REUTLINGEN. Die spannendste Frage vor dem Spiel des SSV Reutlingen gegen den FV Ravensburg dürfte sein, wie es sich auswirkt, dass mit Alexander Strehmel ein neuer Trainer die Geschicke der Oberliga-Fußballer leitet. Nicht zu vergessen ist allerdings, dass der Club von der Kreuzeiche in der unteren Tabellenregion am Samstag (15.30 Uhr) einen direkten Konkurrenten empfängt.
Was fordert Strehmel von seiner Mannschaft?
Einsatz. Viel Einsatz und Intensität auf dem Feld. »Ich will Kampfschweine sehen. Ich will Herz sehen. Wir müssen zu Zweikampfmonstern werden«, fordert Strehmel. »So wie wir spielen werden, kommen viele Eins-gegen-Eins-Duelle auf uns zu.« Genau das wurde am Mittwoch trainiert. Die Einheit gefiel dem 56-Jährigen. Es war »sehr intensiv«.
Wird die Handschrift des neuen Coaches erkennbar sein?
In Phasen auf jeden Fall. Der neue Kommandogeber steht für Pressing und schnelles Umschaltspiel. Dafür legt er weniger Wert auf Ballbesitz als seine Vorgänger. Die neue taktische Marschroute will Strehmel in Phasen auch schon gegen Ravensburg sehen. »Das können wir nicht über 90 Minuten machen«, stellt er aber klar. »Ich bin gespannt, wie lange wir die Intensität im Mittelfeld und vorne halten können.« Selbstverständlich ist für den »Neuen« aber, dass er seinen Kickern einen Plan B mitgibt. »Ich darf sie nicht überfordern. Das ist ganz wichtig.«
Was ist vom Gegner zu erwarten?
Ravensburg hat genauso viele Punkte auf dem Konto wie die Reutlinger, liegt allerdings auf Platz 14 eine Position hinter den Nullfünfern. Alleine weil die Gäste mit einem Sieg vorbeiziehen könnten und damit die Talfahrt der Nullfünfer verschärfen würden, macht die Begegnung brisant. »Wenn man sie aufbauen lässt, sind sie schon gefährlich«, analysiert Strehmel. Einfach wird es also nicht. Allerdings passt ja dann der neue taktische Ansatz mit mehr Druck ganz gut. Denn »hinten machen die Riesen-Fehler«.
Was will der neue Trainer anders machen?
Vor allem mehr Zeit auf dem Trainingsplatz mit seinen Kickern verbringen. Für Strehmel ist die Maßnahme alternativlos. »Wenn man bessere Ergebnisse haben will, muss man mehr machen. Es geht nicht anders«, sagt der Ex-Profi. Seine Idee, statt drei Einheiten pro Woche viermal zu üben, lässt sich aber nicht so einfach umsetzen. Das wurde nach einem Gespräch mit dem Mannschaftsrat klar. Schließlich haben die Kicker zum Großteil auch Jobs und andere Verpflichtungen. »Das ist nicht einfach für mich«, meint Strehmel zu dieser Reaktion. »Ginge es nach mir, würde ich am liebsten fünfmal trainieren.« Verständnis hat er dennoch. Und eine Idee. Zumindest die Tage sollen verlegt werden. Ein Dorn im Auge ist ihm die Einheit am Freitag. Die liege nämlich so kurz vor den Oberligapartien, dass kaum noch etwas gemacht werden könne. Genau das sei aber wichtig. Schließlich attestierte er seinen Schützlingen Nachholbedarf in Sachen Fitness.
Strehmel-Vorgänger spricht nach Fitness-Kritik
Nach den Aussagen des neuen Trainers des SSV Reutlingen, Alexander Strehmel, meldet sich sein Vorgänger zu Wort. Der Neu-Coach machte die Fitness des Teams als ein Problem aus, nachdem er das Spiel in Backnang gesehen und die erste Einheit geleitet hatte. »Erst wollte ich die Ausführungen vom neuen Trainer zum Thema Fitness nicht kommentieren, nun aber doch so viel dazu: Ich fand es irritierend, dass aus der Ferne Aussagen über den Zustand einer Mannschaft getroffen werden, ohne die Leistungswerte zu kennen«, sagt Philipp Reitter. Man habe hart und professionell gearbeitet – auch an der Fitness. »Ich habe ihn persönlich angesprochen, wir hatten ein gutes und offenes Gespräch dazu – das Thema ist hiermit für mich geklärt«, führt er aus. »Ein Trainerwechsel bringt oft neue Schwerpunkte mit sich und es ist verständlich, dass er andere Prioritäten setzt.« Er wünsche allen beim SSV aus der Ferne vor allem eines: »Von Herzen Erfolg!« (kil)
Wie sieht es personell aus?
Der SSV kann zumindest leicht aufatmen, nachdem in Backnang (1:1) mit Yannick Toth, Riccardo Gorgoglione und Manuel Walz gleich drei Akteure verletzt vom Platz mussten. Zumindest Kapitän und Leistungsträger Toth ist fit und trainierte. Hinter dem Einsatz von Offensivkraft Gorgoglione, der sich eine muskuläre Verletzung zuzog, steht ein Fragezeichen. Der A-jugendliche Verteidiger Walz fällt mit einer Bänderverletzung im Sprunggelenk mehrere Wochen aus. Besonders bitter ist, dass der regionalligaerfahrene Cedric Guarino, der erst gegen Backnang aus einer Krankheit zurückkehrte, sich im Training einen Muskelfaserriss zuzog und nun wieder pausieren muss. (GEA)