METZINGEN. Die ersten drei Runden beim ITF-Turnier Metzingen Open sind gespielt. Und die täglich zahlreich anwesenden Zuschauer dürften ihren Besuch am Bongertwasen bislang keinesfalls bereut haben. Im Gegenteil: Sie bekamen hochklassige und spannende Matches serviert. Längst machen nicht nur internationale Spieler auf sich aufmerksam, mit Tim Handel und Nico Hornitschek überzeugen auch zwei Akteure aus der Region auf voller Linie. Auch wenn beide in der zweiten Runde ausgeschieden sind.
Im Schatten der beiden Reutlinger Jungprofis haben sich mit Philipp Leithold und Moritz Ströbel auch zwei weitere Lokalmatadoren mit beherzten Auftritten als Underdogs in die Herzen der Fans gespielt. Für die beiden Akteure des TC Metzingen war es der erste Auftritt auf der Profi-Ebene im Tennis. Zeit genug, die Situation der vier hiesigen Spieler zu beleuchten. Wo spielen sie? Wie ist ihre aktuelle Form? Und was kann man in Zukunft von ihnen erwarten?
- Tim Handel
Der 25-Jährige aus Ohmenhausen musste erst kürzlich einen Rückschlag hinnehmen und wegen einer Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk zwei Monate pausieren. Deshalb fiel er im April und Mai verletzt aus und konnte keine Turniere spielen. »Wir haben gehofft, dass der Genesungsprozess schnell geht, aber sowas kann man leider nicht beschleunigen. Wir haben in dieser Zeit viel im Konditionsbereich gearbeitet«, berichtet sein Trainer Marek Kimla, der seit dieser Runde den Zweitligisten TV Reutlingen betreut.
»Tim ist ein sehr positiver Mensch, er lässt den Kopf nie hängen«
Handels Form zeigt allerdings nach oben. Beim ITF-Turnier in Telfs vergangene Woche unterlag er erst im Viertelfinale einem starken Gegner aus Frankreich. Zwar schied er in Metzingen überraschend in der zweiten Runde aus, dennoch bescheinigt ihm sein Trainer eine gute Form, betont aber zugleich: »Dass er sechs Wochen lang nicht gespielt hat, macht sich langsam bemerkbar, weil er die Punkte aus dem letzten Jahr in der Weltrangliste verteidigen muss.« Im vergangenen August holte der Ohmenhäuser in Trier seinen ersten Titel auf der ITF-Tour. Doch wo kann die Reise für Handel im Profi-Tennis kurz- bis mittelfristig noch hingehen?
Aktuell liegt er auf Rang 548 der Weltrangliste. »Mein Ziel ist es schon, unter die Top 250 zu kommen. Dann könnte ich auch an der Qualifikation für Grand-Slam-Turniere teilnehmen. Das wäre schon cool«, betont Handel, der jährlich zwischen 25 und 30 ITF-Turniere spielt. »Tim muss nur zwei bis drei gute Turniere spielen, dann würde er einen großen Sprung in der Rangliste machen, weil es im Verhältnis zur Platzierung enorm viele Punkte gibt«, erklärt Kimla und ergänzt: »Wenn am Ende des Jahres eine zwei vorne stehen würde, dann wäre es ein großer Erfolg.«
»Ich bin ein Fan von Nico. Er hat sich wirklich enorm verbessert«
Doch der erfahrene Coach weiß, dass die Reise auch schnell einmal in die andere Richtung gehen kann. Erst recht für diejenigen, die auf der knochenharten ITF-Tour unterwegs sind. »Die Motivation des Spielers ist entscheidend. Viele von ihnen sind frustriert, weil es nicht so läuft, wie sie sich das vorstellen.« Das ist bei Handel aber kein Thema. »Tim ist ein sehr positiver Mensch, er lässt den Kopf nie hängen. Das gefällt mir und motiviert mich, immer weiter mit ihm zu arbeiten«, lobt Kimla.
Der 25-Jährige spielt aktuell für den TC Weinheim in der 2. Bundesliga. Auf die seit letzter Woche laufende Saison gelte nun – nach dem Turnier in Metzingen – der volle Fokus, so Handel. Interessant: Zusätzlich spielt der Jungprofi noch für ein Zweitligateam in der Schweiz (im Mai) und in Italien (direkt im Anschluss). Das Geld aus diesen Einsätzen steckt der 25-Jährige zu einem großen Teil in die Turnierteilnahmen auf der ITF-Tour.
- Moritz Ströbel
Der Youngster des TC Metzingen durfte dank einer Wildcard in der Qualifikation mitwirken. In einem packenden Match unterlag er dem 26-jährigen Leon Hoeveler nur knapp mit 4:6, 4:6. Es war das erste Spiel des erst 18-Jährigen auf Profi-Ebene, der eindrucksvoll zeigte, dass mit ihm in der Zukunft definitiv zu rechnen ist. In diesem Sommer wechselt der sich aktuell in einer Ausbildung zum Automobilkaufmann befindende Metzinger vom Jugend- in den Aktivenbereich. Doch seine ersten Spiele im Herrentennis hat er längst schon absolviert. Für den in der Württembergliga beheimateten TC Metzingen lief er vergangene Saison zweimal auf. Auch in dieser Runde war er bereits an einem Spieltag im Einsatz und gewann jeweils sein Einzel und Doppel.
Nach seiner Ausbildung möchte Ströbel das Fachabitur machen. Und dann? »Mein großer Traum ist es, auf ein College in den USA zu gehen und dort Tennis zu spielen«, berichtet Ströbel. Es sei auf jeden Fall eine denkbare Option, zu schauen, ob es mit dem Tennissport auf professioneller Ebene klappe.
- Nico Hornitschek
Der in Metzingen wohnende und für den TV Reutlingen in der 2. Bundesliga spielende 22-Jährige verpasste trotz einer beeindruckenden Leistung gegen den US-Amerikaner Alfredo Perez den Einzug ins Viertelfinale. Dennoch unterstrich er mit seinen Leistungen gegen zwei in der Weltrangliste um jeweils mehr als 500 Plätze besser postierte Spieler, dass er sich auf der Profi-Ebene nicht verstecken muss.
Auffällig bei Hornitschek ist, dass er sich – im Gegensatz zu vielen anderen Spielern bei den Metzingen Open – auch in schlechten Phasen nicht zu negativen Emotionen hinreißen ließ. Und das, obwohl er nach eigenen Aussagen ein echter Perfektionist sei. »Ich war auf dem Platz nicht immer so ruhig. Diese Entwicklung kam erst in den vergangenen Jahren«, betont der Metzinger, der an der Tennis-Akademie »First Line« in Muhr bei Ludwigsburg täglich trainiert. Verbessert hat sich der 22-Jährige in dieser Zeit auch beim Aufschlag und seinen Rückhandschlägen. Seine größte Waffe: die schnelle und druckvolle Vorhand. »Das war schon immer mein Paradeschlag«, sagt er. Hornitschek, der sich aktuell ausschließlich auf Tennis konzentriert, liegt auf Position 1 292 der Weltrangliste. Spätestens am Ende des Jahres will er aber unter den Top 1 000 stehen. Und langfristig? »Mein größter Traum ist es, bei einem Grand-Slam-Turnier dabei zu sein. Ich weiß, dass es schwierig ist, aber ich investiere jeden Tag viel Arbeit in dieses Ziel.«
»Ich bin ein Fan von Nico. Er hat sich sehr verbessert«, sagt Marek Kimla, der in Zukunft beim TV Reutlingen primär auf junge deutsche Spieler wie Hornitschek setzen möchte. Nicht nur auf dem Meldebogen, sondern als Leistungsträger auf dem Feld. Bereits an diesem Wochenende soll er beim Doppelspieltag sein Saisondebüt in der 2. Bundesliga feiern.
- Philipp Leithold
Neben Handel und Hornitschek ging mit Philipp Leithold vom TC Metzingen – er hatte eine Wildcard – ein weiterer junger Spieler aus der Region bei den Metzingen Open im Hauptfeld an den Start. Der Belgier Jeroen Vanneste ließ dem 21-Jährigen beim 3:6, 3:6 jedoch keine Chance.
Nach seinem ersten Auftritt auf der Profi-Ebene geht es für den aus Esslingen stammenden Leithold mit dem TC Metzingen nun in der Württembergliga weiter. Seine bisherige Saisonausbeute: 1:4 Siege. Diese muss allerdings in Relation gesetzt werden, schließlich spielt er beim TC Metzingen hinter Routinier Ivan Nedelko an Position zwei.
Beim 21-Jährigen genießt im Leben allerdings etwas anderes als der Tennissport oberste Priorität. »Mein Studium ist mir am wichtigsten«, sagt Leithold, der an der Hochschule Reutlingen Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Sein persönlich gestecktes Ziel hat er in diesem Jahr schneller als gedacht erreicht. »Ich wollte unter die Top 400 der deutschen Rangliste kommen. Aktuell liege ich auch Rang 311. Dass ich dieses Ziel so schnell erreicht habe, macht mich sehr stolz.« Den Blick in die Zukunft gerichtet, betont Leithold: »Ich möchte kein Profi werden. Tennis ist mein Hobby – und das soll auch so bleiben.« (GEA)