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Wird Reutlingen zur Eishockey-Stadt?

Bei den TSG Black Eagles Reutlingen tut sich was: Wie die Macher den Eishockeysport vor Ort auf das nächste Level heben wollen.

Die Eishockeyabteilung der TSG Reutlingen will den nächsten Schritt gehen.
Die Eishockeyabteilung der TSG Reutlingen will den nächsten Schritt gehen. Foto: Baur
Die Eishockeyabteilung der TSG Reutlingen will den nächsten Schritt gehen.
Foto: Baur

REUTLINGEN . Es ist ein gewöhnlicher Dienstagabend in der Eishalle in Reutlingen. Die Hobby-Läufer ziehen ihre letzten Kreise, die Gäste treten nach und nach den Heimweg an und machen Platz für die Black Eagles, die Eishockeymannschaft der TSG Reutlingen. Im Eishallenbistro gleich neben dem Eis leuchten die Augen von Abteilungsleiter Marc Welsch und Hallenbesitzer Tilo Fritz, wenn sie über ihre Vision sprechen – über Eishockey in Reutlingen. Sie wollen etwas aufbauen, nachhaltig den Verein auf das nächste Niveau heben. Dafür bedarf es einer gewissen Portion positiver Verrücktheit. Aber die Macher der Black Eagles sind nicht nur positiv verrückt, sie sind auch ehrgeizig und zeigen sich für ihr Projekt leidenschaftlich ambitioniert. Gleichzeitig zeichnet sie eine gewisse Demut und Seriosität aus – ein Schritt nach dem anderen.

Die Vision beginnt mit der Verpflichtung von Headcoach John Kraiss, der selbst auf eine illustre Eishockeykarriere zurückblicken darf, und seinem Assistenten Christian Pratnemer. »Wir haben gesehen, dass wir eine sehr gute Basis haben, einen guten Mannschaftskern und auch im Umfeld, haben wir festgestellt, dass wir Potenziale heben können«, erklärt Welsch. Mit dem neuen Coach kommen punktuelle personelle Veränderungen, der Kern aber bleibt ein Gebilde aus jungen, aus der Region stammenden Spielern. Der nächste Schritt, ist die neue Liga – die Black Eagles spielen seit dieser Saison in der neugegründeten Baden-Württemberg-Liga, der vierten Liga, in der dritten Liga spielen dann bekannte Namen wie der SC Riesersee, der zehnmalige deutsche Meister aus Garmisch-Partenkirchen. Im ersten Jahr reichte es in der Hauptrunde auf Anhieb zu Platz sechs, es ging in die Playoffs – die heiße Phase, um den Kampf der Meisterschaft. Die Endstation hieß dann aber Zweibrücken. »Eine Erfahrung, die wertvoll ist«, sagt Fritz, der selbst einst mit Eishockey Geld verdiente.

Gemeinsam wachsen

Mittlerweile haben sich auch Kraiss und Pratnemer dazu gesellt. Beide stimmen in den Kanon der Ambitionen mit ein, sehen die Vision als Gesamtprojekt des Vereins. »Wir können nur gemeinsam wachsen, da gehören alle dazu«, so der Headcoach. Sichtbar sind bereits die ersten Veränderungen in der Halle, es gibt neue Banden, eine neue Plexiglasscheibe hinter dem Tor, durch die das Spiel noch mehr an Fahrt gewinnt. Außerdem baute Fritz neue Sitztribünen an die Spielerbankseite, die Videowand wurde umpositioniert und weitere Baumaßnahmen sollen folgen, um das Spielererlebnis zu verbessern.

»Wir wollen einfach professioneller werden, noch mehr Leute von diesem großartigen Sport begeistern«, so der Förderer und Fan der Black Eagles, Tilo Fritz. Hinzu kommt bei den Adlern ein neuer Webauftritt, die Spieler präsentieren sich auf der Webseite schon wie die ganz Großen. Es gibt einen Videochannel – Black Eagles TV, einen Podcast und nicht zuletzt neue Lautsprecher in der Halle – »um die Leute einfach noch mehr mitzunehmen«, grinst Pratnemer.

Die nächsten Schritte

Doch das alles soll nur der Anfang sein, mit ihrer Vision der Eishockeystadt Reutlingen sind die Macher auch ein gewisses Risiko gegangen – positiv verrückt eben. Zur neuen Saison verrät Fritz gibt es einen VIP-Raum, parallel arbeiten Welsch und Co. an einem Ausrüstervertrag, damit die Spieler einheitlich einkleidet werden und um neue Werbemöglichkeiten zu schaffen. »Man muss immer zwei Seiten sich anschauen, das eine ist der direkte Einfluss auf die Mannschaft durch punktuelle Verbesserungen oder die Ausstattung der Kabine. Der andere Punkt zahlt indirekt darauf ein, die Stimmung, die Möglichkeit Partnerschaften abzuschließen und vieles weiteres, dass gehört am Ende alles zusammen«, so Welsch.

Zudem soll den Spielern ein Physiotherapeut zur Verfügung stehen – alles Entwicklungen, die in der Eishockeywelt registriert werden. »Das kommt an und die Leute kommen aktiv auf uns zu und auch potenzielle Spieler sind davon angetan«, erklärt Kraiss. Zudem sollen sich die Entwicklungen auf den Nachwuchs auszahlen. Seit diesem Jahr gibt es wieder mehr Mannschaften für die unter 18-Jährigen – Tendenz steigend. Und so bauen die Black-Eagles-Macher in den nächsten Jahren auch vermehrt auf die eigene Jugend, um den Eishockeystandort Reutlingen nachhaltig zu etablieren.

Viele helfende Hände

All die Entwicklungen, all die Anstrengungen wären aber nicht möglich, wenn es neben der vier Herren nicht viele weitere Helfer gäbe, die mitanpacken, die unterstützen und selbst an die Vision glauben. Beispiele gibt es zuhauf. Der Vater von John Kraiss macht die Kasse an Spieltagen, oder Stadionsprecher und Eventorganisator Olav Schnier, der nach vielen Jahren bei den Stuttgart Rebels wieder zurück in seiner Heimat ist, und der dank seiner langen Erfahrung, unter anderem als Vorstandsmitglied des Oberligisten aus Stuttgart, neue Impulse liefert. Sie alle sind ein bisschen verrückt – positiv Eishockey verrückt. "Wir wollen uns langfristig professioneller aufstellen, Eishockey wachsen lassen, neue Fans etablieren und alte zurückholen, und uns in der Regionalliga oben etablieren", sind sich alle einig. Und Fritz ergänzt: "Diese Transformation ist eine große Herausforderung, aber wir sind alle motiviert.

Und da ist es dann wieder, das Leuchten in den Augen. Das breite Grinsen, wenn man über die ehrliche, harte Arbeit, die es beim Eishockey auf und neben dem Eis braucht, spricht. Im Adlerhorst entsteht was, das ist gewiss. (GEA)