QUAKENBRÜCK . Da hat sich die achtstündige Anfahrt mit dem Bus gelohnt: Auf der Reise zockten die Basketballer der Tigers Tübingen fleißig mit Spielkarten, auf dem Feld gegen die Artland Dragons Quakenbrück zeigte sich die Truppe beim 83:72 (51:37) nicht weniger in Spiellaune. Zumindest auf die ersten 30 Minuten, in denen die Mannschaft des wieder fitten Cheftrainers Domenik Reinboth mindestens eine Klasse besser war, traf das zu.
Im Vergleich zur jüngsten Pleite gegen Crailsheim präsentierte sich das Team vor allem im Angriff deutlich verbessert. Nicht nur Top-Scorer Kenny Cooper (23 Punkte) erwischte vor 1.800 Zuschauern einen besseren Tag als zuletzt. Auch seine Kollegen trafen gegen eine zugegebenermaßen auch schwächere Verteidigung zum Auftakt des Doppelspieltages und warfen sich in einen regelrechten Rausch. »Das ist bei uns ein Faktor«, sagte Reinboth. »Wenn wir im Flow sind, dann sind wir extrem gefährlich. Aber wir kommen schwer rein und verlieren ihn dann auch immer schnell wieder.« Eine Aussage, die sich bewahrheiten sollte.
Starker Start
Die Tübinger starteten stark ins Match. Ein Zauberpass von Cooper auf Vincent Neugebauer sorgte nach dem ersten Angriff fürs 2:0 und ein gutes Gefühl. Eine kleine Schwächephase nach sechs Minuten führte aber dazu, dass sich die Neckarstädter nie wirklich absetzen konnten. Melkisedek Moreaux ließ gleich zwei freie Versuche liegen und leistete sich später einen einfachen Schrittfehler. Der starke Neugebauer hielt die Gäste aber mit sieben seiner insgesamt 13 Zähler auf Kurs (19:17).
Im zweiten Abschnitt riss der Tübinger Spielmacher die Begegnung an sich. Sensationelle 15 Punkte von Cooper in zehn Minuten führten dazu, dass die Gäste mit einer 51:37-Führung in die Pause gingen. Der US-Amerikaner traf aus der Distanz oder dribbelte sich einfach zum Korb durch. Auch im Rückwärtsgang eroberte der flinke Basketballer wieder und wieder die Kugel. Quakenbrück wirkte defensiv komplett überfordert und kam auch gegen die sichere Tigers-Defense kaum zu freien Körben. Die Führung hätte aber noch höher ausfallen können. Denn weiter waren zu viele einfache Ballverluste oder Schrittfehler dabei. Die ärgerten auch Reinboth, dem von seiner Grippe nichts mehr anzumerken war. Wild gestikulierend lief er die Seitenlinie auf und ab.
Im letzten Viertel geht fast gar nichts mehr
Nach dem Wiederanpfiff keimte bei den Heim-Fans die Vermutung auf, dass Spannung aufgrund des starken Tübinger Auftritts an diesem Freitagabend wohl nicht mehr aufkommen würde. Während Cooper eine vorübergehende Verschnaufpause nach seinen Wahnsinns-Minuten bekam, drehte einfach sein Vertreter Philip Hecker auf. In zwei aufeinanderfolgenden Angriffen warf er jeweils von hinter der Dreierlinie ganz locker ein und erzielte acht seiner neun Punkte in diesem Abschnitt.
Dass es am Ende doch noch mal enger wurde, mussten sich die Raubkatzen selbst ankreiden. Im Schlussviertel war die Konzentration komplett weg. Auf einmal gelang fast gar nichts mehr. Zum Glück stoppte Jonas Niedermanner einen 0:10-Negativlauf mit einem Dreier rund sechs Minuten vor Schluss. Sonst hätte es nach der zwischenzeitlichen 24-Punkte-Führung noch mal richtig spannend werden können. Einen Einbruch wie diesen dürfen sich die Neckarstädter am Sonntag (17 Uhr) nicht leisten. Denn mit den Eisbären Bremerhaven wartet ein vermeintlich deutlich stärkerer Kontrahent. (GEA)