REUTLINGEN. Trainer Alexander Strehmel peitschte seine Fußballer in den Schlussminuten von der Seitenlinie aus regelrecht nach vorne, doch es nützte nichts. Trotz eines engagierten Auftritts seines SSV Reutlingen gegen die TSG Balingen im WFV-Pokal-Viertelfinale gingen die Nullfünfer mit einem 0:2 (0:2) als Verlierer vom Feld. In einem ausgeglichenen Match machten zwei Standardsituationen den Unterschied, die Enrique Katsianas-Sanchez (30.) und Simon Klostermann (42.) nutzten.
Vorwürfe konnte Strehmel seinen Mannen keine machen. »Sie haben über 90 Minuten dagegengehalten. Wir haben das gespielt, was wir können.« Der ehemalige Zweitligist hatte sich für die Begegnung vorgenommen, eine Reaktion nach der 0:2-Liga-Niederlage am vergangenen Samstag gegen Nöttingen auf den Platz zu bringen. »Wir können das besser«, sagte Trainer Strehmel und forderte ein »konzentrierteres Spiel« seiner Mannschaft und »Vollgas« ab der ersten Minute. Und tatsächlich brachte der SSV gegen den Oberligazweiten am Mittwochabend vor 2.290 Zuschauern im Stadion an der Kreuzeiche mehr Power aufs Feld, zwang die Gäste immer wieder zu Fehlern. »Wir haben heute hart gekämpft. Leider hat es nicht gereicht«, sagte Mittelfeldmann Yannick Toth. »Wir schaffen es gerade nicht, aus unseren Chancen Tore zu machen«, haderte er.
Reutlingen aktiver
Dass die Nullfünfer bereits nach 45 Minuten mit 0:2 in Rückstand lagen, war äußerst unglücklich und spiegelte den Spielverlauf nicht wider. Denn die ersten 30 Zeigerumdrehungen war Reutlingen das aktivere Team. Die Nullfünfer zwangen den favorisierten Gästen ihren Fußball auf. Balingen spielte durch das sehr aggressive Anlaufen der Heimelf viele lange Bälle, die ihr Ziel nur selten fanden.
Auch die besseren Möglichkeiten verzeichnete der SSV zunächst. Jonas Meiser verfehlte das Tor mit einem Freistoß aus 30 Metern nur knapp (15.). Nach einer flüssigen Kombination über den Flügel schoss wieder Reutlingens Nummer 7 drüber. Doch es folgte der Rückschlag. Nachdem sich Carson Hodgson nur mit einem Foul zu helfen wusste, flog der fällige Freistoß von der Mauer abgefälscht ins Tor (30.). Gutgeschrieben wurde der Treffer Katsianas-Sanchez. Nach einer TSG-Ecke folgte der zweite Nackenschlag. Simon Klostermann stieg am höchsten, köpfte und die Kugel rollte über die Linie (42.). Bitter, denn unhaltbar sah der Versuch nicht aus.
TSG-Trainer Isik schimpft über Rasen
In Hälfte zwei starteten beide Teams mit etwas weniger Tempo. Bis auf ein paar Halbchancen auf beiden Seiten gab es nicht viel Sehenswertes. Positiv fiel aber auf, dass sich der SSV nicht aufgab und Mitte des zweiten Durchgangs durch Schüsse von Hodgson (70.) und Joker Tobias Dieberger (71.) noch mal alles versuchte, auch wenn es am Ende nicht reichte.
Nicht glücklich war im Übrigen auch Balingens Trainer Murat Isik. Aber nicht über die Leistung seiner Kicker, die er ausdrücklich lobte. Vielmehr ging es um den Rasen. »Ich finde es schade, dass die Leute so ein Spiel sehen müssen, wo es nur um Kampf geht«, sagte der ehemalige SSV-Coach. Ganz locker sah die Situation sein Gegenüber Strehmel, schließlich spielte das Geläuf auch dem eher kämpferischen Ansatz seiner Mannschaft in die Karten. An Isik gewandt scherzte er: »Weißt du, warum sie beim Rasen sparen müssen? Das ganze Geld haben sie mir gegeben.«
Strehmels Versprechen
Dann wurde der ehemalige Profi aber auch schnell wieder ernst. Zu bitter war die zweite Pleite innerhalb weniger Tage. Für das am Samstag anstehende Oberliga-Spiel gegen den 1. FC Normannia Gmünd, bei dem es um wichtige Punkte im Kampf um den Klassenverbleib geht, kündigte er an: »Wir werden es besser machen. Das verspreche ich euch.« Viel Zeit bleibt nicht, um das extrem bittere Pokal-Aus zu verdauen. Viel fehlte nicht zur großen Überraschung. (GEA)