FELLBACH. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht winkte Innenverteidiger Sladan Puseljic kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit ins Publikum und zeigte mit beiden Daumen nach oben. Während einer Trinkpause jonglierte Keeper Marcel Binanzer locker und lässig mit dem Ball. Die Oberliga-Fußballer des SSV Reutlingen konnten ihren letzten Auftritt der aktuellen Saison sichtbar genießen. Das 6:0 (4:0) beim SV Fellbach am Samstag wurde zur perfekten Einstimmung für den bevorstehenden Urlaub.
- Wie lief die Partie?
Während der ersten Spielminuten tat sich die Mannschaft von Trainer Alexander Strehmel gegen den tief verteidigenden Gastgeber noch schwer. Das änderte sich nach 27 Zeigerumdrehungen: Zunächst traf Außenverteidiger Luca Plattenhardt den Pfosten, den Nachschuss nutzte Yannick Toth zur Führung - der Knoten war geplatzt. Anschließend ging es Schlag auf Schlag. Bis zum 4:0-Pausenstand trugen sich noch Jonas Meiser (37./Freistoß), Konstantinos Markopoulos (38.) und Leander Vochatzer (44.) in die Torschützenliste ein. Nach dem Wiederanpfiff ging das Tempo der Begegnung etwas verloren. Reutlingen blieb aber effektiv. Vochatzer erhöhte nach scharfer Flanke von Plattenhardt per Kopf (58.). In Minute 79 stürmte der erneut auffällige Plattenhardt während eines Konters nach vorne und drosch den Ball ins kurze Eck zum 6:0.
- Was sagten die Spieler?
Viel war aus den Akteuren nach den beeindruckenden 90 Minuten nicht mehr herauszubekommen. Nach einer kurzen Feiereinheit mit rund 200 mitgereisten Fans, die über die gesamte Partie für eine klasse Stimmung sorgten, flitzte ein Kicker nach dem anderen direkt in die Kabine. Der Grund: Eineinhalb Stunden später mussten einige Reutlinger bereits am Flughafen sein, um sich in den Urlaub zu verabschieden. Der starke Plattenhardt hielt noch kurz an und meinte: »Es war schön, wir haben es heute seriös über die Bühne gebracht.« Torjäger Markopoulos freute sich über einen »perfekten Abschluss« und forderte: »Nächste Saison müssen wir genau dort anfangen, wo wir aufgehört haben.«
- Was war sonst noch wichtig?
Gegen den SV Fellbach kam SSV-Legende Onesi Kuengienda zu seinem letzten Auftritt im Trikot der Nullfünfer. Im zweiten Durchgang wurde der beste Torjäger der jüngeren Vereinsgeschichte eingewechselt und von den Reutlinger Anhängern mit Sprechchören gefeiert. Auch die beiden US-Amerikaner Carson und Tanner Hodgson liefen ein letztes Mal für den Club von der Kreuzeiche auf, bevor es für die Zwillinge zurück in die Heimat geht. Einen entspannten Abschied von der Bank aus erlebten Tom Schiffel, der zur TSG Tübingen wechselt, und Daniel Breuninger (Ziel unbekannt).
- Wie ist die Saison des SSV einzuordnen?
Schwierig zu sagen, denn eigentlich war als Ziel ausgegeben worden, im vorderen Tabellendrittel mitzuspielen. Lange Zeit rückte dieses Vorhaben in weite Ferne, die Nullfünfer steckten mitten im Abstiegskampf. Durch die jüngste Erfolgsserie von fünf Siegen in sechs Begegnungen konnte sich Reutlingen aber befreien und einen Sprung bis auf Rang neun in der Endabrechnung machen. Verglichen mit den beiden Vorsaisons, in denen jeweils Zittern bis zum letzten Spiel angesagt war, ist die Entwicklung also durchaus positiv einzuordnen. Gut: Das ausgegebene Ziel des vorderen Drittels wurde nicht erreicht, aber - auch wenn es nach dem Verlauf der Runde fast nicht zu glauben ist - am Ende hat man gerade mal drei Zähler weniger als der Tabellensechste SV Oberachern auf dem Konto. In Anbetracht der anhaltenden Verletzungsprobleme wichtiger Spieler sowie eines Trainer-Wechsels fällt die Bilanz besser als erwartet aus. (GEA)