REUTLINGEN. Nach zwei von drei Spielen in der »Woche der Wahrheit«, wie sie Alexander Strehmel bezeichnet, sieht es für seine Oberliga-Fußballer aus Reutlingen alles andere als rosig aus. Zu dieser Einschätzung gelangte auch der Trainer selbst, nachdem sowohl die Partie gegen den FC Nöttingen (0:2) als auch gegen die TSG Balingen (0:2 im Pokal) verloren ging. Zwei Pleiten in Serie hatte es seit seinem Amtsantritt beim SSV bisher überhaupt nicht gegeben.
»Es ist zu wenig«, macht der 57-jährige ehemalige Profi unmissverständlich klar. »Mit den zwei Niederlagen - vor allem in Nöttingen - haben wir so nicht gerechnet. Aber wir müssen uns an unsere eigene Nase fassen.« Seit vier Begegnungen warten die Nullfünfer damit nun auf drei Punkte. Spätestens an diesem Samstag (15.30 Uhr) vor heimischer Kulisse gegen den 1. FC Normannia Gmünd soll sich das ändern. »Da müssen wir gewinnen. Das ist auch unser Anspruch«, gibt Mittelfeldstratege Yannick Toth die Marschroute vor. Im Falle einer erneuten Niederlage würde der SSV Reutlingen wieder mit beiden Beinen im Abstiegskampf der Oberliga stecken, aus dem man sich nach soliden Leistungen nach der Winterpause eigentlich schon verabschiedet hatte.
Der Ball will nicht mehr ins gegnerische Tor
Eine zentrale Baustelle des ehemaligen Zweitligisten ist zur Zeit die Ausbeute vor dem gegnerischen Tor. Der Ball will einfach nicht rein. »Das ist unser großes Manko gerade«, analysiert Toth. »Da ist zu wenig Durchschlagskraft vorne. Den Treffer müssen wir erzwingen mit mehr Biss, dann sieht die Welt wieder anders aus«, sagt sein Trainer. In den letzten fünf Spielen traf der SSV nur drei Mal. Im letzten Drittel fehlt das Selbstverständnis. Auch wenn die Kugel bis 20 Meter vor dem Tor läuft, sehen die Reutlinger Fans anschließend förmlich, wie die Köpfe der Kicker anfangen zu rauchen und die Beine verkrampfen. Ein Pass oder ein Haken zu viel - und schon ist der gute Ansatz hinfällig. »Wir sind nicht entscheidungsfreudig genug«, moniert Strehmel. »Jemand muss die Verantwortung übernehmen.«
Und selbst wenn die große Chance da ist, versagen die Nerven. »Wir müssen das Spielglück einfach mit einem Treffer erzwingen und dann einen nachlegen. Dann könnte es auch mal wieder von alleine laufen«, ist sich Toth sicher.
Lichtblick Meiser
Einer, der auch in den letzten Partien immer wieder für offensive Lichtblicke sorgte und den Unterschied machen könnte, ist Jonas Meiser. Der Mittelfeldspieler, der im Zentrum agiert, ist an fast jedem gefährlichen Angriff beteiligt. »Er spielt wirklich auf einem hohen Niveau gerade«, lobt Strehmel. Der feine Techniker, der aus Balingen an die Kreuzeiche kam, spult ein extremes Pensum ab. Rennt mal links, mal rechts und dann wieder durch die Mitte. Lediglich der Schuss ins Glück gelang dem 26-Jährigen genauso wenig wie Stürmer Konstantinos Markopoulos, der seit vier Spielen ohne Treffer ist.
Zu allem Überfluss kommt hinzu, dass eine Erkältungswelle die Mannschaft ausbremst. Ausgerechnet in der Woche, in der drei Spiele in sieben Tagen anstehen. Nach dem Balingen-Showdown fühlten sich Meiser, Luca Plattenhardt und Markopoulos nicht ganz fit und schalteten deshalb einen Gang zurück. Strehmel ist allerdings optimistisch, dass das Trio gegen Gmünd wieder auflaufen kann.
Generell ist von negativen Gedanken beim Kommandogeber nichts zu hören. »Der Knoten platzt. Die Leichtigkeit kommt schon wieder. Jeder brennt darauf, es gegen Gmünd besser zu machen und zu spielen. Jetzt gilt es, aus der Woche der Wahrheit noch das Beste zu machen.« (GEA)