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SSV Reutlingen agiert beim 1:1 in Ravensburg zu ängstlich

Es war kein Rückschlag, aber auch kein Befreiungsschlag - die Oberliga-Fußballer des SSV Reutlingen erkämpften sich im Kellerduell beim FV Ravensburg ein 1:1-Unentschieden.

Der eingewechselte Tobias Dierberger (rotes Trikot) sorgt für Schwung im Reutlinger Spiel. Hinten: Jannik Fippl vom FV Ravensbur
Der eingewechselte Tobias Dierberger (rotes Trikot) sorgt für Schwung im Reutlinger Spiel. Hinten: Jannik Fippl vom FV Ravensburg. Foto: Joachim Baur
Der eingewechselte Tobias Dierberger (rotes Trikot) sorgt für Schwung im Reutlinger Spiel. Hinten: Jannik Fippl vom FV Ravensburg.
Foto: Joachim Baur

RAVENSBURG. Es war kein Rückschlag, aber auch kein Befreiungsschlag. Im Abstiegskampf der Fußball-Oberliga geht beim SSV Reutlingen das Zittern nach dem 1:1 (1:1) beim FV Ravensburg weiter. »Wir haben zu ängstlich gespielt«, stellte Reutlingens Trainer Alexander Strehmel zerknirscht fest. Die Schlaglichter des Kellerduells in Ravensburg.

- Die Tore: Die 600 Zuschauer kamen in der 17. Minute aus dem Staunen nicht heraus. Zum einen fiel das Reutlinger Führungstor quasi aus dem Nichts, zum zweiten handelte es sich um ein Traumtor. Daniel Breuninger zirkelte einen Eckstoß dermaßen filigran in den Torwinkel, dass Ravensburgs Keeper Ramon Castellucci machtlos war. »Ich wollte den Ball schon aufs Tor bringen«, erzählte Breuninger von seinen Gedanken vor der Ausführung der Ecke. Der in Bad Urach geborene Castellucci spielte übrigens in der Jugend auch für den SSV Reutlingen. Bitter für Breuninger: In der 58. Minute musste er verletzt raus. »Mich hat es am Knie erwischt, ich hoffe, dass es nicht schlimm ist.« Auch das Ravensburger Ausgleichstor war sehenswert. Nicolas Jann überlistete SSV-Keeper Marcel Binanzer in der 40. Minute mit einem Heber. Der 33 Jahre alte Jann war der auffälligste Akteur auf dem Platz. Er inszenierte zahlreiche Ravensburger Angriffe und imponierte mit einer glänzenden Zweikampfführung. Jann, in der Vorsaison noch Stammspieler beim SSV Ulm 1846 in der 3. Liga, fungiert bei Ravensburg neuerdings als Co-Spielertrainer. Die Oberschwaben hatten sich am Freitag von Trainer Martin Braun getrennt (der GEA berichtete). Die Chefrolle übernimmt bis zum Ende der Saison der bisherige Co-Trainer Rahman Soyudogru.

- Die Stimmen: »In der ersten Halbzeit haben wir Glück gehabt, dass wir nicht mit einem Rückstand in die Pause gehen«, stellte Strehmel fest. Was ihn ärgerte: »Das war nicht die Mannschaft der Vorwoche. Die Überzeugung hat gefehlt.« In der Vorwoche agierte der SSV beim 4:3-Heimsieg gegen die TSG Backnang mit eben jener Überzeugung, mit Power und Offensivdrang. Von diesen Eigenschaften war in Ravensburg nicht viel zu sehen, auch wenn der Kampfgeist stimmte. »Am Ende war es ein glückliches Remis«, urteilte Innenverteidiger Jonas Vogler, der ab der 29. Minute nach einem Zusammenprall mit Jann mit einem Turban weiterspielen musste. »Wir waren nicht so giftig wie zuletzt.« Vogler stellte zudem fest, dass der FV Ravensburg viel Qualität hat. In der Tat fragt man sich, wie die Oberschwaben mit diesen versierten Akteuren in den Abstiegsstrudel geraten konnten. »Wir haben unser Minimalziel Punktgewinn erreicht. Mit dem Spielverlauf können wir aber nicht zufrieden sein«, sagte Yannick Toth, der wegen des Fehlens von Sladan Puseljic (Gelb-Rot-Sperre) erneut als Innenverteidiger aushelfen musste.

- Die Taktik: Nachdem es gegen die TSG Backnang gut funktioniert hatte, schickte Strehmel seine Elf erneut in einer 4:4:2-Grundformation aufs Feld. »Das hat leider nicht gut funktioniert«, so Strehmel, »im 4:2:3:1 sind wird dann in der zweiten Halbzeit stabiler gewesen«. Im zweiten Durchgang bildeten Carson Hodgson und Jonah Adrovic (für ihn kam später Marco Gaiser) die Doppelsechs. Der für Angreifer Tom Ruzicka eingewechselte Tobias Dierberger lief auf der rechten und Leander Vochatzer auf der linken Außenbahn auf. Jonas Meiser agierte auf der Zehner-Position.

- Die Lichtblicke: Dierberger sorgte für viel Schwung, hatte einige gute Szenen. Kurz vor Schluss hätte er in die Rolle des Helden schlüpfen können, als er sich in der eigenen Hälfte den Ball erkämpfte, einen fulminanten 60-Meter-Sprint hinlegte, sein Schuss aus 14 Metern verfehlte jedoch das Ziel. Der für Breuninger ins Spiel gekommene Ben Schaal stand zum ersten Mal in diesem Jahr für die Nullfünfer auf dem Platz. Er erfüllte seine Aufgabe auf der linken Abwehrseite solide.

- Die Schwächen: Im Abschluss fehlte es den SSV-Spielern häufig an der Entschlossenheit oder der Konzentration. Zwei Beispiele: In der 77. Minute wurde Hodgson mustergültig von Dierberger bedient. Der US-Amerikaner befand sich im Strafraum in guter Schussposition, zögerte aber einen Augenblick, ehe er Konstantinos Markopoulos anspielen wollte. Es blieb beim Wollen. Chance vertan. In der 33. Minute hatte Vochatzer nach Vorarbeit von Breuninger eine gute Schusschance. Der Winterpausen-Zugang nahm den Ball volley mit vollem Risiko und jagte ihn über das Gehäuse. Über diese Aktion sollte man nicht jammern, ein Mann mit der Klasse von Vochatzer hat aber das technische Rüstzeug, einen besseren Abschluss hinzulegen.

Die Lage: Die Wochenend-Ergebnisse der 3. Liga und Regionalliga Südwest hätten besser sein können, machen jedoch den Oberliga-Kellerkindern Hoffnung, dass es zumindest keine sechs Absteiger gibt. Falls aus der 3. Liga nur der SV Sandhausen in die Regionalliga Südwest runterkommt, müssen aus dieser nur vier Teams absteigen. Das wiederum vergrößert die Chancen des Bahlinger SC und des FCA Walldorf auf den Verbleib in der 4. Liga. Und falls aus der Regionalliga lediglich zwei Clubs in die Oberliga Baden-Württemberg runter müssen, steigen dort fünf Vereine in die Verbandsliga ab. Wenn sich dann noch der Zweite (mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die TSG Balingen) via Aufstiegsrunde für die Regionalliga qualifiziert, würde es nur vier Absteiger aus der Oberliga geben. (GEA)