REUTLINGEN. Neues Spiel, neue Herkulesaufgabe für SSV-Trainer Alexander Strehmel. Vor dem Duell der Reutlinger Oberliga-Fußballer beim FSV Hollenbach (Samstag, 14 Uhr) steht dem Kommandogeber kein nomineller Innenverteidiger zur Verfügung.
Sladan Puseljic holte sich gegen den VfR Aalen Rot ab, Routinier Jonas Vogler fällt verletzt aus. Auch Donat Morina, David Kemmler und Tim Wöhrle sind nicht fit. »Das ist ein Schlag«, betont Strehmel, führt im gleichen Atemzug aber aus: »Wir mosern nicht. Wir haben genug gute Spieler im Kader und ich schon eine Idee. Aber die verrate ich noch nicht.«
»Zufrieden? Scheiße, nein«
Die logischste Lösung wäre wohl, Führungsspieler Yannick Toth (zentrales Mittelfeld) und Luca Plattenhardt (Außenverteidiger) direkt vor Keeper Marcel Binanzer aufzustellen, doch auch dieser Plan hätte einen Haken. Das Problem würde sich ins Mittelfeldzentrum verschieben, denn dort kann der zuletzt eingesetzte Marco Gaiser nicht auflaufen, weil die Wade Probleme macht. Der 56 Jahre alte Coach steht also vor einem Personalpuzzle.
Eines, an dem die SSV-Kicker nicht ganz unschuldig sind. Denn das Thema mit den Roten Karten verfolgt das Team. Schon fünf Platzverweise und 59 Mal Gelb zeigten Referees in den 18 Spielen in Richtung der Nullfünfer. Was die Fairness-Tabelle angeht, rangiert man damit abgeschlagen auf dem letzten Rang. Das fiel auch Strehmel auf. »Das habe ich vor zwei Wochen schon angesprochen.« Den Coach bringt in Rage, dass viele der Bestrafungen durch »blöde Fouls« oder »meckern« zustande gekommen sind. »Das will ich nicht mehr sehen, das gibt sonst Konsequenzen.« Ausdrücklich nicht zu dieser Sorte zählt er aber das Puseljic-Tackling als letzter Mann am vergangenen Samstag, als dieser den Gegenspieler nach einem vorausgegangenen Stellungsfehler der Abwehrkette mit dem Oberkörper rempelte.
»Es wird eklig, da zu spielen, aber wir müssen noch ekliger sein«
Aber auch ohne Fouls fordert er vollen Einsatz seiner Mannen. Restlos glücklich ist der Ex-Profi trotz ordentlicher Punkteausbeute unter seiner Regie (neun Zähler in sechs Partien) nicht. »Zufrieden? Scheiße, nein«, sprudelt es aus ihm heraus. »Wir müssen auf der Hut sein, dürfen jetzt nicht nachlassen. Ich mag Bewegung, wir müssen weiter besser werden.«
Vor Hollenbach warnt Strehmel ausdrücklich: »Es wird eklig, da zu spielen, aber wir müssen noch ekliger sein.« Weshalb? Den SSV erwartet ein kleiner, schwer bespielbarer Rasenplatz und eine Mannschaft, die eine absolute Heimmacht ist. Sage und schreibe 20 von 25 Punkten erkämpfte sich das Team von Trainer Reinhard Schenker zu Hause und liegt damit auf Rang zehn eine Position vor den Reutlingern.
»Der hat so viel Herz. Was der für die Mannschaft läuft, ist imponierend«
Aber aus dem SSV-Lager gibt es auch gute Nachrichten. Zum Beispiel, dass die Offensivabteilung um Antreiber Jonas Meiser fit ist. Erneut hinten anstellen muss sich wohl aber Torjäger Onesi Kuengienda, weil der bislang torlose Luca Meixner die Nase vorne hat. »Niemand hat einen Sonderstatus«, findet Strehmel noch einmal deutliche Worte. Meixner habe im Training einen Super-Eindruck gemacht. »Der hat so viel Herz. Was der für die Mannschaft läuft, ist imponierend. Das ist für mich viel mehr wert, als ein Tor zu schießen. Klar hat er viele Chancen, aber das ist mir egal. Irgendwann gehen diese Dinger rein.« Dabei gilt: Je früher, desto besser. Am besten schon im beschaulichen Hollenbach bei Mulfingen. (GEA)