REUTLINGEN. Als Marcel Binanzer sich in den Katakomben des Kreuzeichestadions den Fragen der neugierigen Journalisten stellte, wirkte der Torwart des SSV Reutlingen erstaunlich gelassen. Kaum zu glauben, dass der 33-Jährige nur wenige Minuten vorher seinen Vorderleuten eine Anweisung nach der anderen von hinten zubrüllte, um die 2:1-Führung gegen den SV Fellbach über die Zeit zu bringen.
Selbst im Geräuschpegel der 815 Fans war der Reutlinger Lautsprecher auf den letzten Plätzen deutlich zu hören. »Hoch, hoch«, oder »Lauf durch«, war zu vernehmen. »Ich glaube, das kommt mit dem Alter. Früher habe ich mich das nicht getraut und war ruhiger«, merkte er mit erstaunlich sanfter Stimme an.
Sensationeller Reflex
Doch selbstverständlich kam dem Zugang der TSG Balingen eine deutlich wichtigere Rolle als nur die des Kapitäns und Kommunikators zu. Einmal mehr zeigte die Nummer eins des SSV, warum er diese Spielzeit unentbehrlich ist. Mit einem sensationellen Reflex parierte er in der 86. Minute im Eins-gegen-Eins. Schon am Boden, schoss Binanzers Arm plötzlich in die Höhe und fing damit den Heber-Versuch des Fellbacher Offensivmannes ab. Am Ende blieb es beim 2:1.
Auch sonst zeigte Binanzer erneut eine einwandfreie Vorstellung. Was es zu halten gab, hielt der Rückhalt. Im Spielaufbau war er gewohnt souverän. Mit einem langen Diagonalball über 70 Meter wäre der Torwart sogar fast noch zum Vorlagengeber geworden, doch der Winkel für Tom Schiffel aufs Tor wurde zu spitz. (GEA)