Clubs aus: Tübingens Flügelspieler Jonas Niedermanner.
Foto: Woern/Eibner

TÜBINGEN. 13, 27, 19, 19, und elf Prozent. Man muss kein Blatt vor den Mund nehmen: Es ist unterirdisch, welche Quoten die Spieler der Tigers Tübingen in den vergangenen fünf Zweitliga-Duellen von jenseits der Dreierlinie aufgelegt haben. Umso erstaunlicher ist es, dass die Raubkatzen trotz dieser miserablen Ausbeute in drei dieser fünf Spiele als Sieger vom Basketball-Parkett gingen. Das spricht für die Mannschaft.

Auf Dauer wird das allerdings nicht gut gehen. Das weiß auch Tigers-Headcoach Domenik Reinboth vor dem anstehenden Doppel-Heimspieltag an diesem Wochenende. Zunächst steht am Freitagabend (20 Uhr) das Lokalderby gegen Kirchheim auf dem Programm. Am Sonntag (15.30 Uhr/beide sportdeutschland.tv) gastiert dann der Tabellenzweite und letztjährige Hauptrundenmeister Trier in der Paul-Horn Arena.

Saisonaus für Overton

Der jüngste Tübinger Zugang zog sich beim Spiel am vergangenen Sonntag bei Rasta Vechta II einen Syndesmosebandriss im vorderen Sprunggelenk zu. Overton wird in den kommenden Tagen in Tübingen operiert. Bitter: Für den US-Amerikaner ist die Saison damit vorzeitig beendet. Der 25-Jährige war erst vor einem Monat zu den Tigers gestoßen und kam bislang in vier Spielen (9,3 Punkte) zum Einsatz. Damit werden die Karten neu gemischt. Spielmacher Miles Tention, der den Club - der GEA berichtete exklusiv - eigentlich hätte verlassen sollen, »ist wieder dabei«, sagt Tigers-Headcoach Domenik Reinboth. (ott)

Da stellt sich die Frage: Bilden die schlechten Dreier-Quoten vor allem in den jüngsten fünf Begegnungen eine Ausnahme? Ein Blick auf die Zahlen sagt: Nein! Die Tigers, die ligaweit die viertbeste Verteidigung stellen, sind mit durchschnittlich nur 31 Prozent getroffener Dreier über die bisherige Spielzeit schließlich das zweitschlechteste Team der Pro A. Nur Koblenz trifft noch weniger. Doch woran liegt das?

»Ich glaube, bei uns ist es eher eine Kopfsache«, meint Reinboth auf GEA-Nachfrage. Die Mehrzahl der Dreier-Versuche seien gut herausgespielte Würfe. Freie Würfe, die man auch haben wolle. »Wir sollten weiter dahin spielen und das machen«, betont der 42-Jährige. »Und wenn diese ein bis zwei Dreier pro Partie mehr fallen, dann sieht es schon besser aus.« In der Theorie ist das natürlich einfach zu sagen. Die Umsetzung ist, wie die vergangenen Wochen zeigen, das Andere. Wie geht der Trainer mit diesem Thema um? »Es nicht überspitzen, nicht zu viel machen. Im Training arbeiten wir zwar daran, kommunizieren es aber nicht über. Mit manchen Spielern spricht man mehr darüber, mit anderen weniger«, antwortet Reinboth.

Niedermanner verpasst den Doppel-Heimspieltag

Doch was macht diese Negativ-Statistik mit den Köpfen der Spieler? »Wir schauen da so wenig wie möglich drauf. Entscheidend ist die Qualität der Würfe. Die stimmt«, betont Jonas Niedermanner. Der Tigers-Flügelspieler blickt auf eine verletzungs- und krankheitsgeplagte Saison. Erst knickte der 28-Jährige um, dann infizierte sich der gebürtige Hallenser mit Corona und gerade erst kurierte er einen Magen-Darm-Virus aus. Zudem plagt sich Niedermanner seit längerer Zeit mit einer hartnäckigen Entzündung im Fuß rum.

Der 2,02 Meter große Forward wird deshalb auch den Doppel-Heimspieltag mit den Duellen gegen seine beiden Ex-Clubs - er kam im Sommer aus Kirchheim - verpassen. Das führt automatisch wieder zur Dreier-Thematik. Vielleicht sind all diese körperlichen Probleme ein Grund dafür, warum seine Dreierquote zum ersten Mal in seiner nun fünfjährigen Zweitliga-Karriere unter der 30-Prozent-Marke liegt (25 Prozent).

Was zu einer Verkrampftheit führen kann

Trainiert er deshalb unter der Woche noch mehr an seinem Distanzwurf? Ja und Nein. »Allerdings habe ich gemerkt, ab einem gewissen Zeitpunkt zu sagen: Ich habe jetzt so und so viele extra Würfe genommen. Danach beginnt es so in meinen Kopf reinzugehen, dass ich mich lieber auf andere Dinge fokussiere, damit ich die Lockerheit beibehalte, die man im Spiel braucht«, berichtet Niedermanner.

Doch wie ist es, wenn man dann wieder vor mehr als 2.000 Zuschauern am Wochenende auf dem Parkett steht? Schießen da einem die schlechten Quoten vor jedem Wurf automatisch in den Kopf? »In diesen Situationen denkt man eher weniger daran, dass man gerade nicht gut trifft. Es ist eher so, dass du den nächsten Wurf umso mehr treffen willst, gerade weil du den letzten nicht getroffen hast. Man will unbedingt die Wende. Diesen einen Moment, in dem es Klick macht. Das kann aber auch wieder zu einer Art Verkrampftheit führen«, erklärt Niedermanner und sagt abschließend: »Ich bin fest überzeugt: Der Moment wird kommen, in dem die Würfe wieder fallen. So war es bisher immer und so wird es auch immer sein.« Das ist auch dringend nötig. Ansonsten könnten die Tigers das extrem enge Rennen um die Play-off-Plätze auf den letzten Metern noch verlieren. (GEA)