REUTLINGEN. Auf die Frage nach seinem Wunsch für den Saisonstart antwortet Maik Stingel wie aus der Pistole geschossen: »Ein Dreier. Darauf haben wir zwei Monate hingearbeitet.« Der Trainer des Fußball-Oberligisten SSV Reutlingen fiebert dem Auftaktspiel am heutigen Samstag (15.30 Uhr, Kreuzeiche-Stadion) gegen den Aufsteiger 1. FC Normannia Gmünd entgegen. »Ein guter Start in die Runde ist das A und O«, betont auch der Sportliche Leiter Christian Grießer die Bedeutung des ersten Punktspiels. Zwei Pflichtspiele hat der SSV bereits zu seinen Gunsten entschieden – die Pokal-Begegnungen bei den Landesligisten SV Wittendorf (3:0) und VfL Nagold (4:1).
In welchen Bereichen fordert Stingel, der nach einer schwachen Rückrunde in der zurückliegenden Saison mächtig unter Beobachtung steht, eine Steigerung von seinen Schützlingen? »Wir müssen uns bei Standards sowohl offensiv als auch defensiv verbessern.« Nach Ecken und Freistößen gelangen dem SSV vergangene Runde lediglich drei Tore – das ist definitiv ausbaufähig. »Wir müssen insgesamt kompakter verteidigen«, hofft Stingel auf wesentlich weniger Gegentore als zuletzt (63). Die Reutlinger starten einmal mehr mit einem runderneuerten Kader in die Saison. Diesmal gewollt, weil das Team zuletzt in ein negatives Fahrwasser geriet und die Kader-Chemie nicht mehr stimmte. Der Konkurrenzkampf ist größer geworden. »Ich habe auf vielen Positionen die Qual der Wahl«, so Stingel.
- Torhüter
Enrico Piu geht erneut als Nummer eins in die Runde. Der 24-Jährige hat 81 Oberligaspiele auf dem Buckel. Auf der Linie zählt er zu den Besten im baden-württembergischen Oberhaus. Der 20 Jahre alte Louis Potye setzt Piu durchaus unter Druck. Und das ist gut so, schließlich ist es noch nie gut gewesen für ein Team, wenn sich die Nummer eins auf diesem Posten ausruhen kann.
- Abwehrkette
Stingel setzt weiter auf die »gefestigten Abläufe« im 3-5-2-System. Für die Dreier-Abwehrreihe stehen ihm mit Kapitän Denis Lübke, Marvin Jäger, Nils Staiger und Stefan Ilic vier Akteure zur Verfügung, die im Normalfall überdurchschnittliches Oberliga-Format haben. Mit Ben Schaal und Donat Morina stehen zwei junge Akteure dahinter, die jederzeit ihren Mann stehen können. Morina allerdings, der zuletzt in Nagold auf der Sechser-Position in der Startelf stand, hat sich für die nächsten Wochen selbst aus dem Rennen genommen, da er in Spätschicht arbeitet und ergo nicht regelmäßig trainieren kann. Im Oktober beginnt Morina dann mit einer Ausbildung bei Daimler.
- Mittelfeld
Auf den Außenbahnen haben Luca Plattenhardt, der nach fünf Jahren beim Regionalligisten FC Homburg zum Kreuzeiche-Club zurückkehrte, und Tom Schiffel die Nase vorn. Auf der rechten Seite hofft Ole Deininger auf Einsatzminuten, auf der linken Bahn kann der vom Hessen-Oberligisten SC Viktoria Griesheim gekommene Daniel Sanchez für Schwung sorgen. Darüber hinaus ist auch Luca Meixner auf der rechten und Schaal auf der linken Außenbahn eine Alternative. Youngster Deininger hat sich, ebenso wie Morina, in eine schlechtere Startposition gebracht, weil er zuletzt eine Woche im Urlaub war. Derzeit favorisiert Stingel eine Formation mit zwei Sechsern. Die Kandidaten: Florian Krajinovic, Marco Gaiser, Kevin Founes sowie die Allzweckwaffe Meixner, der auch als Zehner die Fäden ziehen kann. Den Dirigentenstab dürften zunächst aber Riccardo Gorgoglione oder der zuletzt für den SV Atlas Delmenhorst in der Regionalliga aktive Mattia Trianni führen. Weil sich Trianni nach eigener Aussage »erst noch an die Taktik und das Team gewöhnen muss«, erhält Gorgoglione im Auftaktspiel wahrscheinlich den Vorzug. Und Trianni dürfte als Einwechselspieler zum Zug kommen. Auf Dauer kann es sich der SSV aber wohl kaum leisten, einen der Kreativkräfte Gorgoglione oder Trianni auf die Bank zu setzen. Eine weitere Allzweckwaffe beim SSV ist Jonah Adrovic. Der 21-Jährige im Mittelfeld-Zentrum alle Positionen bekleiden, aber auch auf der Außenbahn auflaufen. Auf der linken Seite hofft zudem Aaron Leyhr auf Einsatzzeiten.
- Sturm
»Ich habe vier gute Stürmer, alle haben Qualität«, stellt Stingel fest. Onesi Kuengienda, der Reutlinger Top-Torjäger der jüngeren Oberliga-Geschichte, ist in guter Form eine feste Größe, muss allerdings mit einer entsprechenden Einstellung seinen Platz verteidigen. Die Zugänge Roman Kasiar, der Regionalliga-Erfahrung mitbringt, und Mirhan Inan klopfen an die Startelf-Tür. Und Vladan Djermanovic hat sich enorm verbessert. (GEA)
DREI TITELFAVORITEN
Für Reutlingens Trainer Maik Stingel gibt es in der Fußball-Oberliga drei Titelfavoriten: die SG Sonnenhof Großaspach, den 1. CfR Pforzheim und den FC 08 Villingen. »Diese drei Teams haben die stärksten Kader«, so Stingel. Großaspach wurde in der vergangenen Saison Zweiter, Pforzheim war in der Rückrunden-Tabelle Zweiter, punktgleich mit dem Meister Stuttgarter Kickers, Villingen wurde zuletzt nur Elfter, hat sich aber mit Top-Torjäger Marcel Sökler (kam vom Regionalligisten SGV Freiberg) verstärkt. (kre)

