NÖTTINGEN. Da wunderte sich selbst der Pforzheimer Kollege auf der Pressetribüne. »Wahnsinn, was die da machen dürfen«, kommentierte der Redakteur einen Spielzug des FC Nöttingen während des zweiten Durchgangs. Das Heimteam schob sich den Ball mit einer 1:0-Führung im Rücken rund um den Strafraum des SSV Reutlingen hin und her, ohne dass der Fußball-Oberligist von der Kreuzeiche groß Anstalten machte, sich das Leder zu schnappen. Dass es nicht schon nach dieser Szene 0:2 aus Sicht des Teams von Trainer Alexander Strehmel stand, lag nur daran, dass der Schuss von Matej Mijic aus guter Position am Tor vorbeiging. Später erhöhte Nöttingen dann doch noch zum 2:0 (1:0)-Endstand und ging als verdienter Sieger vom Feld. Die Kicker der Nullfünfer versammelten sich auf der Bank und zeigten nachdenkliche Gesichter. »Es war heute leider einfach zu wenig. Man muss es so sagen«, meinte Yannick Toth. Von einem »gebrauchten Tag« sprach sein Coach. »Wir hätten heute noch 30 Minuten länger spielen können und hätten kein Tor gemacht.«
- Offensiv nur phasenweise gut
Mit Ausnahme des 4:0-Erfolges gegen den FC Zuzenhausen erzielte Reutlingen nach der Winterpause in den fünf anderen Liga-Partien jeweils maximal ein Tor. Am Samstagnachmittag stotterte der Offensiv-Motor erneut. »Wir schaffen es nicht, die Tore zu machen gerade«, ärgerte sich Toth. Ansehnlich war das, was die Nullfünfer vor 398 Zuschauern in Nöttingen auf den Rasen brachten, nur phasenweise. Immer wieder blitzte das Können der Akteure um den erneut aktiven Jonas Meiser bei schnellen Kombinationen auf. Aber dann ging eben lange wieder nichts. »Wir hatten auch Chancen«, konstatierte Strehmel. »Aber es hat nicht gereicht. Diese letzte Überzeugung vor dem Tor hat gefehlt.« Auch Toth sah zu viele »Umschaltmomente, die wir nicht zu Ende gespielt haben«. Der Ex-Reutlinger Florian Krajinovic, der für den FC auflief, machte die bessere Ausbeute in der Offensive seiner Mannschaft als entscheidenden Faktor für den Sieg aus.
- Markopoulos trifft einfach nicht
Kam Reutlingen dann doch mal vor den gegnerischen Kasten, versagten die Nerven. Auch bei Top-Torjäger Konstantinos Markopoulos, der in der Vorsaison 29 Oberliga-Treffer erzielt hatte. Bereits im dritten Spiel in Serie blieb der 33-Jährige trotz guter Möglichkeiten ohne Erfolg. Gegen Nöttingen eroberte der Grieche in der 59. Minute mit einer Energieleistung im Pressing den Ball, sprintete am letzten Verteidiger vorbei und dann auf FC-Keeper Thilo Marksteiner zu. Doch dann klappte es wieder nicht. Der Schuss knallte gegen das Außennetz, die beste SSV-Chance war vergeben. Auch Versuche von Leander Vochatzer (18.), Toth (39.), Markopoulos (39.) und Meiser (87./Freistoß) fanden ihr Ziel knapp nicht.
- Zu zögerlich verteidigt
In den letzten Wochen zeichnete den SSV die griffige Leistung gegen den Ball noch aus, in Nöttingen aber hatte der Gegner phasenweise zu viele Freiheiten und dadurch immer wieder gute Möglichkeiten. »Sie hatten mindestens genauso viele hochkarätige Chancen«, räumte Toth ein. Zu einfach ging es auch beim 0:1 nach einer Ecke, die weder Jonah Adrovic noch Riccardo Gorgoglione im Strafraum geklärt bekamen. Benedikt Fassler nutzte den Doppel-Fehler und schoss ein (20.). Auch beim zweiten Gegentor waren die Nullfünfer zu passiv. Bei der Flanke zu weit weg, im Zentrum nicht sortiert. Joker Jimmy Marton hatte in zentraler Position aus weniger als zehn Metern leichtes Spiel (76.). Positiv stach Luca Plattenhardt hervor. Laufstark und bissig agierte der Außenverteidiger. Bereits eine Minute vor dem 0:1 rettete der 27-Jährige mit einer Grätsche auf der Linie seine Mannen vor dem Rückstand.
- Pressing wenig effektiv
Auch das offensive Anlaufen der Reutlinger brachte am Samstag für den Aufwand, der betrieben wurde, zu wenig ein. Der SSV verzeichnete in vorderster Linie kaum Ballgewinne und musste dann immer wieder hinterherlaufen und sich neu ordnen. (GEA)