REUTLINGEN. Der SSV Reutlingen muss den Traum von einem Triumph im WFV-Pokal begraben. Und: Er muss sich auch von dem reizvollen Gedanken verabschieden, erstmals nach 2015 wieder in den DFB-Pokal-Wettbewerb einzuziehen. »Es wäre so schön gewesen, im Pokal weiterzukommen«, sagte ein tief enttäuschter SSV-Mittelfeldspieler Riccardo Gorgoglione nach der 0:3 (0:2)-Niederlage gegen den VfR Aalen. Die Reutlinger haben sich gegen die eine Klasse höher in der Regionalliga angesiedelten Ostälbler gut aus der Affäre gezogen, gingen am Ende aber vor 1.422 Zuschauern - irrtümlich wurden zunächst 1.724 Besucher angegeben - verdientermaßen als Verlierer vom Platz.
»In einem Pokalspiel gegen einen klassenhöheren Gegner muss alles passen«, erklärte SSV-Kapitän Denis Lübke. »Man darf sich keine entscheidenden Fehler leisten und man muss seine Chancen nutzen.« In beiden Bereichen haben die Schützlinge von Trainer Philipp Reitter gepatzt. Vor dem 0:1 in der 31. Minute spielte der ansonsten wie in den vergangenen Wochen extrem solide und zweikampfstark auftretende Nils Staiger einen zu kurzen Rückpass auf Enrico Piu. Der Keeper eilte aus seinem Gehäuse, erzwang einen Pressschlag mit dem Aalener Angreifer As Ibrahima Diakite. Der Ex-Villinger fiel zu Boden, rappelte sich schnell auf und schob den Ball ins Tor.
Vor dem 0:2 durch Levin Kundruweit in der 37. Minute verteidigte der SSV nicht aufmerksam und entschlossen genug. Yannick Thermann wurde nicht unter Druck gesetzt, setzte zu einem strammen Hinterhaltsschuss an, den Piu gut abwehrte, doch Kundruweit war zur Stelle und staubte ab. Das 0:3 in der 88. Minute durch Benjamin Kindsvater fiel nach einem Konterangriff in einer Phase, in der die Gastgeber alles nach vorne warfen. Bitter für den SSV: Marvin Jäger wurde in der Schlussminute wegen einer Notbremse mit der Roten Karte bedacht.
»Wir haben in der ersten Hälfte sehr seriös gespielt«, lobte Aalens Trainer Markus Pflanz seine in der Regionalliga im Abstiegskampf steckende Truppe. »Der Sieg für Aalen war verdient«, meinte Reitter, »wir hatten einen guten Tag, aber keinen Sahnetag«. Florian Krajinovic, der im ersten Durchgang in der Abwehr-Dreierreihe und nach der Pause im defensiven Mittelfeld agierte, zog verbal den Hut vor dem Kontrahenten: »Die Aalener haben eine gute individuelle Klasse, sie waren überall einen Tick besser.«
In der Tat präsentierten sich die Gäste abgezockt, ballsicher und enorm clever in den Zweikämpfen. Dennoch hätte der SSV den 1:2-Anschlusstreffer verdient gehabt. Gorgoglione (78.) versemmelte eine Riesenchance und auch Tobias Dierberger (70.) vergab eine gute Möglichkeit. Dazu kamen bei den Reutlingern einige nicht präzise zu Ende gespielte Angriffszüge.
Aalen gastiert nun im Halbfinale beim Landesligisten TSV Buch. Falls sich der Drittligist SSV Ulm 1846 für das Finale qualifizieren sollte – die »Spatzen« gewannen im Viertelfinale bei den Stuttgarter Kickers 2:0 -, wäre der Sieger des Duells Buch/Aalen für den DFB-Pokal qualifiziert. Dieser Gedanke ist besonders bitter für den SSV. Wie sagte doch Gorgoglione: »Es wäre so schön gewesen, im Pokal weiterzukommen.« (GEA)