REUTLINGEN. Die Tennis-Familie trauert um Heidi Eisterlehner, die im Alter von 75 Jahren unerwartet verstorben ist. Die in Sonnenbühl-Genkingen wohnende Eisterlehner wurde immer wieder als große Tennis-Dame aus Reutlingen tituliert. Von 1975 bis 1983 stand sie in Diensten des TV Reutlingen, mit dem sie herausragende Erfolge feierte. Eisterlehner hinterließ auf internationaler und nationaler Ebene Spuren. »Mit ihr verlieren wir eine herausragende Sportlerin, die sowohl das deutsche Damentennis in den 1970er-Jahren als auch später das deutsche Seniorentennis entscheidend mitgeprägt hat«, heißt es in einem Nachruf des Deutschen Tennis-Bundes (DTB).
Die in Magdeburg geborene Eisterlehner hatte es zu Beginn ihrer Tenniskarriere nicht immer leicht. Ihr Vater starb, als sie fünf Jahre alt war. Im Alter von 13 Jahren musste sie vorübergehend wegen der Schule ganz mit dem Tennis aufhören. Doch ihre Liebe zum Spiel konnte das nicht bremsen. In den 1970er-Jahren – Eisterlehner war inzwischen mit ihrer Mutter in die Nähe von Nürnberg gezogen – fand sie den Weg zurück und stieg ins Profitennis ein. »Ich wollte die Welt sehen«, erinnerte sie sich einmal in einem Gespräch mit dem GEA.
Mitglied des Fed-Cup-Teams
Eisterlehner startete eine erfolgreiche Karriere. Bei den deutschen Hallenmeisterschaften 1977 und 1980/81 triumphierte sie im Einzel. Im Einzel, Doppel, Mixed und mit der Mannschaft gewann sie insgesamt 20 nationale und internationale deutsche Meisterschaften. Von 1976 bis 1978 war sie Mitglied der deutschen Fed-Cup-Mannschaft, dem heutigen Billie Jean King Cup. Damals griff sie an der Seite von Helga Masthoff und Sylvia Hanika für Deutschland zum Schläger. Ihren größten Einzel-Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier verbuchte sie im Januar 1976, als sie bei den Australian Open das Viertelfinale erreichte.
Auf Vereinsebene kämpfte die studierte Sozialpädagogin zunächst für den 1. FC Nürnberg um Punkte, ehe sie sich dem TEC Waldau anschloss. Am 4. Dezember 1974 vermeldete der GEA: »Von der Waldau zum Markwasen: Heidi Eisterlehner – Juwel und Zugpferd für Tennisverein.« Fortan verstärkte sie die Frauen-Mannschaft des TV Reutlingen, die 1975 als Aufsteiger in der Oberliga Württemberg an den Start ging. Mit dem Wechsel von Eisterlehner zum TVR begann ein steiler Aufstieg des Reutlinger Vereins. Höhepunkt war der Gewinn der deutschen Mannschaftsmeisterschaft 1982. Eisterlehner führte das Team als Nummer eins an. Zudem gehörten Petra Delhees, Andrea Heinzel-Steinegger, Sabine Hack, Heike Schramm und Gabriele Leibbrand zum Team. Im November 1983 kam es zum Bruch mit dem TVR. Reutlingens fünfmalige Sportlerin des Jahres kehrte darauf hin zum TEC Waldau zurück.
Nach ihrer Profi-Zeit fungierte Eisterlehner als WTA-Oberschiedsrichterin. Und: Der Porsche-Grand-Prix in Filderstadt-Plattenhardt, der zwischenzeitlich in Stuttgart ausgetragen wird, sei ihre Idee gewesen, erzählte sie dem GEA. Zusammen mit Dieter Fischer hat sie das Turnier aus der Taufe gehoben. Nach längerer Pause nach ihrer Aktivenzeit entschloss sie sich mit 50 Jahren zu einem Comeback bei den Seniorinnen, wo sie zahlreiche Titel bei Welt – und Europameisterschaften sowie bei deutschen Titelkämpfen einheimste. Ihren letzten sportlichen Auftritt hatte Eisterlehner im Jahr 2023 bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Verbände. (GEA)