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Grundler jubelt über Silber

REUTLINGEN. Nach der ersten Enttäuschung konnte Colin Grundler schon bei der Siegerehrung wieder lachen. Natürlich wollte er das Finale bei den deutschen B-Jugendmeisterschaften im Degen gewinnen, »aber die Freude überwiegt klar«, sagte der 13 Jahre alte Fechter der TSG Reutlingen nach der 7:10-Niederlage gegen Keanu Nagel (FSG Warendorf). Sein ambitioniertes Ziel, den dritten Platz aus dem Vorjahr zu verbessern, hatte er mit der Silbermedaille im Wettbewerb des Jahrgangs 2003 auf jeden Fall erfüllt.

Keanu Nagel (links) setzt im Finale den entscheidenden Treffer gegen Colin Grundler. FOTO: VEREIN
Keanu Nagel (links) setzt im Finale den entscheidenden Treffer gegen Colin Grundler. FOTO: VEREIN
Keanu Nagel (links) setzt im Finale den entscheidenden Treffer gegen Colin Grundler. FOTO: VEREIN
»Es haben sich ein paar Konzentrationsfehler eingeschlichen«
Dass es in der Reutlinger Storlach-Halle beim heimischen Tisoware-Pokal nicht zum Titel reichte, hatte vor allem mit der Stärke seines Kontrahenten zu tun. "Es waren diesmal Kleinigkeiten entscheidend", sagte TSG-Trainer Philipp Pleier, "denn die beiden kennen sich sehr gut". Bereits im Halbfinale des vergangenen Jahres war für Grundler gegen Nagel Schluss. Und auch in der diesjährigen Vorrunde standen sie sich in einem packenden Duell gegenüber, das Grundler denkbar knapp mit 9:10 verlor. Im Finale erwischte Nagel den besseren Start. "Bei nur zehn Punkten ist das nur sehr schwer wieder aufzuholen", so Pleier.Dass es mit der Revanche nicht klappte, lag aber auch an Grundler selbst. »Es haben sich ein paar Konzentrationsfehler eingeschlichen«, gab der Siebtklässler der Gemeinschaftsschule in Pliezhausen selbstkritisch zu. Die 16 Gefechte bis zum Finale hatten ihre Spuren hinterlassen - körperlich und mental. Zudem kam die Drucksituation in eigener Halle, in der er von zahlreichen Fans, Freunden und der Familie lautstark angefeuert wurde. "Das muss man in diesem Alter erst einmal aushalten", meinte Pleier, weshalb er mächtig stolz war.Generell war er mit allen Leistungen seiner Schützlinge im Feld der 66 besten Fechter aus Deutschland zufrieden. Nils Röhm focht sich bis auf Platz zwölf nach vorne, was für ihn "alles andere als eine Enttäuschung" war. Julius Kazmaier erreichte den 17. Rang. Im jüngeren Jahrgang (2001) hat sich Kevin Brudi (25. Platz) bei seinem Debüt auf dieser Ebene teuer verkauft. "Das ist ein Erfolg für das ganze Team", sagte Pleier. Für ihn zeigt es, "dass sich die harte Arbeit der Athleten und des gesamten Trainerstabs auszahlt".Einziger Wermutstropfen war das Ausscheiden von Württemberg I mit den TSGlern Grundler und Röhm im Viertelfinale des Mannschaftswettbewerbs. Das Duell gegen das Team Nordrhein war anfangs noch auf Augenhöhe, ehe es etwa zur Hälfte des Gefechts zum Bruch kam. Der Rückstand wuchs immer mehr, bis auch Grundler als letzter Fechter das Ruder nicht mehr herumreißen konnte. "Der Länderpokal hat seine eigenen Gesetze", sagte Pleier in Anlehnung an sein Pendant aus dem Fußball. Aber auch diesmal war bei Colin Grundler die Enttäuschung schnell verflogen, denn es gab für ihn noch einen weiteren Grund zur Freude. Mit Platz zwei bei der Einzelmeisterschaft wird er in den Perspektivkader des Deutschen Fechter-Bundes aufgenommen. Das bedeutet zusätzliches Fördertraining an den Stützpunkten in Leipzig und Tauberbischofsheim. "Das wird Colin noch einmal deutlich weiterbringen", glaubt Pleier. Schon jetzt sei er ein hervorragender Fechter, der technisch gut ausgebildet ist, mutig agiert und auch mental sehr stark sei. Weiterentwickeln müsse er sich im taktischen Bereich. "Diese Komponente gewinnt in der nächsten Altersstufe immer mehr an Wert", erklärte Pleier. Neben den eigenen taktischen Vorgaben ist dabei vor allem wichtig, die Taktik des Gegners zu analysieren und seine Schritte zu antizipieren. "Das wird dann später auch entscheidend, ob es ganz nach oben reicht."Ob es für Grundler einmal so weit reichen wird, steht noch in den Sternen. Die deutsche Meisterschaft der B-Jugend war das "erste Reinschnuppern auf der großen Bühne", wie Pleier es formulierte. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Athleten, die jetzt oben stehen, auch oben bleiben. (GEA)