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Kurioser Spielverlauf: SSV Reutlingen geht 1:5 unter

Fußball paradox: Oberligist SSV Reutlingen zeigt beim souveränen Spitzenreiter SG Großaspach über weite Strecken eine gute Leistung, geht aber am Ende mit 1:5 unter.

Schiedsrichter Tobias Huthmacher zeigt es an: SSV-Keeper Marcel Binanzer (grünes Trikot) wird des Feldes verwiesen. Die Reutling
Schiedsrichter Tobias Huthmacher zeigt es an: SSV-Keeper Marcel Binanzer (grünes Trikot) wird des Feldes verwiesen. Die Reutlinger (von links) Jonah Adrovic, Yannick Toth, Riccardo Gorgoglione, Tom Schiffel, Sladan Puseljic und Jonas Vogler (verdeckt) schauen bedröppelt drein. Rechts im roten Trikot: Niklas Pollex von der SG Sonnenhof Großaspach. Foto: Joachim Baur
Schiedsrichter Tobias Huthmacher zeigt es an: SSV-Keeper Marcel Binanzer (grünes Trikot) wird des Feldes verwiesen. Die Reutlinger (von links) Jonah Adrovic, Yannick Toth, Riccardo Gorgoglione, Tom Schiffel, Sladan Puseljic und Jonas Vogler (verdeckt) schauen bedröppelt drein. Rechts im roten Trikot: Niklas Pollex von der SG Sonnenhof Großaspach.
Foto: Joachim Baur

GROSSASPACH. »Das war ein gebrauchter Tag«, ärgerte sich Trainer Alexander Strehmel. »Wir haben ein gutes Spiel abgeliefert, das Ergebnis tut aber weh«, formulierte der Sportliche Leiter Christian Grießer. Die Reutlinger Oberliga-Fußballer sind mit einer 1:5 (0:2)-Packung beim ungeschlagenen Spitzenreiter SG Sonnenhof Großaspach ins Punktspieljahr 2025 gestartet.

Die Fakten sprechen natürlich gegen den SSV. In die Tabelle fließt ein 1:5 ein, und das ärgert Strehmel auch deshalb, »weil die Tordifferenz noch wichtig werden kann«. Das Geschehen auf dem Rasen bis zur 84. Minute darf den Reutlingern jedoch Mut machen für die bevorstehenden Aufgaben. Die 993 Zuschauer in der Großaspacher Arena sahen eine kuriose Partie. Eine Begegnung, bei der die Reutlinger ab der 13. Minute mit zehn Akteuren weiterspielen mussten. Damit nicht genug: Über weite Strecken der zweiten Hälfte war der Torhüter nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte. Der SSV stand quasi nur noch mit neuneinhalb Leuten auf dem Platz. Der Reihe nach.

Zu Beginn eindeutig Chef auf dem Platz

In der Anfangsphase spielte der SSV groß auf, war eindeutig Chef auf dem Platz und stürzte die Großaspacher von einer Verlegenheit in die andere. »Wir haben überragend angefangen, überragend gepresst und uns fast nur in der Großaspacher Hälfte aufgehalten«, stellte Reutlingens Innenverteidiger Jonas Vogler treffend fest. Mit dem hohen Pressing des SSV habe sich seine Elf »sehr schwer getan«, gab Trainer Pascal Reinhardt zu. Ein Schuss von Jonas Meiser im Großaspacher Strafraum wurde im letzten Moment geblockt, Konstantinos Markopoulos traf den Ball in aussichtsreicher Position nicht richtig.

Der Reutlinger Überraschungs-Führungstreffer lag in der Luft. Doch dann kam die 13. Minute. »Die Knackpunkt-Szene dieses Spiels«, so Strehmel. SSV-Keeper Marcel Binanzer schätzte einen langen Ball falsch ein, foulte außerhalb des Strafraums den Großaspacher Michael Kleinschrodt - und wurde für diese Notbremse von Schiedsrichter Tobias Huthmacher richtigerweise mit der Roten Karte bedacht. »Ich habe gedacht, der Ball kommt schneller auf mich zu«, erklärte Binanzer. »Der Ball ist nicht richtig abgesprungen«, fügte Grießer hinzu.

Erstes Gegentor nach einem Konter

Strehmel beorderte Dominik Hozlinger zwischen die Pfosten, Daniel Breuninger musste runter. Meiser orientierte sich auf die linke Seite und verrichtete fortan viel Defensivarbeit. »Die Rote Karte hat unsere Taktik über den Haufen geworfen«, sagte Strehmel. Aber: Sein Team spielte trotz Unterzahl weiterhin munter mit. Nach 20 Minuten führte der SSV im Eckballverhältnis 3:0. Bezeichnend für diese Partie: Der Großaspacher Führungstreffer fiel nach einem Reutlinger Angriff per Konter. Mert Tasdelen, der in früheren Begegnungen gegen den SSV zumeist groß auftrumpfte, diesmal aber von Luca Plattenhardt weitgehend gut beschattet wurde, konnte einmal seine Schnelligkeit ausspielen und bediente Fabian Eisele. Der Torjäger umkurvte Hozlinger und schob den Ball in vollem Lauf aus spitzestem Winkel über die Linie. Das gelingt in der Oberliga den Wenigsten. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte geriet der SSV mit 0:2 ins Hintertreffen, als Niklas Pollex nach einer abgewehrten Ecke mit einem Schuss aus zwölf Metern erfolgreich war.

In der 51. Minute keimte nach dem Anschlusstor Hoffnung im Reutlinger Lager auf. Nach einer Ecke von Meiser war Sladan Puseljic mit einem wuchtigen Kopfball erfolgreich. Großaspach wirkte nun verunsichert, der SSV hielt das Spiel offen. Bis zur 70. Minute, als Eisele nach einer Flanke von Niklas Mohr per Kopfball traf. Dieses 3:1 hätte aus zwei Gründen nicht fallen dürfen. »Plattenhardt hätte den Ball klären müssen«, stellte Strehmel fest. Zudem hätte Hozlinger den Eisele-Kopfball im Vollbesitz seiner Kräfte mit allergrößter Wahrscheinlichkeit gehalten. Hozlinger zog sich zu Beginn der zweiten Halbzeit bei einem Abstoß eine Zerrung am hinteren Oberschenkel zu. Der 22-Jährige konnte danach keine Abschläge und Abstöße mehr ausführen und war in seiner Beweglichkeit stark eingeschränkt. Strehmel war drauf und dran, einen Feldspieler zwischen die Pfosten zu stellen.

Fabian Eisele hat nun 24 Saisontore auf seinem Konto

In den Schlussminuten fehlte dem SSV die Widerstandskraft. Anstatt mit aller Kraft ein weiteres Gegentor zu vermeiden, ließ sich die Hintermannschaft noch zwei Mal überlisten. Eisele (84.) mit seinem 24. Saisontor und Valentyn Podolsky (86.) erzielten die Treffer vier und fünf für die SG Großaspach, die ihren 20. Sieg in Folge feierte.

Super-stark angefangen, aber am Ende eine 1:5-Packung erhalten - der an elfter Position notierte SSV Reutlingen befindet sich in den bevorstehenden Begegnungen am Samstag, 8. März, gegen den Tabellen-14. FC Zuzenhausen und am Sonntag, 16. März, beim 17. Calcio Leinfelden-Echterdingen in Zugzwang. (GEA)