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Die Not wird immer größer: SSV Reutlingen verliert gegen SG Großaspach 0:2

Trotz einiger guten Phasen haben die Reutlinger Oberliga-Fußballer gegen die SG Sonnenhof Großaspach mit 0:2 verloren. Die Fehler des SSV wiederholen sich in steter Regelmäßigkeit.

SSV-Youngster David Zenner (rechts) im Duell gegen den Großaspacher Anthony Mbem-Som Nyamsi.
SSV-Youngster David Zenner (rechts) im Duell gegen den Großaspacher Anthony Mbem-Som Nyamsi. Foto: STEFFEN SCHANZ
SSV-Youngster David Zenner (rechts) im Duell gegen den Großaspacher Anthony Mbem-Som Nyamsi.
Foto: STEFFEN SCHANZ

REUTLINGEN. »Solche Geschichten schreibt nur der Fußball«, erzählte Arbnor Nuraj nach dem Spiel mit einem Lächeln im Gesicht. Der Innenverteidiger, beim Fußball-Oberligisten SG Sonnenhof Großaspach eine große Stütze, hatte seine Farben in der Partie beim SSV Reutlingen in der dritten Minute in Führung gebracht. Am Ende hatte der SSV mit 0:2 (0:1) das Nachsehen. Nuraj freute sich über den Sieg seines Teams (»wir wollen aufsteigen und brauchen die Punkte dringend«), litt aber mit seinen ehemaligen Kameraden mit (»ich hoffe, dass der SSV drinbleibt«). Der Kusterdinger Nuraj verbrachte den allergrößten Teil seiner Jugendzeit und die ersten vier Jahre im Aktivenbereich beim SSV, ehe er im vergangenen Jahr zur SG Großaspach wechselte.

»Ich bin überraschenderweise relativ frei zum Abschluss gekommen«

Ausgerechnet der Ex-Reutlinger Nuraj versetzte den Nullfünfern in der Anfangsphase einen Schock. »Dieses frühe Tor hat uns Vieles erleichtert«, sprach der 24-Jährige von einem Dosenöffner für Großaspach. »Ich bin überraschenderweise relativ frei zum Abschluss gekommen.« Nach einem Freistoß von Lukas Stoppel setzte sich Nuraj im Rücken von Onesi Kuengienda ab, überlistete auch Luca Plattenhardt und drückte den Ball mit dem Oberschenkel unhaltbar für Keeper Enrico Piu über die Linie. Der 1,95 Meter große Abwehrrecke verzichtete anschließend aus Respekt vor seinem Ex-Club auf einen Torjubel.

Die SG Großaspach war in der dritten Minute der ersten und fünften Minute der zweiten Halbzeit erfolgreich. Kurz nach Wiederanpfiff sorgte Christian Mistl nach einer Vorlage per Hacke von Dominik Salz mit einem strammen 17-Meter-Schuss für den 0:2-Endstand. »Das frühe 1:0 hat uns komplett in die Karten gespielt«, sagte Großaspachs Trainer Pascal Reinhardt, »und auch das 2:0 fiel zu einem günstigen Zeitpunkt«.

»Wir haben richtig geackert und eine sehr engagierte Leistung gezeigt«

Das frühe erste Gegentor habe »richtig weh getan«, formulierte Reutlingens Coach Philipp Reitter. »Wir haben geackert und eine sehr engagierte Leistung gezeigt«, zollte er seinem Team ein Lob. Komplimente und Mitleid vom Gegner helfen dem SSV im Abstiegskampf nicht weiter. Die Not wird immer akuter, der Absturz in die Verbandsliga rückt immer näher. Man muss von vier oder fünf Absteigern ausgehen. Drei oder sechs Absteiger sind ebenfalls möglich, aber eher unwahrscheinlich. Die Reitter-Schützlinge haben noch drei Spiele vor der Brust - am Sonntag (15 Uhr) geht's zum 1. Göppinger SV, am Samstag, 18. Mai (15.30 Uhr) gastieren die Reutlinger beim FC Nöttingen und am Samstag, 1. Juni (15.30 Uhr), kommt es an der Kreuzeiche zum Saison-Finale gegen den ATSV Mutschelbach.

»Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht und waren in den Zweikämpfen da«, urteilte SSV-Stürmer Tobias Dierberger, der an einigen guten Angriffszügen beteiligt war. Einmal fand seine Hereingabe (10. Minute), als der Ball die Torlinie entlang rollte, keinen Abnehmer; einmal setzte sich Dierberger nach Klasse-Zuspiel von Florian Krajinovic energisch gegen Bastian Frölich und Niklas Mohr durch, verpasste aber den Abschluss (24.) und einmal scheiterte der Ex-Balinger nach starker Vorarbeit von Youngster David Zenner am prächtig reagierenden Großaspacher Keeper Maximilian Reule (57.).

»Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht und waren in den Zweikämpfen da«

Um aber keinen falschen Zungenschlag aufkommen zu lassen: Großaspach ging als verdienter Sieger vom Platz. Mehrmals rettete Torhüter Piu, einmal Ole Deininger auf der Torlinie, zudem vergab der clever agierende Aufstiegsaspirant einige gute Möglichkeiten. Aus SSV-Sicht war es das alte Lied, das Problem, das sich schon längere Zeit durch die Reihen zieht: Das Team kassiert zu einfache Gegentore und lässt im Abschluss die letzte Konsequenz vermissen. Dass es die Mannschaft wesentlich besser kann, dass der Kader absolut oberliga-tauglich ist, steht außer Frage. Nur: Sie muss es in positive Ergebnisse ummünzen, und das gelingt derzeit nicht. Natürlich ist es im Moment eine Kopfsache, der Druck ist groß. Doch die Konkurrenten im Abstiegskampf (FC Holzhausen, FSV 08 Bietigheim-Bissingen, SV Oberachern und FV Ravensburg) stehen ebenfalls mit dem Rücken zur Wand, haben aber in den vergangenen Wochen kräftig gepunktet. Der SSV dagegen hat in den zurückliegenden vier Begegnungen nur einen Punkt geholt und ging drei Mal ohne eigenen Treffer vom Platz. Das ist normalerweise die Bilanz eines Absteigers. (GEA)