Am späten Sonntagabend verkündete der Fußball-Oberligist SSV Reutlingen die Trennung zum Jahresende von Trainer Albert Lennerth. Der 50 Jahre alte A-Lizenz-Inhaber, der sich dem Projekt SSV Reutlingen mit Leib und Seele verschrieben hatte, muss seine Siebensachen packen. Obwohl die sportliche Bilanz zufriedenstellend ist, obwohl die Fortschritte der zahlreichen Youngster in der Mannschaft sichtbar sind, obwohl die Chemie zwischen Trainer und Team gut sein soll. Diese Entscheidung der SSV-Macher um den Vorsitzenden Joe Yebio und den Sportlichen Leiter Christian Grießer ist nach wie vor unverständlich.
Lennerth ging am gestrigen Freitag einen ungewöhnlichen Schritt. Er erläuterte an der Kreuzeiche, wie sich der Verein in der jüngeren Vergangenheit entwickelt hat, wie die Vorgehensweise bei seiner Arbeit war. Ungewöhnlich: Grießer, der ihm kurz zuvor den Stuhl vor die Tür gestellt hatte, war bei diesen Ausführungen dabei. Obwohl Lennerth, den die für ihn völlig überraschende und enttäuschende Trennung mehrere Tage aus der persönlichen Bahn geworfen hatte, allen Grund gehabt hätte, sauer auf die Verantwortlichen zu sein, verabschiedete er sich extrem fair und anständig vom SSV, für den er insgesamt acht Jahre als Trainer arbeitete.
Jetzt muss das Führungsteam liefern. Zunächst soll der Neue präsentiert werden. Und dann sollte der für gute Ergebnisse sorgen, wird er doch am Abschneiden von Lennerth gemessen. Fakt ist: Der SSV muss den neuen, hauptamtlichen Coach bezahlen und hat darüber hinaus den bis zum 30. Juni vertraglich an den Verein gebundenen Lennerth auf der Gehaltsliste. Vor einem Jahr, als sich der Verein nach dem zu diesem Zeitpunkt vermeidbaren Abgang von Noah Ganaus zum VfB Stuttgart II auf Stürmersuche befand, scheiterte die mögliche Verpflichtung von Torjäger Jannik Michel an einem kleinen dreistelligen monatlichen Betrag. Und nun dieser Trainer-Schachzug, der auch mit einem finanziellen Risiko verbunden ist …