REUTLINGEN. Um die Wette grinsend traten Sladan Puseljic und SSV-Trainer Alexander Strehmel nach dem 2:1 (0:1)-Sieg gegen den SV Fellbach den Weg in die Kabine an. Der Grund allerdings war nicht alleine der Erfolg gegen einen direkten Kontrahenten im unteren Tabellendrittel der Oberliga, sondern auch eine Wette zwischen dem 19 Jahre alten Fußballer und seinem Coach.
»Ich habe vor dem Spiel gesagt, wenn er heute trifft, bekommt er 100 Euro«, erzählte der Reutlinger Kommandogeber und lachte dabei herzlich. Und das tat der Defensivmann. Und wie. Nachdem seine Mitspieler in der ersten halben Stunde gegen die Gäste zahlreiche Möglichkeiten ungenutzt ließen, schlug Jonas Kohler (41. Minute) stattdessen zu und brachte die Nullfünfer mit dem 0:1 in Zugzwang. Nach der Pause schaffte es die SSV-Offensive zunächst nicht, sich klare Chancen herauszuspielen. Also nahm sich das Abwehrtalent aus knapp 40 Metern ein Herz und zog mit dem Vollspann ab. Nach Sekunden der Stille ging ein Raunen durch die Zuschauerreihen des Kreuzeichestadions. Der Ball schlug mit brachialer Gewalt im Tor ein. Fellbachs Keeper Bleron Berisha schaute verdutzt aus der Wäsche und zuckte ratlos mit den Schultern.
»Wie er den geklärt hat, war die Krönung«
Die Reutlinger feierten ihren Erlöser, der den hochverdienten Ausgleich herstellte. Torwart Marcel Binanzer lobte den »Sonntagschuss« nach Abpfiff ausdrücklich. Und auch Strehmel freute sich trotz des Loches in seinem Geldbeutel mit. »Er hat seine Leistung gekrönt. Er ist ein Sinnbild für den Willen unserer Spieler, heute gewinnen zu wollen.« Nur wenige Zeigerumdrehungen nach seinem Traumtreffer war es erneut der 1,95-Meter-Mann, der im Fokus stand. Nach einem Freistoß stieg Puseljic im gegnerischen Strafraum höher als der Rest und köpfte klug in Richtung des freistehenden Luca Meixner, der den Ball allerdings aus wenigen Metern nicht im Tor unterbrachte, sondern gegen die Latte knallte. Besser machte es Riccardo Gorgoglione (64.) nach Flanke von Tobias Dierberger. Aus zentraler Position schoss der 32-Jährige zum 2:1 ein.
Doch damit war die Partie trotz klarer Überlegenheit noch immer nicht gewonnen. Einmal mehr brauchte es den Einsatz des Matchwinners. Denn wenige Minuten vor dem Schlusspfiff kratzte Puseljic den Ball als letzter Mann von der Linie. »Wie er den geklärt hat, war die Krönung«, sagte Strehmel euphorisch. »Der Junge macht eine gute Entwicklung. Er wächst in seine Rolle als ganz junger Spieler hinein. Ich bin sehr zufrieden.«
»Wir machen eine sehr positive Entwicklung durch, da dürfen wir jetzt nicht nachlassen«
Die gute Leistung der Nullfünfer am Samstagnachmittag erkannte auch Gäste-Trainer Tomislav Zoric an und gratulierte »einem guten Gegner« zu einem »verdienten Sieg«. Reutlingen war von Minute eins an engagiert, zweikampfstark und setzte Fellbach schon vorne unter Druck. So gewannen die SSV-Kicker viele Bälle und erarbeiteten sich mit schnellem Umschaltspiel Möglichkeiten. Allerdings kam unter dem Strich zu wenig dabei heraus. So war Strehmel erleichtert, das Match gedreht und vor dem schwierigen Restprogramm vor der Winterpause einen Dreier eingefahren zu haben. »Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft. Wir machen eine sehr positive Entwicklung durch, da dürfen wir jetzt nicht nachlassen.«
Auf Rang zwölf (20 Punkte) hat der Reutlinger Traditionsclub unter Strehmel Anschluss an das Tabellenmittelfeld gefunden. Das Team wirkt unter der Leitung des ehemaligen Bundesliga-Profis gefestigt und steht seit dessen Amtsantritt vor vier Wochen mit zwei Siegen und zwei Unentschieden bei nur einer Niederlage. (GEA)