FREIBURG. Wer um die halbe Erdkugel fliegt, ist nicht überrascht, wenn dort andere klimatische Verhältnisse als hier herrschen. Wenn es dann noch im mitteleuropäischen Winter geschieht, könnten die Gegensätze kaum größer sein. Martin Frey kehrte vor 14 Tagen aus Südafrika zurück und weiß, was ihn dort erwartet, wenn er in ein paar Tagen erneut aufbrechen und eine 16-stündige Anreise in Kauf nehmen wird.
Denn an der Südspitze Afrikas ist es jetzt Hochsommer und »knackig-heiß«, wie der Mountainbike-Profi aus Bad Urach sagt. Tagsüber hat es 30 bis 40 Grad, nachts kann es stark abkühlen. Um sich auf dieses Temperatur-Kontrastprogramm vorzubereiten, hat er zuvor beim Training auf der Rolle den Sommer simuliert. Sich also mit Winter-Kleidung und Mütze in Abschnitten von 40 Minuten abgestrampelt und entsprechend Schweiß vergossen. Mit Erfolg: »Nach den ersten Einheiten gewöhnt man sich daran«, sagt der 31-Jährige.
Vorsicht vor Springbocks
Südafrika hat aber noch mehr zu bieten hat als Hochsommer im Februar und März. Auch Fauna und Flora mit allem was dazugehört. Da kann es schon mal passieren, dass die Biker Zebras in freier Wildbahn zu sehen bekommen. Oder Springböcke. Diese afrikanische Antilopen-Art kann richtig Fahrt aufnehmen. Und damit Gefahren-Potenzial entwickeln, wenn man ihren Weg kreuzt. »Da muss man ein bisschen aufpassen, dass die einen nicht abräumt«, weiß der erfahrene und weitgereiste Profi.
Südafrika ist vielfältig. Mal Steinwüste mit nicht sonderlich vielen Höhenmetern, dann wieder sehr schwer mit viel Vegetation und richtig harten Anstiegen. Und es hat in dieser Saison-Phase gleich mehrere mehrtägige Etappenrennen im Angebot. Gut, um früh in richtig gute Form zu kommen - und um ordentlich Weltranglisten-Punkte zu sammeln. Das Ranking in der Marathon-Wertung ist nicht Freys Hauptaugenmerk. Er will in dieser Saison bei der Europameisterschaft und den Weltcups »vorne reinfahren« und beim Cap Epic, dem bevorstehenden Etappenrennen für Zweier-Mannschaften, mit seinem Teamkollegen Simon Stiebjahn (35) auf das Podest kommen. Falls diese Top-Ergebnisse gelingen, würde sich zwangsläufig ein vorderer Weltranglisten-Platz ergeben. Frey, der die vergangenen Saison auf Rang 17 der Rangliste abschloss, hat sich durch mehrere Top-Ergebnisse beim Tankwa-Trek-Etappenrennen im Februar bereits auf Platz zwölf der Weltrangliste verbessert. »Der Anspruch ist, unter die ersten Sechs zu kommen«, sagt der Wahl-Freiburger.
Die Form stimmt
Beim viertägigen Tankwa-Trek-Rennen in der Provinz Westkap, an dem 200 Teams teilnahmen, waren Frey/Stiebjahn in jeder Etappe immer in den Top Fünf platziert. Auf die Ränge drei, fünf und zwei folgte als Krönung der Gewinn des letzten Abschnitts, was im Gesamtklassement Platz zwei bedeutete. Lediglich die Lokalmatadoren Marco Joubert/Tristan Nortje landeten vor dem deutschen Duo. Der Abstand in der Gesamtwertung war nach Freys Geschmack etwas zu groß. 10:36 Minuten lag er mit »Stiebi« hinter den Gewinnern zurück. »Die haben uns schon beeindruckt. Wir müssen noch arbeiten«, lautet sein Fazit. Sein eigener Formaufbau in einem Winter, in dem er ohne Erkältung und Grippe durchkam, verläuft bisher nach Plan: Er sei auf einem »sehr guten Weg«, sagt der deutsche Vizemeister von 2023 voller Zuversicht.
Seinen Team-Partner kennt er aus dem Eff-Eff. Stiebjahn und er haben schon viele Rennen gemeinsam bestritten. »Wir harmonieren als Team perfekt«, unterstreicht Stiebjahn. Nun folgt die Cape-Epic-Konkurrenz, die aufgrund des Medien-Interesses und Prestiges eines der absoluten Highlights in Freys Saison-Kalender ist. Dasselbe gilt für das Schwenninger Singer-KTM-Racing-Team, das neben Frey/Stiebjahn mit Jakob Hartmann/Andreas Seewald eine zweite Top-Mannschaft ins Rennen schickt. Mit dem Lenggrieser Seewald (34), der WM-Zweiter 2022 war und derzeit in der Weltrangliste auf Rang zwei liegt, wurde vor Saisonbeginn ein Hochkaräter verpflichtet. Frey sagt angesichts der neuen Konstellation: »Ich bin echt mal gespannt, wie dieses Jahr wird. Das könnte cool werden.«
Hitze, Staub, Sand und Schotter
Cool wäre es auch, wenn er mit Stiebjahn wie 2021 wieder Gesamt-Zweiter beim Cape Epic werden würde. Und wie damals erneut einen Etappensieg feiern könnte. Bei diesem achttägigen Rennen im Hinterland der Kap-Region gibt es viele gebaute Trails. Zu Hitze und Staub kommen teils sandiger Untergrund oder Passagen auf losem Schotter hinzu. Die Strecken verlaufen hoch und runter, es gilt, ohne Stürze durchzukommen, um seine Chancen nicht einzubüßen. »Man muss mit dem Gelände kämpfen - das liegt mir«, sagt Martin Frey. Und man hört aus seinen Worten die Vorfreude auf diese Top-Veranstaltung heraus. (GEA)