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Kenianische Phalanx rast davon

TÜBINGEN. Arne Gabius ist ein ausgeschlafenes Kerlchen - obwohl er morgens um 11 Uhr bei der traditionellen Athletenpräsentation im Vorfeld des Tübinger Stadtlaufs noch recht müde daher kam. »Ich bin voll konzentriert«, entgegnete das Aushängeschild des LAV asics Tübingen allen Spekulationen. Konzentriert hatte er sich vielleicht schon da auf die Endphase der drei Runden durch die Neckarstadt.

Erst kurz vor Schluss überholte Gabius den Kenianer Collins Kibet (6.) und seinen Teamkollegen Filmon Ghirmai (7./beide 22:13). In der Zeit von 22:12 Minuten wurde der Vorjahres-Dritte als bester Nicht-Kenianer Fünfter. »Die erste Runde bin ich noch mitgegangen«, berichtete der 28-Jährige. Das hat in der zweiten Runde Spuren hinterlassen. »Da noch weiter mitzugehen, wäre Selbstmord gewesen«, mutmaßte Gabius. »Ich wollte nicht nach dem Fahrradtunnel rechts nach Hause abbiegen.«

Die stattliche Zahl von neun Kenianern - vier von ihnen kamen sogar erst ganz kurzfristig und ohne Einladung - machte das Rennen zu einem temporeichen Schaulaufen der Ausdauersportler aus dem afrikanischen Hochland. Mit Patrick Kimeli gewann ein erst 20-Jähriger aus den Reihen der Wunderläufer. Dem Jungspund steht bereits eine Bestzeit von 29:01 über die 10 Kilometer zu Buche. Für die 7,5 Kilometer mit drei Mal knackig die Neckargasse hoch brauchte er 21:24 Minuten, distanzierte damit seine Landsleute Peter Bett (21:28), Yusuf Biwott (21:30) und Hosea Tuei (21:53).

Blitzstart von Bett

»Es war hart, weil wir so schnell angegangen sind«, analysierte Kimeli das Rennen. Wohl wahr. Bett, der erst nach knapp 20 Minuten am Anlagensee von Kimeli eingeholt wurde, hatte losgelegt, als wäre es für ihn das letzte Mal. Schon hinter der Neckarbrücke hatte er einen Vorsprung herausgelaufen. »Ich laufe immer so schnell los«, berichtete der 31-Jährige, der im Duell mit seinem Trainingspartner dennoch den Kürzeren zog.

Biwott, seit vier Jahren Mitglied der Trainingsgruppe von Dieter Baumann und in der Tübinger Mallestraße ansässig, genoss es, quasi vor heimischem Publikum seinen Saisonabschluss zu geben. »Ich bin zufrieden, weil ich mich auf das Rennen nochmals gezielt vorbereitet hatte«, so der Mittelstreckler.

Neben neun Kenianern war auch ein guter Teil der deutschen Spitzenklasse in der Leichtathletik am Start. Steffen Ulicka zum Beispiel, WM-Teilnehmer über die 1 500 Meter aus der Nähe von Kiel. »Die weite Reise hat sich auf alle Fälle gelohnt«, meinte er. Die tollen Zuschauer seien beim dritten Mal die Neckargasse hoch nochmals ein richtiger Ansporn. Dass eine kenianische Phalanx deutlich vor ihm als Neuntem (22:30) ins Ziel gekommen war, ärgerte den 25-Jährigen nicht. Ganz im Gegenteil: »Die sind eine andere Liga. Wenn man einen von denen einholt, freut man sich.«

Ghirmai bezeichnete es sogar als Ehre, sich mit so vielen Top-Athleten duellieren zu dürfen. »Das war im Vorfeld sogar Ansporn für mich, die Sache nicht zu locker anzugehen.« Trotzdem hatte er die Zeit, das besondere Flair des Rennens im Rahmen des umbrisch-provenzalichen Marktes zu genießen.

Martin Beckmann, Marathonläufer bei der WM von der LG Leinfelden-Echterdingen, wurde 14. und hatte auch gleich die Antwort, warum es nicht weiter nach vorn reichte. »Das Rennen war ein Stück zu kurz und ein Stück zu schnell.« Bereits nach wenigen Metern sei er von den Frauen gestellt worden. Dass er versucht habe, dran zu bleiben, bezeichnete er schmunzelnd als »Blödheit der Langstreckler«. (GEA) Seite 19