REUTLINGEN. Ein genialer taktischer Schachzug führte die Oberliga-Fußballer des SSV Reutlingen jüngst in die Erfolgsspur und zu zwei Siegen in den vergangenen drei Spielen. Lediglich bei Normannia Gmünd setzte es für die Mannschaft von Trainer Alexander Strehmel eine Niederlage, auch wenn die Nullfünfer über weite Strecken eine gute Leistung zeigten.
Einer der Gewinner ist Mittelfeldmotor Yannick Toth. Der Kapitän trifft, trifft und trifft. Leistungsträger war der 28-Jährige seit seinem Wechsel im Sommer 2024 zum Reutlinger Traditionsclub zwar schon immer, doch in den vergangenen Tagen läuft er zur Höchstform auf. Woche für Woche sieht man den smarten Kicker in seiner typischen Jubelpose: Die Arme weit von sich gestreckt, rennt er dann in Richtung der eigenen Fans und schreit seine Freude heraus. »Für uns ist er ein ganz wichtiger Spieler. Auf ihn kannst du dich immer verlassen. Von seiner Sorte gibt es nicht viele«, lobt Strehmel seinen Schützling, der in den vergangenen drei Spielen jeweils einmal traf.
Neue Konstellation im Mittelfeld
Möglich ist das zum einen durch seine Spielintelligenz, zum anderen durch eine neue Konstellation im Mittelfeld. Denn seit eben genau drei Partien agiert das Team mit einem Abräumer direkt vor der Abwehrkette. Zwei weitere zentrale Mittelfeldspieler können sich dadurch weiter nach vorne orientieren und ihre Freiheiten nutzen. Einer von ihnen ist Toth. Die offensivere Rolle steht ihm hervorragend, denn seit jeher ist er ein torgefährlicher Fußballer. In dieser Saison steht der Führungsspieler bereits bei vier Treffern und damit bei nur einem weniger als SSV-Stürmer Konstantinos Markopoulos (33), der im Jahr 2023/24 Oberliga-Torschützenkönig wurde. In den beiden Spielzeiten davor erzielte Toth neun beziehungsweise dreizehn Buden.
Dabei sagt er selbst: »Mir ist total egal, wer die Tore macht. Ich will eher Chancen kreieren und den Ball am Fuß haben.« Auf das Schlager-Spiel am Samstag beim VfR Aalen (15.30 Uhr) freut sich Toth besonders, doch aktuell bremst ihn eine hartnäckige Erkältung aus. »Es wäre schade, gerade dieses besondere Spiel zu verpassen. Die Atmosphäre, die Fans, das ist immer etwas Besonderes.« Und weil auch zahlreiche Teamkollegen ähnliche Symptome haben, wackelt das neue Erfolgssystem zumindest mal für die nächste Begegnung.
Alles in die Waagschale werfen
Aber zum Glück profitiert ja nicht nur Toth, sondern beispielsweise auch sein Partner im offensiven Mittelfeld, Leander Vochatzer (28). Der ehemalige Regionalligakicker blüht durch die größeren Freiheiten im eigenen Ballbesitz ebenfalls auf. Generell ist sich Toth sicher: »Egal, wer fit ist, die Jungs werden es gut machen. Wir haben in der Breite dieses Jahr eine sehr gute Truppe.« Als Abräumer auf der »Sechs« empfahlen sich jüngst sowohl Lino Kuhn (18) als auch Johannes Wally (19) im neuen System. Trainer Strehmel hat also Optionen.
»Wir werden alles in die Waagschale werfen«, versichert der SSV-Coach vor der Begegnung und freut sich ebenfalls auf ein stimmungsvolles Match. Beide Teams haben lautstarke Fangruppierungen, die sich gegenseitig zwar nicht besonders mögen, aber stets für eine einmalige Atmosphäre sorgen. Auf dem Platz erwartet die Kreuzeiche-Kicker »eine spielerisch sehr gute Mannschaft«, weiß Strehmel. »Sie sind technisch gut ausgebildet, sehr ballsicher und spielen gradlinig und schnell nach vorne. Da müssen wir gewappnet sein.«
Mindestens ein Punkt soll her
Als »etwas komisch«, beschreibt er die Woche, »weil so viele krank waren«. Wer am Ende spielt? Auch Strehmel selbst weiß es noch nicht. »Ich muss kurzfristig schauen, wer sich zurückmeldet.« Vielleicht ist unter den Rückkehrern ja auch Leistungsträger Toth, der am Donnerstag seinen 28. Geburtstag feierte. Ein schöneres Geschenk könnte er sich nach »zwei schlimmen Nächten« mit Fieber wohl kaum machen. Optimistisch ist der Spielführer, was den Auftritt seiner Mannschaft angeht. »Wir fahren da hin, um mindestens mal einen Punkt mitzunehmen.« Gegen den Spitzenreiter wäre das ein starkes Zeichen. Und ein Beleg dafür, dass der SSV mit seiner neuen 4-1-4-1-Grundordnung vorne angreifen kann. (GEA)

