REUTLINGEN. Eine herzliche Umarmung und einen liebevollen Klaps auf den Kopf gab es von SSV-Trainer Alexander Strehmel für Winter-Zugang Leander Vochatzer nach der Auswechslung in der 70. Minute. Der Coach der Reutlinger Oberliga-Fußballer bedankte sich bei seinem Mittelfeldspieler für eine tadellose Leistung beim 4:0 (2:0) gegen den FC Zuzenhausen. Am liebsten hätte er den 27-Jährigen gar nicht vom Feld genommen, denn Vochatzer stach bei der starken Vorstellung der Nullfünfer am Samstagnachmittag heraus.
»Ich bin beeindruckt von seiner Leistung im ersten Pflichtspiel«, lobte der ehemalige Bundesliga-Profi nach dem Erfolg gegen einen direkten Konkurrenten in der unteren Tabellenhälfte. »Ich habe ihn nur rausgenommen, weil er über die 100 Prozent gegangen ist.« Und weil genau das der Fall war, dürfte auch keinem der 804 Zuschauer im Stadion an der Kreuzeiche entgangen sein, dass dieser Vochatzer eine große Verstärkung ist und in den kommenden Partien zum entscheidenden Erfolgsfaktor werden könnte.
Vochatzer überall zu finden
Aufgestellt war Vochatzer im rechten Mittelfeld. Zu finden war er während der ersten 45 Minuten aber eigentlich überall auf dem Platz. Vorne sorgte der technisch versierte Kicker immer wieder für Torgefahr, tauchte mal in der Mitte, dann wieder über außen auf, und war von Zuzenhausens Defensivabteilung nicht zu stoppen. Hatten die Gäste den Ball, rannte der regionalliga-erfahrene Vochatzer schnell bis ins defensive Mittelfeld zurück, führte clevere Zweikämpfe und sorgte für Ballgewinne. »Ich war rechts aufgestellt, bin dann aber immer wieder variabel ins Zentrum rein. Der Trainer hat mir gesagt, dass ich mich da frei bewegen kann«, erklärte er.
In der 34. Minute setzte Vochatzer das erste Ausrufezeichen, als er mit einer maßgeschneiderten Flanke einen Treffer der Kategorie Tor des Monats von Konstantinos Markopoulos vorbereitete. Die Hereingabe veredelte der ebenfalls zur Winterpause gekommene Top-Stürmer mit einem Seitfallzieher in den Winkel. Nicht weniger sehenswert war allerdings, wie der Mittelfeldmann vor der Flanke zwei Gegenspieler mit einem kurzen Kontakt rechts, gefolgt von einem kurzen Kontakt links, stehen ließ und sich den Ball zurechtlegte. In der 40. Minute belohnte er sich und sein überlegenes Team mit einem Kopfballtreffer, bei dem er genau richtig stand.
Zweites Traumtor des SSV Reutlingen
»Ich bin zufrieden«, sagte Vochatzer zu seiner Leistung nach dem Spiel. Aber nicht restlos. Ein bisschen haderte der ehrgeizige Fußballer damit, dass er eine große Möglichkeit zur noch klareren Führung liegen gelassen hatte. »Wir hätten das Spiel in der ersten Halbzeit noch deutlicher gestalten können«, meinte er. Und tatsächlich hatten die feldüberlegenen Reutlinger noch die ein oder andere gute Chance.
Dass es am Ende nicht noch mal spannend wurde, lag daran, dass der fleißige Daniel Breuninger das zweite Traumtor des Tages knapp zehn Minuten nach der Halbzeitpause erzielte. Eine geplante Flanke aus 30 Metern wurde immer länger und schlug kaum haltbar im langen Toreck ein. Den Endstand in einem ausgeglicheneren zweiten Durchgang machte der ebenfalls auffällige Markopoulos per Strafstoß klar, nachdem er während eines Konters gefoult worden war (87.).
Emotionaler Abschied von Luca Meixner und Werner Fritschi
Schon vor dem Anpfiff wurde es emotional im Stadion an der Kreuzeiche. Gedacht wurde dem im Dezember überraschend im Alter von 22 Jahren verstorbenen Luca Meixner sowie der SSV-Legende Werner Fritschi, der Ende Januar mit 91 Jahren friedlich eingeschlafen war. SSV-Verteidiger Luca Plattenhardt betonte nach dem 4:0-Erfolg des SSV Reutlingen über den FC Zuzenhausen: »Wir wollten diesen Sieg auch Luca und unseren Fans schenken«. (kil)
»Die Reutlinger haben absolut verdient gewonnen«, erkannte Zuzenhausens Trainer Steffen Schieck an. »Durch unsere intensive und aggressive Spielart am Anfang konnten wir sie gut in Schach halten«, lobte SSV-Coach Strehmel, warnte jedoch vor zu viel Euphorie: »Wir sind noch immer im Abstiegskampf. Das wissen wir. Alle anderen Mannschaften, die unten waren, haben auch gewonnen. Nun müssen wir das Momentum in die nächsten wichtigen Spiele mitnehmen.«
In die kann Reutlingen aber mit breiter Brust und einem neuen Führungsspieler in Top-Form gehen. Vochatzer ist ein Mann mit vielen fußballerischen Stärken, gepaart mit großem Willen. Das unterstrich er gegen Zuzenhausen. Dazu kommt die Tatsache, dass der SSV ja nun auch noch über einen Mittelstürmer verfügt, der die Tore macht. Der Auftritt am Samstag jedenfalls machte Lust auf mehr. (GEA)