REUTLINGEN. Als am Sonntag um 15.43 Uhr Schiedsrichter Alexander Mack vom SV Nersingen die Fußball-A-Junioren-Oberliga-Partie zwischen dem SSV Reutlingen und dem Bahlinger SC abpfiff, brachen an der Kreuzeiche alle Dämme. Der SSV gewann vor der stattlichen Kulisse von etwa 300 Zuschauern 1:0 und tütete damit den Aufstieg in die Bundesliga, die offiziell als DFB-Nachwuchsliga firmiert, ein. »Alle Spieler haben bis gegen 19 Uhr in der Kabine gefeiert. Danach sind alle gemeinsam zum Essen gegangen«, berichtet Trainer Maik Stingel. Der Coach kann auf ein besonderes Kunststück stolz sein: Er führte das Team bereits zum zweiten Mal ins deutsche Oberhaus. »Das ist keine Selbstverständlichkeit und bei unseren Ausfällen bemerkenswert«, sagt Stingel mit einem Blick auf die zurückliegenden Monate.
»Wir haben den Ausfall von sieben, acht Spielern super auffangen können«
»Bei uns haben teilweise sieben, acht Spieler gefehlt. Wir haben das aber super auffangen können«, zieht Stingel verbal den Hut vor seinen Schützlingen. In den elf Oberliga-Begegnungen setzte er sage und schreibe 28 Akteure ein. Aufgefangen wurden die Ausfälle auch deshalb, »weil wir eine Super-Harmonie im Team haben«, so Stingel. »80 Prozent des Kaders haben bereits in der Altersklasse U13 zusammengespielt«, ergänzt der Sportliche Leiter Christian Grießer. Viele Akteure schafften mit dem SSV in der U16 den Aufstieg in die Verbandsstaffel und vergangene Saison mit der U18 ebenfalls den Sprung in die Verbandsstaffel.
Bis zum Beginn der Bundesliga-Runde am 8. Februar nächsten Jahres wird der eine oder andere Akteur wieder einsatzbereit sein. So absolvierte Elia Reichardt, der vergangene Saison in 23 Oberliga-Begegnungen mit von der Partie war, in dieser Spielzeit verletzungsbedingt noch keine Spielminute. Und Leon Villino, vergangene Runde ein Top-Mann in der U18, stand bislang erst acht Minuten auf dem Feld. Mehr noch: Manuel Walz und Johannes Wally, die beide schon Oberliga-Luft bei den Männern geschnuppert haben, können im neuen Jahr ebenso wieder mitmischen wie Lino Kuhn, der in den ersten fünf Partien jeweils 90 Minuten auf dem Platz stand und sich dann in die Verletztenliste eintragen musste.
»80 Prozent des Kaders haben bereits in der U13 zusammengespielt«
In der Abschlusstabelle der Oberliga lag der SSV fünf Punkte vor dem FCA Walldorf und der SG Sonnenhof Großaspach. Wenn es mit dem Aufstieg nicht geklappt hätte, wäre es in der Rückrunde nur noch um die Goldene Ananas gegangen, denn der Oberliga-Meister kann nicht in die Bundesliga aufsteigen. »Wir sind froh, dass wir es geschafft haben, denn in der Bundesliga können wir die Jungs besser entwickeln. Und bei unserer guten Qualität wäre es schade gewesen, wenn wir es nicht gepackt hätten«, erklärt Stingel.
Seit dieser Saison gibt es im Nachwuchsbereich einige gravierende Änderungen. Die Bundesliga-Vorrunde wird in acht Gruppen, die Hauptrunde in zwei Ligen (Liga A und B) ausgespielt. Alle 58 Vereine, die ein Nachwuchs-Leistungszentrum (NLZ) unterhalten, haben ein automatisches Startrecht in der höchsten Spielklasse. Der SSV Reutlingen gehört nicht dazu - der Kreuzeiche-Club glänzt zwar mit einer extrem guten und erfolgreichen Nachwuchsarbeit, hat aber keinen NLZ-Status.
Nach der Vorrunde, in der noch drei Spieltage auf dem Programm stehen, stoßen zur Hauptrunde elf Amateurvereine dazu, darunter der SSV. »Wir haben das Lizenzierungs-Verfahren durchlaufen und warten nun auf die Gruppen-Einteilung«, berichtet Grießer. Mögliche Gegner könnten 1860 München, FC Augsburg, Greuther Fürth, SSV Ulm 1846, 1. FC Nürnberg, Kickers Offenbach, Darmstadt 98, SC Freiburg und die Stuttgarter Kickers sein. Fest steht: Der VfB Stuttgart und Bayern München, die sich längst für die Liga A qualifiziert haben, werden nicht zu den Kontrahenten des SSV Reutlingen gehören, der sich zum dritten Mal nach 2006/07 und 2022/23 A-Junioren-Bundesligist nennen darf. (GEA)